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Klimahaus Bremerhaven: Wetterextreme hautnah erleben

Starkregen und Stürme, Hitze und Dürre – weltweit erleben wir immer öfter Extremwetter. Im Klimahaus Bremerhaven lässt sich diese Folge des menschengemachten Klimawandels jetzt in einer neuen Dauerausstellung interaktiv erleben.

Das Jahr hatte es in sich. Immer wieder Starkregen, Erdrutsche, Hurricans, zuletzt über Wochen massive Überschwemmungen in Spanien, Italien, Frankreich und Portugal. Das Wetter wird extremer. Wir können ihm quasi in Echtzeit dabei zuschauen. Warum das so ist, ist in der Naturwissenschaft schon lange anerkannt: Eine heißere Welt ist eine nassere Welt. Mehr Energie in den Ozeanen, in der Luft und am Boden führt zu immer kräftigeren Stürmen und Regenfällen – und anderswo zu Dürre. Wir verbrennen immer noch viel zu viel Kohle, Gas, Öl und Holz und heizen damit das Klima weiter an.

Zum komplexen Thema Wetterextreme hat das Klimahaus Bremerhaven jetzt eine neue Ausstellung entwickelt. Sie will die Zusammenhänge von Erderwärmung, sich veränderndem Klima und Extremwetter nachfühl- und verstehbar machen und Lösungen aufzeigen. Anfang Januar 2025 geht es los.

Wetterextreme erleben im Klimahaus Bremerhaven

Ab dem kommenden Jahr fährt im Klimahaus Bremerhaven der Uplift. Er ist Teil der neuen Dauerausstellung Wetterextreme. Die ergänzt fortan die große Klimahaus-Ausstellung Reise durch die Klimazonen der Welt. Doch was genau erwartet die Besucherinnen und Besucher? Ich durfte mir die Ausstellung schonmal vorab anschauen und den Uplift ausprobieren.

Klimahaus-Meteorologin Annika Brieber im Wetterstudio

Los gehts auf der ersten Ebene mit einem Green Screen, in dem man sich bei einer Wettermoderation filmen lassen kann. Meteorologe Özden Terli zeigt, wie es geht. Außerdem gibt es hier ein ganzes Wetterstudio mit Wetterkarten, das sich Wetterextremen widmet. Man erfährt, wie die Wetterextreme mit dem menschengemachten Klimawandel und der daraus resultierenden Erderwärmung zusammenhängen. Long story short: Zu viel Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre wirken wie ein Spiegel und reflektieren die von der Erde ins All abgestrahlte Wärme. Darüber hinaus wird erklärt, wie es im Inneren eines Tornados aussieht und wie sich Wolken anfühlen. Diesen Ausstellungsbereich kann man übrigens noch mit dem regulären Klimahaus-Ticket besuchen. Wer den nächsten, spektakulärsten Teil erleben will, den Uplift, braucht dann aber ein separates Ticket.

Im Uplift durchs Extremwetter

Einmal um die Ecke und durch eine geöffnete Glastür, dann steht man auf dem runden Uplift. Er ist im Prinzip ein großer Fahrstuhl. Wer mitfahren will, sucht sich einen Platz auf den Bänken, die in mehreren Reihen aufsteigend hintereinender stehen. Bis zu 40 Personen haben auf der Plattform mit ihren 12 Metern Durchmesser Platz. Uplift ist übrigens ein Begriff aus der Meteorologie, er beschreibt das Phänomen, wenn Luft in einer Wolke schnell aufsteigt.

Alle drin, alle haben einen Sitzplatz gefunden? Die Türen schließen sich, das Licht geht aus. Während eine Erzählstimme von der Galaxie und der perfekt ausbalancierten Atmosphäre berichtet, schauen alle nach oben. Das Firmament und die Erde ziehen über uns hinweg. Natürlich nur virtuell: Rund um die Hubplattform werfen insgesamt 24 Beamer Filme an einen 360 Grad-Bildschirm.

