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Unbekannte Metropole: 11 Tipps für Bukarest – mit und ohne Kinder

Bukarest – wo war das noch gleich? Nein, nicht Budapest… Stark unterschätzt ist die Hauptstadt von Rumänien – hier gibt’s viel zu entdecken, was die Reise wert ist. Wie der Rest des Landes, eigentlich…

Eintauchen, sich treiben lassen, die Mischung aus historisch prächtig und oft leicht kaputt erleben, aus schillernd renoviert neben rau und schlicht. Die Stadt steckt voller Lebensfreude und netter Menschen. Besonders mit Kindern erntet man wirklich oft Freundlichkeit. Hier haben wir mal ein paar gute Tipps gesammelt.

1. Irrer Parlamentspalast

Das wohl schwerste Gebäude der Welt, mächtiger als die Große Pyramide von Gizeh, prächtig ausgestattet voller Marmor, Kristallleuchtern, Goldvorhängen – und einem Atombunker. Absurd eindrucksvoll ist der Bau, spiegelt den Größenwahn von Diktator Ceaușescu. Für jeden Tag des Jahres 1000 Quadratmeter… Nach rund 40 Jahren ist der Palast noch immer nicht ganz vollendet, beherbergt aber längst Rumäniens Parlament. Unter anderem. Besucher dürfen nur auf geführten Touren hinein, dafür gibt’s Prunk und irrwitzige Geschichten (am besten vorher buchen). Sonst genügt vielleicht schon die eindrucksvolle Lobby und eins der Museen. Der Izvor Park gegenüber verspricht Erholung – samt großem Spielplatz mit eigenem Kinderpalast…
[Strada Izvor 2-4]

2. Graffiti und Urban Art

Nicht nur Tags und kleine Bilder überall: Bukarest hat auch beeindruckend große Graffiti-Gemälde zu bieten. Sozialkritisch oder auch nur kunstvoll ziehen sie sich über ganze Häuserwände. Ein Hotspot ist gewiss die Strada Arthur Verona, wo auch alljährlich das „Street Delivery Festival“ steigt und gleich für neue Graffiti sorgt. Wer den größeren Überblick sucht, bucht eine geführte StreetArt-Tour. Nur gucken muss man dann noch selbst. Hier  und hier ein Überblick

3. Bummelnswerte Altstadt

Alt neben neu, prächtig neben verfallen, erstmal bummeln und eintauchen in das Historische-Altstadt-Feeling. Art Deco, Neoklassik, kommunistischer Protz, Kirchlein und Ruinen. Trubel ist fast immer. Also am besten einfach schlendern, gucken, flanieren. In engen Gässchen und kleinen Plätzen reihen sich Läden, Cafés und auch ein Restaurant an das andere, vor allem rund um die Strada Lipscani, das Herzstück. Das sehenswerte „Caru’ cu bere“ mit Holzdekor und Buntglasfenstern ist mittlerweile Touristenhotspot, andere bieten auch leckeres Essen und mehr Luft. Abends mutiert das ein oder andere Café zu Bar oder Club, das Nachtleben gilt als legendär. Doch sind am Wochenende auch viele Familien spät unterwegs. Wer es ruhiger mag, bummelt lieber vormittags oder hält sich an die Randbereiche.

4. Europa finden in Bukarest

„Paris des Ostens“ hieß die Stadt nach einem Bauboom im späten 20. Jahrhundert, der sich stark an Frankreich orientierte – sind doch ihre Sprachen eng verwandt. Sogar den Triumph-Bogen baute man nach – auch wenn der „Arcul de Triumf“ lange nur aus Holz bestand, bis er 1936 „versteinert“ wurde. Viele der eleganten Fassaden finden sich noch entlang der Calea Victoriei. Sie ist übrigens regelmäßig am Wochenende autofrei. Der Großteil französisch inspirierter Gebäude fiel allerdings später Ceaușescus Umgestaltungswahn zum Opfer. Doch auch andere Ecken Europas finden sich in Bukarest. Das Athenäum von 1885 etwa erinnert an die griechische Hauptstadt und beherbergt heute die Staatsphilharmonie. Und die Macca-Villacrosse-Passage erinnert versetzt einen mit ihrer Architektur an die ähnliche Arkaden-Passage in Mailand.

