„So und wenn das Schlauchboot umkippt und ihr seid noch dadrunter, versucht direkt unter dem Boot wieder heraus zu tauchen“, der hübsche, sportliche Brandon grinst mich übers ganze Gesicht an und denkt wahrscheinlich: „Ist doch das Normalste überhaupt – und ganz easy peasy…“ Ich habe mir nur gerade mit ach und krach den hautengen Wetsuit übergezogen, bin froh, dass ich ihn und die Schwimmweste noch drüber bekommen habe. Und denke mir nun: „Wenn das Schlauchboot mitsamt uns, den kleinen Jungs und meinem 85jährigen Vater in den Fluten des Arkansas Rivers umkippen würde…“ Oh nein… Langsam wird mir doch Angst und Bange. Ich überlege mir kurz, ob diese Raftingtour in Buena Vista, im Herzen des US-Staates Colorado, wirklich das richtige für einen Familien-Trip ist. Doch dann wird es ein geniales Abenteuer in den Rockies, über das wir noch lange lange reden …
In den reißenden Fluten des Arkansas
Natürlich stürzt dann einer von uns doch noch ins eiskalte Wasser: Schwups landet mein Vater von einer Sekunde zur anderen im wilden Arkansas, aber hält sich wacker, schwimmt neben dem Boot her. Links und rechts ragen die hohen Felsen und Bolders aus dem Wasser. Unser guide Brandon von Monumental Expeditions zieht ihn schnell ans Boot und reißt ihn mit einem Schwung direkt wieder rauf ins Boot, einmal Körperkontakt gefällig? Brust an Brust. Beide lachen. Mein Vater sieht sichtlich erleichtert aus, dass er wieder im Trockenen ist. Wir sind auf dem Trip „Browns Canyon National Monument“, Schwierigkeitsstufe der Stromschnellen: 2-4, und fahren die nächsten zweieinhalb Stunden und neun Meilen den reißenden Fluss hinunter. Diese Tour ist übrigens buchbar für drei oder fünf Stunden, aber auch über Nacht – inklusive genialem Sternenhimmel, wer Glück hat, kann die Milchstraße beobachten! Einzigartig!

Mit Brandon in den Bergen
Hohe Wellen, enge Kanäle zwischen riesigen braunen Boulder-Felswänden am Ufer und imposanten Cliffs direkt im Fluss. Die Jungs lieben es und verlangen immer herausfordernde rapids. Unser guide, Brendon Brown, sitzt hinten etwas erhöht auf dem Boot und leitet uns durch den wilden Arkansas. Auf sein Kommando hin heißt es paddeln und zwar synchron: „Let’s go, one, two, three – and stop!“ vorwärts, rückwärts. Es macht richtig viel Spaß in dieser atemberaubenden Bergwelt des Browns Canyon National Monument. Ein riesiger privat-öffentlicher Nationalpark mit Schwarzbären, Elchen, Adlern, Kojoten, blauen Reihern, Dickhornschafen und Klapperschlangen. Am Ufer und im seichteren Wasser begegnen wir immer wieder Anglern, die ihre Routen nach Regenbogenforellen und anderen Fischen auswerfen.
Im Juni zeigt der Arkansas beste Rafting-Voraussetzungen
Brandon, der schon seit über zwölf Jahren als Rafting-Guide tätig ist, rät mir: „Am besten kommt ihr Anfang Juni für eine Tour, da hat der Fluss dreimal so viel Wasser. Das sind richtig coole Trips“. Später im Jahr kann der Arkansas manchmal leider auch zu wenig Wasser haben. Solche Trockenperioden seien echt schwierig. „Du willst ja nicht das Boot ewig über die Felsen schleppen, bis das Wasser wieder tief genug ist“, meint Brandon. Jedes Jahr kommen allein an die 1,5 Millionen Rafting-Gäste in den Nationalpark. Monumental Expeditions hat noch sieben Mitstreiter in dem netten Bergstädtchen Buena Vista. Das Business läuft. Trotzdem müssen die Guides auf dem Fluss schauen, dass sich die Boote nicht knubbeln an den Stromschnellen. „Da heißt es Abstand halten und Geduld haben“, weiß der sportliche Kanadier, nicht immer ganz easy, aber er nimmt es gelassen. Saison ist Anfang Mai bis Mitte September.
Sushi und Indianerschmuck in Buena Vista
Buena Vista ist rund eineinhalb Stunden von Colorado’s Hauptstadt Denver entfernt. Mitten in der Prärie und den Bergen, in dem weiten Tal des Arkansas zwischen zwei Bergketten der Rockies. 4000er Berge wie der bekannte Mount Princeton sind in Sichtweite. Richtiges Cowboy-Land. Endlose Weite, Steppe, Rinder… Das Stadtviertel South Main, direkt am Arkansas gelegen, ist erst 2010 fertig gebaut worden. Nette kleine, bunte Stadthäuschen und ein echt gemütliches Hotel, das Surf Hotel mit super Dinner (frischer Fisch, fette Steaks und leckere Pasta). Wer alten Indianerschmuck sucht, kann das „Wild Earp Antiques & Gifts“ an der East Main Street aufsuchen, hier designt Meghan Earp mit ihrem Großvater geschmackvollen Silberschmuck. Aber auch gutes Sushi, („Sushi Thai BV“), Burger oder mexikanische Leckereien (Tacos bei „La Serena“) bekommt ihr an der Main Street von Buena Vista. Neben Wildwasser Rafting können sportliche Gäste hier auch gut kajaken, Mountainbiken, angeln, wandern – Tourveranstalter sind vor Ort.