Gewitter, Sturm und echte Gischt

Und dann geht es richtig los. Die Atmosphäre verändert sich, immer öfter stellen sich Dauer-Wetterlagen ein: Gewitterdonner und lautes Sturmbrausen erfüllt den Raum, hohe Wellen branden rund um die Plattform und versprühtes Wasser macht uns ganz real nass.

Als nächstes erleben wir einen gigantischen Waldbrand. Kunstnebel wabert wie dicker Qualm über den Boden. Der Uplift dreht und hebt sich im Laufe der soundgewaltigen Show, Balken scheinen auf einen zuzukommen; knapp acht Meter geht es nach oben. 12 Minuten später entlässt uns die Plattform durchgeschüttelt und voller intensiver Eindrücke auf der Ebene 3.

 Foto: Klimahaus Bremerhaven/Antje Schimanke

Augenzeugen berichten – und machen Mut

Nach den vielen Sinneseindrücken erstmal kurz sammeln… Im letzten Ausstellungsteil berichten Augenzeugen an mehreren Stationen in Videos, welche Wetterextreme sie erlebt haben und wie das ihr Leben verändert hat. Darunter ist ein Polizeitaucher aus dem Ahrtal, ein Bio-Bauer aus Portugal und eine Frau aus Bangladesh, dem Land, das immer wieder von Hochwassern heimgesucht wird. Die Klimaforscherin Friederike Otto betrachtet jeden der drei Themenbereiche Regen, Sturm und Hitze aus wissenschaftlicher Sicht, Meteologion und Astronautin Insa Thiele-Eich ordnet ein und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.

Die Augenzeuginnen und Augenzeugen berichten nicht nur, was sie erlebt haben, sondern auch, was man in ihrem Land daraus gelernt hat. Also wie man den Wetterextremen Sturm, Regen und Überschwemmung und Hitze/Dürre/Feuer heute begegnet, welche Veränderungen und Lösungen es inzwischen gibt. Das beruhigt nicht, macht aber zumindest ein wenig Mut, den Extremen nicht ganz hilflos ausgeliefert zu sein.

Die Frau aus Banglasdesh etwa berichtet, dass ihr Land inzwischen über ein gut funktionierendes Vorwarnsystem verfügt. Das kann Fluten und die damit einhergehende Zerstörung von Häusern und Äckern zwar nicht aufhalten, aber wenigstens sterben in Bangladesh kaum noch vom Hochwasser überraschte Menschen. Und in Barcelona pflanzt man inzwischen konsequent Bäume gegen die Hitze in der Stadt und ein Unterschied ist bereits deutlich spürbar.

Wetterextreme interaktiv entdecken

Am Ausgang dieses Ausstellungsteils zeigt eine interaktive Extremwetterkarte, welche Wetterextreme es in den letzten Jahren wann und wo auf der Welt gab. Man kann mit Hilfe eines großen Buzzers einzelne Kontinente betrachten, sich näher an Länder heranzoomen und nach Wetterextremen sortieren, also extremen Hitzewellen, Dürren und Feuern, Stürmen oder starken Niederschlägen. Beim Scrollen fällt mir manchmal wieder ein, um welches Extremwetterereignis es sich gehandelt hat. Doch vieles hatte ich auch schon wieder vergessen – es sind einfach viel zu viele Wetterextreme in den letzten Jahren.

Mein Fazit: Es gibt viel zu entdecken auf den insgesamt rund 1500 Quadratmetern des neuen Ausstellungsbereichs. Also ausreichend Zeit einplanen!