5. Museen für die Sinne

Nagelbett, Einsteine, optische Effekte und eine Sitzecke an der Decke – hinein in die Welt der Illusionen geht’s durch ein blankgeputztes Spiegelkabinett. Im „Museum der Sinne“ beschäftigt und bezaubert eine kleine, aber feine Wissenschaftswelt auch das Kind im Erwachsenen, hier ist Ausprobieren und Anfassen Trumpf. Mitten im Einkaufszentrum, der AFI Cotroceni Mall, kann man in der Museumsecke eine lange Weile verbringen. Und wer nicht Shoppen mag, findet hier auch einen Kletterpark quer über den Food Court und eine ganze Eislaufbahn, sogar mitten im Sommer.
{Museum of Senses Bulevardul General Vasile Milea 4]

Oder vielleicht doch lieber mit Licht, Magnetismus und Seife experimentieren? Bei schlechtem Wetter lockt auch auf der anderen Seite des Zentrums lockt ein Sinnen-Museum, das „Haus der Experimente“ (), mit optischen und anderen Illusionen zum Anfassen. Vielleicht etwas weniger überlaufen, aber ähnlich spannend gemacht.
[Casa Experimentelor, 242 Calea Vitan]

6. Chöre und Kreuzgänge

Plötzlich hier ein bekreuztes Zwiebeltürmchen, dann dort mit Fresken oder fantastischen Mosaiken geschmückte Wände: Oft zeigt sich beim einfachen Spaziergang, dass der Glaube in Rumänien auch im Kommunismus nie an Kraft verloren hat, so viele Kirchen finden sich im Stadtbild. Manche klein und hölzern, andere strotzen vor Golddekor, mal halb verfallen, mal zwischen Neubauten gequetscht, manchmal mit mehr Platz. Von mehr als 60 Gotteshäusern in Bukarest ist der Großteil christlich-orthodox, doch auch drei Synagogen finden sich. Auch wer keinen Gottesdienst miterleben will, taucht hier ein in die Welt vieler Rumänen. Spürt einen Ruhepol im trubeligen Stadtleben. Auch die Kinder staunen und fragen.
[Listen der beeindruckendsten Kirchen finden sich im Netz, etwa hier.]

7. Stadtpark(s) mit See

Im Grünen mal durchatmen, das bietet in Fußentfernung von der Altstadt der große „Parkul Gradanu Cișmigiu“. Im Sommer locken Ruderboote auf den See, im Winter das Eislaufen, dazu gibt’s kleine Cafés und Kioske. Spielplätze natürlich sowieso. Der größte Stadtpark mit noch größerem See, samt Abenteuerpark und Piratenspielplatz liegt eine halbe Stunde weiter nördlich am Stadtrand: Der „Herăstrău Park“ für einen längeren Ausflug ist gut per Bus oder Metro zu erreichen
{Cismigiu: Bulevardul Regina Elisabeta, Herăstrău: Şoseaua Pavel D. Kiseleff 32]

8. Versteckte Passagen entdecken

Besonders bei blauem Himmel leuchten die bunten Schirme über der „Pasajul Victoria“ oder „Strada cu Umbrele“– Hunderte von ihnen sind zwischen den Häusern der engen Gasse aufgespannt, am Rande der Altstadt. Unten lässt sich prima sitzen und dinieren. Oder Pizza essen oder auch nur ein Drink genießen. Nicht spektakulär, aber schön. Zwischen der Calea Victoriei und der Strada Academiei, nahe der Piata Odeon.
Architektonische Vielfalt versteckt sich ein paar Blocks weiter südlich in der „Pasajul Macca-Vilacrosse“, zwischen der Calea Victoriei und der Strada Eugeniu Carada.

