Tipps für Hamburg gibt es viele, doch ich habe welche, die rund um eine U- oder S-Bahnstation liegen. Den Anfang macht die Haltestelle „Landungsbrücken“ und der Alte Elbtunnel.
Wer zum Alten Elbtunnel gelangen will, wählt als Startpunkt die Landungsbrücken (Haltestelle der S1, S2, S3 und U3 oder Parkplatz Bei den St. Pauli Landungsbrücken 4). Wer von der Haltestelle Landungsbrücke kommt und etwas rechts in Richtung Elbe blickt, hat eines der schönsten Postkartenmotive Hamburgs vor sich: Die St. Pauli Landungsbrücken. Ein graues Tuffstein-Ensemble mit markant grünen Kuppeldächern und zwei Türmen. Den Abschluss bildet ein großer, Pfeilern ruhender, runder Kuppelbau mit drei mächtigen Portalen und Giebeln. Ein schönes, kraftvolles Gebäude, das eine Basilika oder ein anderes Gotteshaus aus frühen Zeiten sein könnte. Ist es aber nicht, sondern der Eingang zum Alten Elbtunnel Elbtunnel.
Fußgänger und Radfahrer können 24 Stunden und kostenlos das „Wahrzeichen der Ingenieurskunst“ durchqueren. Für Autofahrer ist der Tunnel eine Einbahnstraße: Von St. Pauli nach Steinwerder von 8 bis 13 Uhr. Von Steinwerder nach St. Pauli von 13 bis 18 Uhr. Eine Fahrt kostet pro PKW, Mofa, Motorrad 2 Euro. Am Wochenende und an Feiertagen dürfen keine Autos fahren. Drinnen führen zwei Treppen mit je 132 Stufen runter auf 24 Metern. Alternativ kann man sich mit einem der Lastenaufzüge in einer offenen Stahlkonstruktion für Fahrzeuge oder einem der kleinen Personenaufzüge nach unten kutschieren lassen. Ich entscheide mich für den Abstieg zu Fuß und das Herz klopft, endlich einmal zu Fuß unter der Elbe hergehen.
Und der Alte Elbtunnel ist kein Vergleich zum neon-gelben Staumoloch der neuen Elbröhren. Die alten sind hell gekachelt, sehr sauber und einladend. Die Wände sind mit Reliefs geschmückt, die Fische und anderes Meeresgetier zeigen, aber auch Ratten und Arbeitsstiefel. Insgesamt ist die Strecke 426,5 Meter lang, also ein kurzer Spaziergang.
Architekt Otto Wöhlecke, der auch die Landungsbrücken entworfen hatte, wollte nicht nur eine technische Meisterleistung schaffen, sondern diese sinnlich auch erlebbar machen und so auch technisch Unversierten nahe zu bringen. Er wollte Technik und Schönheit vereinen und das ist gelungen. Nach vier Jahren Bauzeit wurde der Alte Elbtunnel mit großem Brimborium im September 1911 eröffnet. Er war erste Unterwassertunnel Europas und eine Sensation. Knapp 4500 Arbeiter räumten mit Schaufeln Steine und Modder unter der Elbe weg, damit der hydraulisch betriebene Bohrer den Tunnel graben konnte, den Männer sogleich mit Stahlteilen abstützten.
Überdruck verhinderte, dass Wasser eindrang. Gut für den Bau, schlecht für die Menschen, die fehlender Druckausgleich krank machen und auch tödlich sein kann. Zwar gab es damals auch schon Druckschleusen, doch die waren technisch noch nicht ausgreift und das Wissen um Druckluftmedizin steckte noch in den Kinderschuhen. So litten viele hundert Männer an der Taucherkrankheit, drei starben.
Der Tunnel unter der Elbe war auf Druck der Hafen- und Werftarbeiter gebaut worden, die vehement auf eine Alternative zu den Fähren pochten. Vor allem während der Herbst- und Winterstürme war die Schiffsquerung der Elbe lebensgefährlich. Viele Schiffe kenterten und rissen die Männer mit in die Tiefe. Nichtfahren war auch keine Alternative, denn dann gab es keinen Lohn. Inzwischen steht der Alte Elbtunnel unter Denkmalschutz und zu seinem 100. Geburtstag 2011 wurde er als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieursbaukunst Deutschlands“ ausgezeichnet. Derzeit macht er als Kostenfaktor von sich reden.
In Steinwerder gehe ich wieder treppauf, ein paar Schritte um das schnöde Backsteingebäude (der schöne alte Tuffsteinbau wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört) herum und genieße den Blick auf die Stadt: Michel, Landungsbrücken, Cap San Diego. Auch wenn heute alles grau ist, bin ich beeindruckt. Zurück zokkele ich in den alten Aufzügen runter und wieder rauf und bin nach ein paar Schritten wieder an den Landungsbrücken.
Unbedingt machen. Für Kinder ist eine Fahrt mit dem Auto noch spektakulärer. Auf Öffnungszeiten achten.
Der Tunnel ist auch nachts geöffnet und bei Nacht hat die Elbquerung ein besonderes Flair.
So alte Bauwerke sind wirklich toll. Wenn ich mal wieder in Hamburg bin werde ich mir definitiv den Tunnel anschauen. Danke für den Tipp!
Toller Bericht. Den alten Elbtunnel bin ich schon unzählige Male entlang gelaufen und jedes Mal finde ich ihn unglaublich schön 😀 Ich hoffe, dass er immer erhalten bleiben wird 😀
LG
Mel