Sich auf die Reise machen

Wer die Ausstellung Wetterextreme erlebt hat, braucht vielleicht erstmal eine Pause, um die intensiven Eindrücke zu verarbeiten. Im Klimahaus gibt es ein Selbstbedienungs-Restaurant, das Erfrischungsgetränke, Kaffee und überwiegend vegetarische oder vegane Speisen anbietet. Oder ihr stöbert ein wenig im Shop mit seinen Plüschtieren, Spielen und Spezialitäten. Danach solltet ihr euch die Dauerausstellung Reise nicht entgehen lassen. Dabei wandert ihr nämlich auf verschiedenen Ebenen durch mehrere Kontinente und ihre Klimazonen – von und nach Bremerhaven und immer entlang des Längengrades 8° Ost. Ihr besucht zum Beispiel in Niger die Tuareg in der Wüste, balanciert über eine wacklige Hängebrücke über echtes Wasser in Kamerun und erlebt die Schweizer Berge. Und in der Antarktis wird es in echtem Eis richtig kalt. Plant auch hier nochmal ausreichend Zeit ein, denn die Reise erstreckt sich über 5000 Quadratmeter und es gibt mit allen Sinnen viel zu entdecken. Dieser Bereich eignet sich auch schon für kleinere Kinder.

************** GUT ZU WISSEN ****************

Foto: Klimahaus Bremerhaven/Ralph Langer

Das Klimahaus Bremerhaven ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Ein Einzelticket kostet 22 Euro, für Kinder 13 Euro. Die Jahreskarte gibt es für 32 Euro. Hier findet ihr alles zu den Tickets und Preisen.

Klimahaus Bremerhaven
Am Längengrad 8
27568 Bremerhaven

Wetterextreme: Ebene 1 und Ebene 3 sind ab Anfang Januar öffentlich zugänglich, wann genau, sagt euch die Website des Klimahauses Bremahaven. Für die Fahrt mit dem Uplift braucht man ein Extra-Ticket. Da die Plätze begrenzt sind, bucht das idealerweise vorab. Es kostet 7,50 Euro. Zwei Plätze sind für Rollstuhlfahrer reserviert. Die Show im Uplift findet könnt ihr auf Deutsch oder auf Englisch erleben. Für kleine Kinder (Kindergartenalter) ist sie nicht geeignet. Aber für Familien mit älteren Kindern: Perfekt für einen Ausflug in den Norden.

Zum Team des Klimahauses Bremerhaven, das die neue Ausstellung Wetterextreme mit dem Uplift konzipiert und realisiert hat, gehören unter anderem Annika Brieber (Meteorologin), Dr. Susanne Nawrath (wissenschaftliche Ausstellungsleiterin/Prokuristin), Imke Wendt (Gestalterin) und Ingrid Hayen (Geschäftsführerin).

 

Tipp: Wer Lust auf ein leckeres und dabei umweltfreundliches Menü hat, sollte das Resteessen im Atlantic Hotel Sail City probieren. Denn Lebensmittel sind zu schade zum Wegwerfen. Lasst euch überraschen! Das Hotel liegt direkt neben dem Klimahaus.

Zum Vorab-Erleben des Uplifts hat mich das Klimahaus Bremerhaven eingeladen. Copyright Titelfoto: Klimahaus Bremerhaven/Antje-Schimanke

Mehr Wetter und Klima? Wir hätten die schwedischen Wetterinseln im Angebot. Und einen Beitrag darüber, wie die Klimakrise die Alpen verändert. Und wenn ihr in Bremerhaven seid, verpasst nicht das Auswandererhaus direkt neben dem Klimahaus!

2 Kommentare

  1. Ursula sagt

    Das klingt total spannend, das könnte ich in den Weihnachtsferien mit meiner Nichte anschauen. Aber meinst du, eine 7-Jährige kann die Ausstellung über das Klima überhaupt schon verstehen?
    Viele Grüße, Ursula

    • Hallo Ursula, ich denke schon. Vieles ist ja auch sehr spielerisch umgesetzt, sie kann zum Beispiel selbst das Wetter moderieren. Und wenn es ihr auf der dritten Ebene (nach dem Uplift) thematisch zu schwierig ist oder ihr die Erklärungen zu lang werden, könnt ihr ja in die Hauptausstellung „Reise“ wechseln. Berichte gern, wie es war.
      Liebe Grüße
      Anke

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