Das Museum für Naturkunde in Berlin war ein lang gehegter Familien-Ausflugstraum von uns. Wir sind dafür extra aus Niedersachsen für einen Tag nach Berlin gereist. Ich zumindest war enttäuscht. Aber vielleicht auch wegen zu hoher Erwartungen?
Berlin ist Deutschlands Hauptstadt. Da sollte das hiesige Museum im Prinzip das sein, was das Natural History Museum in London für Großbritannien ist. Könnte man so denken.
Ein wahnsinnig schönes Plakat mit der spitzen Klaue des T-Rex Tristan auf schwarzem Grund macht derzeit Werbung für das Museum. Das muss doch das coolste und originellste Museum Deutschlands sein, das war so meine geweckte Erwartung. (By the way: Der Austellungssaal mit Tristan ist tatsächlich klasse)
Außerdem befindet sich hier in Berlin das größte in einem Museum aufgestellte Saurierskelett der Welt − Oskar, ein Brachiosaurus brancai. Wow. So viele Superlative. Das muss ja das tollste Naturkundemuseum Deutschlands sein. Dachte ich so… Und als wir den hellen Lichthof betraten, war das schon ein erhebendes Gefühl, diesen gigantischen Brachiosaurus zu sehen.
Auch den Allosaurus. Die vielen weiteren Fossilien, allen voran das des fantastisch erhaltenen Archaeopterix. Es gilt vielen als DAS bedeutendste Fossil der Welt.
Aber ansonsten, falsch gedacht.
Nach dem Lichthof wird es leider ziemlich chaotisch und altbacken. Damit meine ich nicht, dass das Gebäude alt ist. Das macht ja auch beim Natural History Museum in London einen besonderen Reiz aus. In Berlin weht für mich inhaltlich der Muff des beginnenden 20. Jahrhunderts durch die Gänge. Es ist toll, dass dieses Museum eine lange Geschichte hat. Aber ich finde, nicht die Geschichte des Museums, nicht der Stolz auf die riesige Masse an Ausstellungsstücken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die Natur. Eine Sammlung von Dingen ist noch kein Zusammenhang, weckt noch kein Verstehen oder gar Begeisterung.
Vollgestopft und ausgestopft
Am prägnantesten im Gedächtnis geblieben ist mir – nach dem ersten positiven Eindruck aus dem Lichthof – die Fülle an ausgestopften Tieren. Der verstorbene Gorilla aus dem Zoo, das Nilpferd, das Zebra, eigentlich die gesamte Spannbreite an toten Tieren, dicht an dicht nebeneinander. Tiere, die im Zoo lebend viel schöner anzuschauen sind. Spätestens beim ausgestopften Baby-Schimpansen wurde mir doch ganz anders. (Ich habe nicht einmal Fotos gemacht, weil ich das einfach nicht mochte.) Ein ganzer Raum feiert die Künste der großen Präparatoren in der Geschichte des Museums.
Ein anderer Saal steht derzeit im Zeichen der Papageien-Sonderausstellung. Natürlich mit ganz vielen Vitrinen mit – wie sollte es auch anders sein – ausgestopften Papageien. Das war dann der Moment, in dem mein Jüngster entnervt stöhnte: „Lauter tote Tiere!“
Eingelegte Fische
Das Museum ist stolz darauf, dass es einen Teil seiner riesigen „Forschungs-Nass-Sammlungen“ für Besucher zugänglich machen konnte. Find ich auch gut. Da gibt es bestimmt tolle Schätze. Aber gesehen haben wir nur Fische. Bleiche Fische, dicht an dicht, gestapelt bis zur Decke.
Umfangreich ist auch die Mineraliensammlung. Mineralien in Vitrinen, dicht an dicht, mit Namen und Fundort versehen. Diesmal keine toten Tiere, aber trotzdem ziemlich tot.
Es gab natürlich auch viel Positives: Wie gesagt der Lichthof war beeindruckend, der T-Rex Tristan und auch der Teil des Museums, der sich mit dem Weltraum beschäftigt war nett, wenn auch überfüllt.
Fazit: Meine Jungs (und auf die kommt es ja eigentlich an) fanden es über weite Strecken trotzdem gut, vor allem Urzeitfans kommen auf ihre Kosten. Ich persönlich würde diese Aktion nicht noch einmal wiederholen. Allein für einen Tagesausflug zum Museum lohnt sich die weite Anfahrt nicht. Aber weil Berlin natürlich noch mehr zu bieten hat, wäre es zumindest ein möglicher Tagesordnungspunkt unter vielen.
Das Museum für Naturkunde in Berlin ist dienstags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet, an den Wochenenden und an Feiertagen (also auch über Ostern) von 10 bis 18 Uhr. Erwachsene zahlen 8 € Eintritt, Familien (zwei Erwachsene mit bis zu drei Kindern) 15 €, Mini-Familien (ein Erwachsener mit bis zu zwei Kindern) 9 €.
Weitere Ideen für Familienausflüge, die schlau machen, findet Ihr auf unserem Blog übrigens hier, hier und hier.
Altbacken trifft es ziemlich gut. Auch wenn mich nicht jedes moderne Museumskonzept begeistert, das Berliner Naturkundemuseum könnte mal gründlich „entstaubt“ werden.
Ja, das sehe ich auch so. Das liegt vermutlich schon auch daran, dass die Stadt kein Geld hat – und dass allein wegen der Hauptstadtlage das Museum trotzdem immer genug Besucher hat.
Interessant; ich will da auch schon ewig hin (aber da ist ja so viel in der Stadt, wo ich auch schon ewig hin will). Ich glaub, das Naturkundemuseum darf noch ein bisschen hinten auf meiner Liste bleiben.
Die 🦕 sind schon den Besuch wert, aber ich würde es mir wie gesagt nicht als einzigen Tagesordnungspunkt vornehmen. Und besser nicht an einem Schlechtwetter-Wochenende fahren, da ist es sehr, sehr voll.