Das Gute liegt oft so nah: Die Niederländer haben jüngst das Wattenmeer zu ihrem schönsten Naturraum gewählt. Und in Kürze feiert auch ein Kinofilm das UNESCO-Welterbe. Auf meiner Reise durchs niederländische Wattenmeer durfte ich einen der Macher des Films kennenlernen. Hier gibt es also Tipps für Hotspots – und natürlich Einblicke in die fantastischen bewegten Bilder von Ruben Smit, Ruurd Jelle van der Leij und ihren Mitstreitern:
Tipps für Naturhotspots im niederländischen Wattenmeer vom Regisseur Ruben Smit:
1. Nordsvaarder auf Terschelling
Im Südwesten des Dorfes West-Terschelling liegt „De Noordsvaarder“. Man gelangt fast direkt von der Fähre aus in dieses Gebiet mit wundervollen Dünen, von denen vor allem die zwei ‚Poortwachters‘ (Torwächter) beeindrucken. Das sind Dünen, die bei Hochwasser teils unter Wasser stehen. Wenn man vom Strand aus den Blick in westlicher Richtung über die Nordsee wendet, kann man auf der Sandbank „Engelse Hoek“ etliche Seehunde entdecken (siehe auch den Exkursionstipp „English Corner“ mit Folkert weiter unten.) Wer keine Lust auf eine lange Wanderung hat, der kommt auch auf halbem Wege bereits in den Genuss einer überwältigenden Aussicht übers Wattenmeer und die Nordsee. Insbesondere zum Sonnenuntergang ein magischer Anblick.
2. Posthuyswad auf Vlieland
Von der Vogelbeobachtungshütte am Dodemansbol ( (siehe auch das Beitragsbild ganz oben) hat man ausgezeichnete Sicht über das Wattenmeer. Vor allem bei Flut finden sich hier unzählige Bergenten, Eiderenten und rötliche Uferschnepfen. Im Mai und August tummeln sich hier viele Grünschenkel und andere Stelzenläufer, ein unvergesslicher Anblick. Auch am Boden gibt es Interessantes zu entdecken: So sind im Frühjahr und Sommer oft Sandläufer (Eidechsen) zu sehen. Ein Stück weiter, am Rand des Kroonpolders, kann man sich an der Weite des Gebietes kaum satt sehen.
3. Het Oerd auf Ameland
Einen der schönsten Sonnenaufgänge des ganzen Wattengebietes kann man am Oerd auf Ameland erleben. Wer die Treppe hinter der großen Schutzhütte hinaufsteigt, wird mit einer phänomenalen Aussicht weit über die Nordsee und übers Wattenmeer belohnt! Bei Flut sind von hier aus große Schwärme von Wattvögeln zu beobachten, wie rötliche Uferschnepfen, Eiderenten und Knuttstrandläufer. Bei Niedrigwasser bietet sich ein phantastischer Ausblick auf trockenfallende Sandbänke und Priele.
4. De Balg auf Schiermonnikoog
Der Balg ist der breiteste Strand Europas und kann nur bei Niedrigwasser betreten werden, dann, wenn der östlichste Zipfel der Insel vollkommen trocken liegt. An der Nordseeseite sieht man häufig etliche Seehunde, die sich auf den Sandbänken ausruhen. Hier findet man auch die älteste Muschelart im Watt, die Islandmuschel bzw. auf niederländisch „De Noordkromp“. Diese Muschel kann fast 8 cm breit sein und bis zu 500 Jahre alt werden. In der Umgebung von De Balg fliegen verschiedene Schwalbenartendurch die Lüfte, die man beim Fischen in der Brandung beobachten kann. Dann tauchen sie hinter einer Welle senkrecht nach unten, um dann mit einem Tobiasfisch im Schnabel wieder emporzuschnellen.
