Einfach romantisch schön und verträumt, dieses sanfte, warme Licht in den Morgenstunden eines Novembertages auf den Hügeln von Mouraria, einem maurisch geprägten Viertel von Lissabon. Weiß-blau gekachelte alte Häuser in engen Gassen, die historische Straßenbahn der Linie 12 kriecht die Berge hoch, die in hübschen Plätzen hoch über dem Hafen enden. Ich verliebe mich schnell in diese lebendige Stadt so voller Gegensätze. Majestätische Kirchen und Paläste wechseln sich ab mit grünen Plätzen und Altbauten, an denen die Kacheln längst abblättern. Urige Lokale in engen, verwinkelten Gassen. Ich habe Lissabon gerade erst besucht – zu Beginn der Weihnachtszeit. Da darf ein Abstecher bei der ältesten Konditorei der europäischen Metropole nicht fehlen: der Confeitaria Nacional.
Die älteste Konditorei und ihr Königskuchen
Zu Weihnachten gibt es in Lissabon nämlich eine besondere Tradition – und dafür stehen die Portugiesen am 23. und 24. Dezember oft Stunden vor eben dieser Pastelaria an. Der Bolo Rei – zu Deutsch: Königskuchen – wird hier am Praça da Figueira seit dem Jahre 1870 zur Weihnachtszeit frisch gebacken. Sie war die erste Bäckerei in Portugal, die den leckeren Hefekranz mit kandierten Früchten gebacken hat. „Wir bereiten jedes Jahr um die 1000 Kuchen zu. Für viele Lissabonner gilt: Der Bolo Rei darf am Heiligabend nicht auf dem Tisch fehlen“, erzählt mir stolz João Horta, Schichtleiter in der Confeitaria Nacional.
Das Rezept fand Balthazar Roiz Castanheiro, Gründer der Pastelaria, in den 1940er Jahren einst bei einer Reise in Frankreich und brachte es mit zurück in seine Heimat. „Ich kann nur soviel verraten“, sagt João mit einem Grinsen im Gesicht,“ wir backen den Kuchen mit vielen kandierten Früchten, mit Orangen, Kürbissen“. Das Rezept für den Hefeteig sei aber natürlich geheim. Mittlerweile gibt es auch eine Königinnen-Variante mit Mandeln und Cashews. Für viele prominente Politiker und Minister ist Bolo Rei zu Weihnachten ein Muss. So war die Confeitaria auch früher die Bäckerei des Königs Don Carlos I und seiner Familie. Sie besteht bereits seit dem Jahre 1829 – ein altes Traditionshaus innerhalb der Lissabonner Kaffeehaus-Szene. Mehr zu Cafés in der Stadt später bei uns.
Heiligenfiguren vor der Santa Maria Maior
Auch Theresa aus dem kleinen Laden für religiöse Requisiten hinter der Kirche Santa Maria Maior kennt bestimmt die Confeitaria und ihren Weihnachtskuchen. Seit fast 50 Jahren verkauft die redselige Lissabonnerin kleine und große Maria-Statuen, Krippen mit ganzer Gefolgschaft, Rosenkränze, Kräuter für das Wohlsein und die gebrochene Seele. „Ich liebe meine Stadt“, erklärt mir Theresa. Mit über 56 Nationalitäten lebe sie in dem Stadtviertel Mouraria. Multikulti – gerade auch an Weihnachten eine Vielfalt an Traditionen und Ritualen. Für die sympathische Ladenbesitzerin eine gute Mischung, auch wenn viele Menschen in den letzten Jahren in die Armut abgerutscht seien. „Ein hartes Leben“, sagt sie, „Die Preise sind sehr gestiegen“ in Portugals Hauptstadt. Kaum ein Produkt in ihrem Laden sei noch aus Portugal selbst, das meiste aus China.
Bunter Weihnachtsmarkt am Rossio
Eine Ecke weiter, raus aus dem multikulturellen Viertel Mouraria und rein in den Chiado, wird trotzdem kräftig konsumiert. Gefüllte Läden, auf den Straßen Passanten mit Tüten voller Weihnachtseinkäufe, viele Touristen. Edle Boutiquen, Cafés, historische Theater. Mitten auf dem Praça Rossio lockt zurzeit der Weihnachtsmarkt „A magical do Natal“ mit einigen Buden und einem riesigen Tannenbaum (nicht ganz echt, aber ok).
Hier könnt ihr traditionelle Handwerkskunst aus Portugal finden, aber ebenso Zeichnungen, Poster, Schinken- und Käsesorten aus der Region, gestrickte Pullis, Jacken und Handtaschen. Und wer auf seinen Glühwein nicht verzichten kann, kann ihn gerne auch hier einmal probieren. Bis zum 27. Dezember hat er noch seine Tore geöffnet, täglich von 10-21.30 Uhr.
Ein Tipp zum Übernachten:
das Hotel Mundial in der Stadtmitte, direkt am Praça Martim Moniz 2, mit netten Zimmern. Die Rooftop-Bar im neunten Stock ist ein super Tipp für Liebhaber außergewöhnlicher Bars: Der Blick über die Dächer Lissabons bis hin zum Castelo und runter zum Hafen ist einfach umwerfend, im Sommer legt ein DJ abends auf.
Ein guter Tipp fürs Sightseeing:
Mit der Linie 12 der nostalgischen eléctrico könnt ihr bei einer netten Schnupperfahrt den Burghügel der Mouraria umfahren. Sie fährt am Largo Martim Moniz los und schlängelt sich durch die engen Gassen, sehr urig. Es knarrt noch richtig und ruckelt. Tickets gibt’s beim Fahrer. Eine gute Möglichkeit für denjenigen, der viel umherfahren und zum Beispiel auch einige Museen anschauen will, ist die Lisboa Card.
Bei der Pressereise nach Lissabon wurde ich netterweise unterstützt von Turismo de Lisboa.
Weitere Artikel zu Portugal könnt ihr bei uns lesen, so etwa die Story über die Westküste mit Tipps für Kinder oder über die alte Keramik-Werkstatt an der Algarve.