9. Karussell der Buchgelehrten

Bücher, Bücher und Kultur – über vier Etagen hoch zieht sich der wirklich schöne Buchladen, „Cărturești Carusel“ in der Altstadt. Wer keine rumänischen oder englischen Bücher sucht, staunt über die weißen Balkone und Treppen rund um die Innenhalle unter Stuckdecken und einem Glasdach. Auch wenn alles historisch wirkt, ist die Cărturești-Kette erst 2015 erst hier eingezogen – auch als Kulturzentrum. Neben vielen Sitzecken lockt auch ein Café im Obergeschoss zur Pause. Das vielleicht prächtigste Beispiel der vielen Buchläden der Stadt.
[Cărturești Carusel, Strada Lipscani 55]

10. Altes Rumänien in Freiluft

Holzhäuser, Windmühlen, Strohdächer, Handwerkskunst – aus allen Regionen des Landes stammen die Objekte im Freiluftmuseum „Muzeul Satului“ (auch „Dimitrie Gusti Village Museum“. Das historische Landleben lässt sich hier nachfühlen, schön gemacht, man ist mitten drin in unterschiedlichen Baustilen und Lebensweisen. Im Sommer locken Veranstaltungen. Besonders lebendig sind auch die vielen Katzen, für die Kinder fast so spannend wie das weitläufige Museum oder der nahe Spielplatz. Am Herastrau-Park nahe dem Triumphbogen.
[Muzeul Satului, 28-30 Pavel Kiselff Street}

11. Spektakuläre Springbrunnen-Show

Leuchtende Farbwechsel, zur Musik tanzende Wassersäulen: „Besser als in Dubai“, sagte der Taxifahrer. Und das Guinness Buch der Rekorde listet die Springbrunnen von Bukarest als längstes choreografiertes Fontänensystem der Welt. Jedenfalls legen zwischen Mai und Oktober zum Wochenende die Fontänen auf dem Platz der Einheit, der „Piața Unirii“ eine faszinierende Tanz- und Lichter-Show hin, samt 3D-Projektionen perfekt zur Musik. Zwar sind die artesischen Springbrunnen noch aus der kommunistischen Zeit, heute aber mit smarter Computersteuerung aufgemotzt. Die kostenlose Show dauert eine Dreiviertelstunde, freitags, samstags und sonntags startet sie je nach Sonnenuntergang zwischen 20 und 21 Uhr 30.

 

GUT ZU WISSEN:

  • Das Tourismusamt gibt einen Überblick: RomaniaTourism Bucharest und VisitBucharest.
    In Bukarest gibt es ein großes Angebot an geführten Touren mit verschiedenen Schwerpunkten: Alltag im Kommunismus, Food, Dracula, Historie, StreetArt, Kommunismus&Monarchie, Architektur, etc.pp. Zu Fuß, per Tuktuk oder Rad. Meist auf Englisch.
  • Auch kostenlose Touren von Ehrenamtlichen finden sich, z.B. hier und hier.
  • Rumänien gehört zwar zur EU, nutzt aber nicht Euro, sondern Lei („RON“) als Währung
  • Herumkommen in der Stadt geht bestens mit Bus, Tram und Metro – oft lohnt sich ein Mehrtagesticket. Hier ein Überblick.
  • Üblicher als Taxis (die als Touri-Fallen gelten) und weitverbreitet sind Uber und Bolt, die per entsprechender App gebucht werden.
  • Die besten Reisezeiten sind Frühjahr und Herbst, wenn es weder zu kalt noch zu heiß ist und weniger Touristen in die Stadt strömen.
  • Mit Englisch kommt man recht gut zurecht, gelegentlich sogar mit Deutsch.

Es folgen noch weitere Berichte aus Rumänien – etwa aus dem Donau-Delta oder der Dracula-Burg.
Diese Reise und Recherche wurde in keiner Weise unterstützt .

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