5. Hors-Dünen auf Texel
An der Südseite von Texel befinden sich die Hors-Dünen, kurz Hors genannt, ein besonders raues und dynamisches Naturgebiet. In dieser Zone, die sich von Nord-Ost nach Süd-West erstreckt, gibt es im Strandbereich Dünen unterschiedlicher Formen und Größen. So kann man sich hohe, ältere Dünen ebenso erwandern wie jüngere, kleine. Dieses Gebiet beeindruckt vor allem bei stürmischem Wetter, denn dann entfaltet sich die Naturgewalt des Windes und die faszinierende Kraft des Wattengebietes so richtig. Die Verwaltung dieser wüstenartig anmutenden Landschaft liegt in den Händen des Verteidigungsministeriums, dennoch kann man sich hier frei bewegen. In Richtung der Kaserne finden manchmal Übungen statt.
6. Praxis-Tipp von Ruurd Jelle van der Leij:
Vögel fotografiert man am Wattenmeer am besten bei Flut. Bei Ebbe strömen sie zur Futtersuche aus in die weiten Ebenen und halten sich draußen im Watt auf. Während der Flut hingegen drängeln sie sich im Uferbereich.
Und hier kommen noch einige weitere Tipps für Natur-Erlebnisse, mitgebracht von der Reise:
7. Dark Sky Park auf Terschelling
Weißt du, wieviel Sternlein stehen? Angesichts der Lichtverschmutzung gibt es in Europa kaum noch Orte, an denen sich die ganze Pracht des Nachthimmels zeigt. Auf Terschelling liegt das internationale Naturschutzgebiet De Boschplaat weit im Osten der Insel, einer der wenigen Orte mit tiefer Dunkelheit. Er gehört zu den 20 internationalen Dark Sky Parks der Welt.
8. Autofreie Stille auf Vlieland
Touristen dürfen auf diese Insel keine Autos mitbringen. Am schönsten lässt sich die Stille am Leuchtturm von Vlieland genießen – mit Blick auf den blühenden Ginster, die vorgelagerten Sandbänke und das Wattenmeer. Runterkommen, sich auf die Holzbank setzen und einfach genießen.
9. Mit Wildhüterin Feline Zwaan zum Kräuterpflücken
Im Feuchtgebiet an der Natuurschuur nahe der Ortschaft Lies auf Terschelling erklärt Wildhüterin Feline Zwaan anschaulich die Zusammenhänge in der Natur – und zeigt die essbaren Wildkräuter der Insel. In der Holzkiste landen die jungen Blätter des Strandflieders, Löwenzahn, Gänseblümchen, Kletten-Labkraut, Fichtenspitzen und junge Spitzwegerich-Blätter. Ziegen halten in diesem Naturschutzgebiet die Freiflächen kurz, damit Kaninchen sich wohler fühlen. Denn wo Kaninchen ihre Höhlen bauen, da kann auch die bedrohte Brandgans in deren verlassenen Bauten nisten. Alles hängt mit allem zusammen.
10. Mit Folkert Janssens zur Sandbank „English Corner“
Hier lebt unter anderem das größte Raubtier der Niederlande, die Kegelrobbe, die bis zu 350 Kilo Kampfgewicht erreichen kann. Die Tiere haben kaum Scheu vor den Menschen und schwimmen neugierig an unserem Boot vorbei. Man kann sogar aussteigen aus dem Boot und die Seehunde besuchen… und Folkert Janssens hat ein unerschöpfliches Wissen über die Tierwelt.
11. Augen auf für die kleinen Dinge
Manchmal zeigt das Wattenmeer seinen Zauber in winzigen Details, etwa wenn man auf Vlieland den Steg betritt. Dank Folkert Janssens haben wir genau hingeschaut und dort eine ganz eigene Welt entdeckt, in der Muscheln und Anemonen ein Unterwasserbiotop am Beton gebildet haben. Fast so bunt wie in den Tropen.
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Mehr Infos über das niederländische Wattenmeer und die Westfriesischen Inseln findet Ihr unter www.wadtodo.nl/deDiese Recherche wurde unterstützt von Merk Fryslân, der Regionalmarketing-Organisation der Provinz Friesland. Vielen Dank dafür!