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Miniatur-Wunderland: Auf tausend Quadratmetern durch die Welt

Letztes Wochenende bin ich für ein paar Stunden dem Regen entflohen und habe kurz mal  (fast) die ganze Welt besichtigt. Wo? In der größten Modelleisenbahn-Ausstellung Europas, dem Hamburger Miniatur Wunderland in der Speicherstadt. Und ich war begeistert, wie genial hier aus einer verrückten Idee Realität geworden ist.

Die Uhren gehen ein bisschen schneller hier. In dem alten Hamburger Speicher wird es alle 15 Minuten Nacht. Dann färbt sich das Deckenlicht erst rot, dann blauviolett und geht schließlich ganz aus. Nur die Häuser, Züge und anderen Fahrzeuge auf den riesigen Modell-Landschaften leuchten noch. An den Rändern der Schweiz und von Österreich, Hamburg, Skandinavien und Knuffingen mit seinem Flughafen drängen sich die Besucher und staunen.

Nacht über Miami

Mehr als 3.000 von ihnen kommen jeden Tag aus allen Teilen Deutschlands und der Welt hierher – geplant waren bescheidene 300, als Ende 2000 mit dem Bau der Modell-Ausstellung begonnen wurde. Die Brüder Gerrit und Frederik Braun, damals erfolgreiche Nachtclubbetreiber, hatten Lust auf etwas Neues. Die Idee zu ihrem

Wunderland skizzierten sie fix auf zwei Din-A-4 Blättern, bekamen tatsächlich einen Kredit von ihrer Hausbank – und legten los. Seitdem wächst die Ausstellung, die längst im Guinnessbuch der Rekorde steht, stetig weiter. 1.300 Quadrameter umfasst sie aktuell, in den nächsten Jahren soll sie sich sogar noch verdoppeln, wenn weitere Modelle von Italien, Frankreich, Großbritannien und Afrika realisiert werden. Bis heute sind fast 600.000 Arbeitsstunden in die Modelle geflossen, und statt der geplanten 30 arbeiten heute rund 300 Leute an und hinter der Anlage.

Fast wie echt – Schiffe, Bahnen, Menschen

Vor den Landschaften drängen sich die Besucher, überall ist es laut – da bimmelt und hupt es, dröhnen Flugzeugeturbinen, johlt die Menge bei einem Rockkonzert – und die Luft ist warm und ziemlich stickig in dem fensterlosen Speicher. Eigentlich nicht die Umgebung, in der ich mich wohlfühle. Aber die fein komponierten Szenen und der Humor, mit dem viele Modelle und Details ausgestattet sind, faszinieren und amüsieren mich so, dass ich den Stress immer wieder ausblende. Toll, wie realistisch die Flugzeuge an zwei Metallstäben befestigt auf dem Knuffinger Airport starten und landen. Und köstlich die vielen kleinen Szenen in den Landschaften. Auch die Kinder sind richtig begeistert und entdecken ständig Neues.

Rockkonzert in der Schweiz – mit Musik, johlender Menge und Popstar auf der Bühne

Wie das Schneepanorama in Norwegen mit Eisbär und Pinguin. Aber Moment, ein Pinguin? Dass der sich auch hierher verirrt hat – ein kleiner Scherz, erklärt uns unser Guide augenzwinkernd. Der ist natürlich nur zu Besuch… Mit nur sechs Personen machen wir zum Abschluss nämlich noch eine Führung hinter die Kulissen des Wunderlands, drücken uns auf der Rückseite der Landschaften an der Wand entlang und erfahren, wie die Bahnen, Schiffe und Flugzeuge gesteuert werden, warum die Boote auf echtem Wasser fahren können, ohne dass das veralgt, und wie die riesige Anlage überhaupt entstaubt und gewartet wird. An der Ostsee treffen wir eine „Kapitänin“, die per Fernsteuerung die großen Fähren unter der Storebelt-Brücke hindurchsteuert. Immer wieder fallen lustige Details ins Auge, wie der Panzer mit dem zugeknoteten Kanonenrohr. Ob viel geklaut wird von den Modellen? Ja, ein bisschen verschwinde schon, erklärt unser Guide. Aber noch mehr wird von den Modelleisenbahn-Fans aus aller Welt mitgebracht und heimlich dazugestellt. Schön schräg – wie die ganze Anlage.

Norwegen im Schnee

Info: Das Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt ist täglich geöffnet, manchmal sogar bis 23 Uhr. Kinder zahlen 6,50 €, Erwachsene 13 € Eintritt. Die sehr empfehlenswerte Führung hinter den Kulissen muss im Voraus gebucht werden und kostet 12 € /15 € pro Person.

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