Ein zierliches, schlankes Gesicht mit einem freundlichen, schüchternen Lächeln. Um die Hüften ein knallig grün-schwarzes Chitenga-Tuch gewickelt. Catherine spuckt in die Hände, greift sich den langen braunen Holzstab und stampft kräftig in den Krug, die Hirse muss ordentlich zermahlen werden – und das kann schon einen halben Tag dauern. Wir sind zu Besuch in dem 1850 Seelen-Dorf Sekera nahe des privaten Majete Wildschutzreservats im Südwesten Malawis. Dorferlebnis Sekera Eins der Dörfer in dem afrikanischen Land, in dem die Bevölkerung in den letzten zehn Jahren steil angestiegen ist. In ganz Malawi von drei Millionen (1967) auf fast 16 Millionen Einwohner (2012) – während die Kindersterblichkeit um einiges sank dank der Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria. Kinder sind für viele hier ein wahres „blessing“ und die Altersvorsorge, wie uns Bauer John erzählt. Viele Frauen bekommen sechs bis acht Kinder in ihrem Leben. Er kann es kaum verstehen, dass in Deutschland so viele kinderlose Ehepaare leben. Sekera ist überschaulich: Ockerfarbene Lehmhütten mit Strohdächern, Hühnerställe auf Stelzen, ein paar magere Kühe hinter Holzzäunen. Kein Strom, das Wasser kommt aus einem Brunnen. Die Wäsche weht im Wind, Mais trocknet auf Schilfmatten vor den Hütten.
Tausende Kinder schwirren um uns herum, während wir durchs Dorf laufen, freuen sich höllisch über jedes Foto, das wir von ihnen machen – und wollen es sofort sehen.
Das Lachen und die offene Freundlichkeit der Dorfbewohner berühren mich zutiefst. Noch Tage danach reden wir von diesem emotionalen Erlebnis. Die 37-jährige Catherine erzählt von ihrem Leben, die fünf Kinder und der Ehemann helfen auf den Feldern. Im Mai wird die Hirse geerntet. „Doch oft reicht unsere Ernte nicht aus, damit alle satt werden.“ Wenn es wenig Regen gegeben hat. Dann hilft sie den Nachbarn im Haus oder auf dem Maisfeld und bekommt Nahrungsmittel dafür – afrikanische Nachbarschaftshilfe. Ein hartes Leben, doch Catherine beteuert glücklich zu sein – und da kommt es wieder, dieses zurückhaltende ehrliche Lächeln. Wir denken auf unserer Reise durch das Land oft über die Frage nach, was man eigentlich braucht, um glücklich zu sein – und was in unserer Wohlstandsgesellschaft doch alles unnötig ist.
Hippos am reißenden Fluss im Majete Park Ganz in der Nähe von Sekera liegt das 700 Quadratkilometer große Majete Reservat. An diesem Wildschutzgebiet zeigt sich exemplarisch Niedergang und Aufstieg des Safaritums in Malawi. 1955 von der Regierung unter Schutz gestellt, war Majete ein kleines Paradies für Hunderte von Elefanten, große Büffelherden und Löwenrudel. Aber Wilderer, die auf der Jagd nach dem kostbaren Elfenbein waren „und in den Achtzigern die Waffen aus Mosambik in die Hände bekamen“, löschten schätzungsweise 200 Elefanten innerhalb von ein paar Jahren aus, weiß Craig Hay zu erzählen. Aber auch Löwen, African Wild Dogs, Büffel und Zebras mussten dran glauben. 2003 schließlich beauftragte die Regierung die Non-Profit-Organisation African Parks, Majete wieder als Wildschutzgebiet zu positionieren. „Wir führten gefährdete Tiere wieder ein, u.a. 300 Elefanten, Leoparden und Löwen aus Südafrika“, erklärt Craig. Doch das Wichtigste: Die Organisation integrierte die mehrheitlich arbeitslose Bevölkerung der 85 umliegenden Dörfer in die Maßnahmen, bildete sie aus und sorgte für eine Vielzahl lukrativer Jobs. „Der Park ist keine Insel, die Arbeit mit den Gemeinden notwendig.“ Um den Park wurde 142 Kilometer elektrischer Zaun gezogen, die Infrastruktur verbessert. Eine Gesundheitsstation für junge Mütter entstand, der Tourismus angekurbelt: ein von der Gemeinde geführtes Zeltcamp entstand – wie auch die Mkulumadzi Lodge von Robin Pope Safaris, kulturelle Besuche in den Dörfern ins Leben gerufen.