Vom Goldrausch in Colorado
Weiter geht’s von dem Städtchen am Arkansas in die Rockies, höher und höher. Wir fahren in die einst wohl reichste und wildeste Wild Western-Stadt Leadville in einem 3100 Meter hoch gelegenen Tal. Im Herzen der Rockies wurde hier schon im Jahre 1860 das erste Gold entdeckt, 15 Jahre später dann Silber. Die Stadt wuchs und wuchs: Um 1880 rum lebten in Leadville über 30 000 Bergleute, es gab mehr als 100 Saloons, Tanzhallen, Spielkasinos, viele Hotels und Bordelle. Wilder Westen! Eine upper class entwickelte sich. 1883 kam dann das Ende, viele verließen die Stadt wieder. Historische Gebäude und viktorianische Fassaden an der Harrison Street erzählen noch immer die Geschichte des Bergbaus und der alten Gold-Boomtown. Ein Tipp: Geht unbedingt auf ein Bier und Fries in den Silver Dollar Saloon, die älteste Bar von Leadville (und viertälteste von Colorado), eröffnet in 1879 und immer noch voll von alten Klavieren, Billardtischen, Schwarzweißbildern, Minen-Helmen und und und.
Die Geschichte des Goldes und „Baby Doe“
Sehenswert sind auch: die National Mining Hall of Fame & Museum zur Geschichte des Gold- und Silberabbaus in Leadville und Colorado. Dazu unbedingt über die Silver King’s Highways in die alten Bergbaureviere in der Nähe von Leadville fahren. Hier könnt ihr historische Mining-Gebäude besichtigen und interessante Stories wie die von Elizabeth Bonduel „Baby Doe“ McCourt und ihrem Aufstieg zur „best dressed woman in the west“ und dem späteren einsamen, verarmten Ableben in der alten verwahrlosten Hütte der „Matchless Mine“ hören. Sehr spannend! Eine selbstführende Guiding-Tour findet ihr hier.


Hoteltipp für Leadville: das Historic Delaware Hotel. 1886 erbaut von den Callaway Brüdern, ist es das einzig übrig gebliebene Grand Hotel der „glory days“ der Gold-Ära. Mit netter Bar, Aktienscheinen von damals an den Wänden, natürlich wieder einem historischen Klavier mitsamt Piano-Notenrollen, leckerem Steak-Dinner. Ihr kommt euch vor wie im guten alten Western-Movie!
Hinkommen & gute Reisezeit
Flüge mit Lufthansa von Frankfurt nach Denver. Von Denver aus mit dem Mietwagen vorbei an Colorado Springs nach Buena Vista (ca. 150 km) und weiter von dort nach Leadville (nochmal ca. 100 km). In den Bergen gibt es meist schöne Herbste (September bis November) mit klarem Himmel, kühlen Nächten und farbenprächtigen Wäldern und später kalte, schneereiche Winter ab meist Anfang Dezember bis Februar. Eine gute Reisezeit ist Frühjahr und Sommer/Herbst.
Unterstützt hat mich netterweise bei der Planung der Reise Visit Colorado.
Wer noch mehr bei uns zu den USA lesen möchte, lest doch eine Story zu 11 Tipps zu Brooklyn oder Krebse in den Hamptons oder Maine, dem Land der Hummer.



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