Frederik das Reisekind wollte mal wieder los: ins Multimar Wattforum. Eigentlich eine gute Idee, doch nicht so schnell hintereinander. Zum Glück konnte ich ihn von Büsum überzeugen, denn die Sturmflutenwelt Blanker Hans kannte ich auch nicht. Im März bei doch immer drohendem Wind und Regen, muss man immer ein trockenes Plätzchen parat haben. Perfekt, wenn es sich dabei um ein Piratennest handelt.
Und ewig lockt die Nordsee – zwar noch nicht unbedingt zum Baden an den Strand, aber zum Bummeln, Schauen und Träumen. Für Hund Julchen Programm genug, Frederik braucht mehr Begeckung. Buddelwetter war nun wirklich nicht, darum haben wir uns die Sturmflutenwelt Blanker Hans in Büsum ausgesucht.
Blanker Hans so heißt die Nordsee, wenn sie tobt und zürnt, versucht mit
schäumenden Wellen alles zu zerschlagen, was sich ihr entgegenstellt. Deiche, Häuser, Mensch und Tiere, wie bei der schweren Sturmflut im Februar 1962. Genau darum geht es im Blanken Hans. Schon das Gebäude ist wie eine Welle geformt. (Nachtrag: Der „Blanke Hans“ ist leider wegen niedriger Besucherzahlen geschlossen. Seit 2017 beherbergt das Haus das Science-Museum Phänomania.)
Vor den großen Wassermassen, eroberten wir die Welt der Piraten – segeln unter schwarzer Flagge
heißt das Motto der Sonderausstellung. Frederik war in seinem Element. Piratenschiff entern, glasen (Schiffsglocke schlagen) und mit Kanonen schießen. Ja, das geht. Zum Leidwesen vieler Kinder nicht mit echten Kugeln, sondern mit einem kleinen Softball, aber der hatte auch noch ordentlich Wumms. „Cool, so eine will ich auch!“ Ja, ja – von wegen. Jungsspielzeug: Kettensägen, Kanonen, Schwerter und Swisstools 😉
Größere Kinder bekommen ein Logbuch, das durch die Ausstellung führt und kleine Aufgaben enthält. Modernes Lernen – Edutainment.
Wir enterten die bunte Welt der Seebären imSchweinsgalopp: zwei Schritte vor und
immer wieder zurück zum Schiff, Messern und Kanonen. Sein Schlachtruf: „Piraten, die schießen mit Tomaten!“ Zuhause absolut verboten, denn das gibt eine Heidenschweinerei, wenn er Cocktailtomaten zwischen die Zähne nimmt, zubeißt und Kerne und Saft unter Höllengelächter durch die Küche spritzen. Einmal und nie wieder!
Schließlich konnte ich meinen „Furchtbaren Frederik“ zu den Sturmflutwelten locken. Wir fanden uns in einer Original-Kneipe von 1962 wieder, wo eine Schauspielerin mit den Gästen Spökes machte. Solange, bis Licht und der neue Fernseher flackerten: die Flut. In Büsum haben die Deiche in der verhängnisvollen Nacht gehalten, während sie in Hamburg brachen.
Rettungskapseln brachten uns vor dem Wasser in Sicherheit. Sie ähneln einer
Berggondel, nur dass man sich anschnallen muss. Frederiks größte Sorge war, dass er nicht vorne sitzen und Pilot sein durfte. Zum Glück klappte das. Große Augen statt Geschrei. Anschnallen und schon rumpelte das Gefährt in die Dunkelheit. Eine Mischung aus Geister- und Achterbahn. Mit den Fluten durch die Straßen, durch das versunkene Rungholt und anderes mehr.
Eine Mitmach-Ausstellung zeigt die Welt von damals, die Rettungsmöglichkeiten von
heute und vieles über Klima, Meer und Wasser. In einem Windkanal kann man Sturmstärken spüren, mit einem Simulator Wellen erzeugen oder die Hand in das Auge einer Windhose halten.
Frederiks Highlight: ganz banal, eine kleine Sandkiste. Das war dann auch das Stichwort zum Gehen, raus an den Deich. Der ist zwar noch eine Baustelle, weil die Wasserkante gerade neu und hübsch gemacht wird. Super, lauter Baumaschinen,
Motivation fürs Kind zum Laufen.
Bald soll ein Hektar Rollrasen den Deich begrünen, wenn dann noch die Sonne wärmt…
Baden in der neuen Perlebucht – Rasmus, altes Rübenschwein bring uns ganz viel Sonnenschein!
Zu guter Letzt: klar, ein Krabbenbrötchen. Wat mutt, dat
mutt! Schließlich sind wir in Büsum. Natürlich gibt es überall an der Küste (ja,ja nicht nur da) Krabbenbrötchen, aber Büsum ist die Mutter aller Krabbengerichte.
Nicht frisch vom Kutter, aber frisch von der Theke bei Fisch Möller im Fischereihafen – lecker! Eigentlich wollte ich ja noch bummeln, Sonntags haben die Geschäfte offen und in Kolles Altem Muschelsaal eine Kleinigkeit essen, aber der Tag war schlicht und einfach rum. Noch ein guter Grund zum Wiederkommen. Reisefeder unterwegs!
Oh Mann, nach dem Mulimar Wattforum-Bericht und diesem Beitrag habe ich nun endgültig Sehnsucht nach der Nordsee!! So viele schöne Ausflugstipss, vielen Dank!
Kann ich nur empfehlen. Schleswig-Holstein ist das schönste Bundesland. Mehr Meer hat ja auch keines zu bieten 😉
Gerne, Danke! Nordsee ist immer wieder schön!
Wieder ein sehr schöner Bericht. Und wieder werde ich gelockt einen Urlaub hier an der Nordsee zu verbringen. Schaut ja auf alle Fälle sehr verlockend aus. Vor allem diese Krabbenbrötchen muss ich mal probieren. Danke fürs Schmackhaft machen 🙂
lg
Der Bericht hat mir wieder den „Blanken Hans“ in Erinnerung gerufen! Und wieder wächst die Sehnsucht nach Büsum und die Nordsee und die Stürme!!! Wird aber in diesem Jahr spät, ehe ich wieder dort bin!!!
Liebe Doris, die Nordsee ist und bleibt ein Sehnsuchtsziel.
Echt ein toller Reisebericht, der bei mir gerade schon ein wenig die Reiselust weckt! Wird mal Zeit der Nordsee einen Besuch abzustatten.
So ein schöner und persönlicher Reisebericht! Vielen Dank für die Tipps!
Ich bin im Frühling wieder in Büsum, um mir neue Ferienwohnung anzuschauen. Ich freue mich schon darauf!
Danke! in Büsum steckt noch viel Potential und es tut sich was. Liebe Grüße Silke
Dann auf an die Nordsee! Liebe Grüße Silke