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Alfsee: Unterwegs im Germanenland

Schwitzen in der urwüchsigen Sauna, Schlafen in der Fischerhütte im Germanenland und Radfahren zum Schauplatz der Varusschlacht: Eine ganze Region in Niedersachsen ist im Germanenfieber. Zumindest seit man weiß, dass die berühmte Schlacht um Arminius / Hermann nicht in NRW, sondern hier stattfand. Wir haben uns im Familien-Kurzurlaub mit dem Germanenfieber angesteckt…

Die Häuser des Fischerdorfes spiegeln sich im glasklaren Wasser – für die nächsten drei Nächte ist das unser neues Zuhause. Als wir die Hütte betreten, duftet es noch nach frischem Nadelholz, Baumaterial der grob getäfelten Decke und der Trägerbalken unserer Behausung.

Gerade mal ein Jahr existiert das Germanenland, es ist Teil des riesigen Campingareals am Alfsee. Und doch ist es ganz anders, wie eine kleine, abgeschlossene Welt abseits des „normalen“ Campingbetriebs. Wir beziehen die Hütte der Färberin, ausgelegt für vier Personen. „Alle Häuser haben Namen, die Berufen zugeordnet sind“, erzählt Julia Staarmann von der Alfsee-Verwaltung. Ob Töpfer, Fischerin oder Korbflechter: Die Deko unterscheidet sich von Haus zu Haus und ist passend zum Beruf ausgewählt.

Und dann sind da noch die anderen Germanen-Dörfer: Rund um das runde Wehrdorf im Germanenland zieht sich ein Erdwall, in den ein hoher, hölzerner Palisadenzaun eingelassen ist.

Und gleich dahinter liegt das Walddorf. Dort wachsen zum benachbarten Dubbelausee hin hohe Pappeln und zwischen den Häusern blühen gerade die Obstbäumchen. „Die sind allerdings im trockenen Sommer des letzten Jahres nicht so stark gewachsen wie wir uns das gewünscht hätten“, erzählt Julia Staarmann. Trotzdem kann man sich schon gut vorstellen, wie im Walddorf die Bäume in wenigen Jahren im Sommer Schatten spenden werden.

Gleich dahinter schließt sich ein großer Abenteuerspielplatz an – natürlich auch „germanisch“. Witzigerweise haben diesen Spielplatz die gleichen Macher angelegt, deren Stil meine Jungs und ich schon im Wildkatzen-Kinderwald im Nationalpark Hainich so toll fanden. Kennt jemand die windschiefen Baumhäuser und Spielgeräte der Kulturinsel Einsiedel? Wer jemals ihre Bauten gesehen hat, kann deren Handschrift hier klar erkennen.

Sogar wir Erwachsene und unser 16-Jähriger konnten nicht widerstehen, über die windschiefen Holzgestänge zu balancieren, unser Jüngster sowieso 😉

Wellness auf Germanisch

 

Und ich selbst habe mir nach unserer Radtour auf der Germanenroute zum Schauplatz der Varusschlacht (dazu später mehr) auch noch Germanen-Wellness gegönnt. Denn eine ganze Sauna- und Wellness-Landschaft ist unseren Vorfahren gewidmet: Das Alfen-Saunaland befindet sich ebenfalls auf dem Campingplatz-Areal, mehrere Gebäude im Stil der damaligen Zeit, das Eingangsgebäude sieht aus wie ein typisches germanisches Langhaus…

Ich bezweifle zwar, dass die alten Germanen schon Erdsauna und Hot-Stone-Massage mit duftendem Mandelöl kannten. Aber wenn im Hintergrund keltische Harfenmusik läuft, rustikale Deko aus grobem Holz und ein prasselndes Holzfeuer mich in Stimmung bringen, kann ich darüber sehr gut hinwegsehen. 😉

Fazit: Natürlich können Hütten mit Fußbodenheizung und auch das Alfen-Saunaland nicht das authentische Leben der Germanen widerspiegeln. Wer möchte schon im Urlaub ein Gefühl von zerreißendem Hunger in den Wintermonaten verspüren? Oder von der tief in die Glieder dringenden Kälte in einer schlecht isolierten Hütte? 😉 Trotzdem vermittelt alles zusammen ein uriges, einzigartiges Gefühl für jene Zeit. Dieses Wilde und Naturverbundene unterschied die Germanen nämlich von der durchexerzierten Militärdisziplin der Römer.

Mein Tipp: Für das richtige Feeling – auch und gerade mit Familie – unbedingt den Museums-Besuch in Kalkriese mit einplanen, dazu folgt in Kürze ein ausführlicher Beitrag.

Diese Recherche wurde unterstützt von der Urlaubsregion Osnabrücker Land. Vielen Dank dafür!

 

 

2 Kommentare

  1. Das klingt voll witzig! Ist natürlich immer so eine Sache mit der Romantisierung der Vergangenheit, gerade wenn es um Germanen als (verklärte) „Urform des Deutschtums“ geht. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Angebot auch die Sorte Klientel anspricht, mit der man als aufgeklärter demokratischer Europäer seine Ferien lieber nicht verbringen will. Aber gerade wenn man das als familiäre Bildungsreise in die Germanenzeit inklusive Museumsbesuch inszeniert, stelle ich mir das richtig, richtig gut vor.

    • Das mit der seltsamen Klientel habe ich nicht wahrnehmen können und hoffe auch nicht, dass es sich in diese Richtung entwickelt. Eher ein bisschen wie Geschichte zum Anfassen und Nachfühlen. Wie Urlaub auf der Ritterburg für das Mittelalter… Man beschäftigt sich gedanklich viel mehr mit dieser Epoche, wenn man in einer solchen Umgebung schläft.
      Liebe Grüße
      Iris

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