Kinder profitieren vom Park Die Wilderei wurde von innen her ausgetrocknet. Heute hat Majete mit knapp 3000 Tieren bei vielen Arten fast die Populationszahlen erreicht, die der Park zu Beginn 1955 aufwies. „Die Dorfbewohner merken, dass auch ihre Kinder später von Majete profitieren können“, sagt Craig. Während andere Parks in Afrika nach wie vor mit der Wilderei kämpfen: Die internationale Naturschutzorganisation IUCN schätzt, dass jährlich um die 30 000 Elefanten in Afrika gewildert werden. Die 14 Spitzmaulnashörner und fünf Löwen von Majete werden strengstens bewacht, mit bewaffneten Guides auf Motorrädern, Halsbändern. Und die Regierung versucht, strengere Strafen durchzusetzen, weiß Craig. Zu hoffen wäre es, dass die Hippos und Löwen von Majete noch viel Nachwuchs bekommen.
– Ein Tipp zum Hinkommen nach Malawi: Ethiopian Airlines fliegt täglich nonstop per Nachtflug von Frankfurt nach Addis Abeba und von dort nach Malawi (Lilongwe/Blantyre). Auf dem Rückflug ist zunächst noch eine Übernachtung in Addis Abeba (Hoteltipp: Tizeze Hotel) anzuraten, aber schon ab dem 8. September gibt es dann einen direkten Anschlussflug nach Frankfurt. Die größte afrikanische Fluglinie bedient 82 Destinationen rund um den Globus und verfügt mit der Boeing 787 Dreamliner über eine der modernsten Flotten unter den Airlines des südlichen Kontinents. Passagiere von Ethiopian Airlines können innerhalb Deutschlands das Rail & Fly-Ticket der Deutschen Bahn für die An- und Abreise zum/vom Flughafen in Frankfurt am Main nutzen. Flug-Infos unter Tel. 0800/18 18 982.
– Ein Tipp zum Übernachten inklusive Safari-Erlebnis: die luxuriöse Mkulumadzi Lodge im Schatten gigantischer Leadwood-Bäume direkt am Ufer des wilden Flusses Shire. Acht offene Busch-Chalets mit Duschen unter freiem Himmel. Nachts grunzen die Nilpferde und wandern durch das Camp, direkt am Zelt vorbei. Komischerweise hab‘ ich trotzdem tief geschlafen! Die Safarilodge liegt ca. eineinhalb Stunden von Blantyre entfernt. – Gesundheit: Für Malawi wird eine ganzjährige Malaria-Prophylaxe empfohlen. Infos beim Centrum für Reisemedizin. Wer an Hilfsprojekten interessiert ist: Die Nichtregierungsorganisation Innovation: africa baut Sonnenkollektoren für Dächer von Gesundheitsstationen und Schulen, u.a. in Malawi und Äthiopien. Die Reise wurde unterstützt von Malawi Tourism und Ethiopian Airlines. Für deutsche Auskünfte: Akomasa, Tel. 06171/58 68 58 0.
Toll geschrieben. Da werden Erinnerungen wach. Ich war 2011 in Malawi und Sambia und hatte eine wunderschöne Zeit vor Ort, auch weil ich Freunde und Entwicklungshelfer dort besucht habe.
LG und einen schönen Sonntag.
Sabine von sl4lifestyle
Hi Sabine, danke fürs Lob. Ja war eine eindrucksvolle Reise, die Menschen sind ja sehr liebevoll, wir haben tolle Charakteren kennen gelernt, am See wie in den Teeplantagen! Wo warst du denn damals, im Süden? LG Sandra
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