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Wunsch und Wirklichkeit am Kathedralenstrand

Eins vorweg: Der Kathedralenstrand in Nordspanien ist ein Naturwunder. Das Internet strotzt förmlich vor Fotos der beeindruckenden Felsen – ohne Menschen natürlich. Das ist allerdings ein Trugbild. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr den Strand menschenleer seht, ist aber zumindest im Sommer sehr gering. Besucher überall. Zumal die an gotische Kathedralen erinnernden Steinformationen nur bei Ebbe zu sehen sind – das vermindert noch einmal die Anzahl der täglich verfügbaren Stunden für alle.

 

Im Sommer stehst du also da, wartest am Kathedralenstrand auf den Moment, wenn Dir mal keiner ins Bild läuft, um ganz schnell auf den Auslöser zu drücken. Ein paar Male ist mir das gelungen, ich habe mich gefreut wie ein Schneekönig, dass das geklappt hat. Aber dann dachte ich: Was tue ich hier eigentlich? Ich gebe mir Mühe, den Strand so zu zeigen, wie er die meiste Zeit eigentlich gar nicht ist.

So pflanzt sich ein seltsames Zerrbild im Internet fort, wo alle so tun, als seien sie an einem menschenleeren Strand unterwegs gewesen – und überhaupt nicht die erlebte Wirklichkeit widerspiegeln. Also habe ich mich entschlossen, einen Blogeintrag über beide Seiten zu machen, die zugegebenermaßen meist schönere, menschenleere Bildversion, und die ehrlichere:

Selbst in den entlegenen Ecken… kommt – zack – plötzlich ein Mensch hinter einem Felsen hervor.

Und manchmal wird es auch einfach unmöglich, den Strand ohne Menschen zu fotografieren, sie drängen sich förmlich auf. Aber einen Eindruck geben diese Bilder natürlich trotzdem:

 

Irgendwann habe ich mich lieber auf Details verlegt, die hübschen Muster aus Muscheln und Seepocken fotografiert, die das Meer bei Ebbe an den Felsen zurücklässt:

Zum Glück hat die Lokalregierung beschlossen, die Zahl der Besucher zu reduzieren, von früher 20 000 am Tag (das muss furchtbar gewesen sein) auf jetzt rund 4800 (das reichte mir schon). Tickets solltet Ihr vorher reservieren unter www.ascatedrais.com und für die Reservierung auch gleich Eure Pass- bzw. die Ausweisnummer bereithalten. Naturliebhaber sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass die Menschenmassen Flora und Fauna großflächig zertrampeln. Meine Empfehlung lautet daher: lieber in der Nebensaison hinfahren – oder aber einen der vielen anderen, wunderschönen Strände in der Region besuchen.

4 Kommentare

  1. Haha, genau das gleiche Phänomen hab ich auch beim Preikerstolen in Norwegen gehabt. Ich hab’s echt geschafft, ein Foto ohne Menschen hinzukriegen. Aber das hat gedauert und entspricht echt nicht der Wahrheit. Schön ist’s trotzdem dort oben gewesen, hatte was von Rummel. Ich glaube, dort gibt’s aber noch keine Besucherbegrenzung pro Tag.

    Liebe Grüße
    Corinna

  2. Vielen Dank für diesen tiefgründigen und inspirierenden Beitrag. Euer Blog ist für mich immer eine Quelle der Reflektion und der Reiseerkenntnisse, und ich freue mich darauf, mehr von euren Entdeckungen und Gedanken zu lesen!

    Reiselustige Grüße,
    Anna Kübel

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