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„Mamma mia!“, der jüngste Zuwachs im Stockholmer ABBA-Museum

Im Stockholmer ABBA-Museum hat eine Sonderausstellung eröffnet, die sich den „Mamma mia“-Filmen widmet. Ein Muss für jeden Fan… Unser Gastautor Reiner hat sich umgeschaut zwischen schrill-bunten Klamotten und anderen Originalen.

Gleich zu Beginn eures Besuchs im Stockholmer ABBA-Museum habt ihr die Qual der Wahl: Zunächst in dem ersten Untergeschoss des Museums dessen jüngstem Produkt widmen, einer temporären Ausstellung, die völlig den „Mamma mia!“- Filmen gewidmet ist? Oder doch erst eine Etage tiefer in den Keller fahren zur permanenten ABBA-Ausstellung? Wie ihr euch auch entscheidet, ihr müsst auf jeden Fall beides sehen und solltet dafür etwa zwei Stunden Zeit mitbringen. ABBA ist es wert!

Kritik und Kult

Denn was immer die vier Schwedinnen und Schweden angepackt haben, es wurde ein Riesenerfolg, zunächst publikumsmäßig, dann finanziell – und so langsam mussten dann auch viele ihrer früheren Kritiker einräumen, dass die ABBA-Songs im internationalen Musikleben ihren Platz gefunden haben. Nicht zuletzt in Schweden selbst. Als alles anfing, 1974 mit dem „Waterloo“-Sieg beim European Song Contest, galt alles, was Benny Andersson, Björn Ulvaeus, Anni-Frid Lyngstad und Agneta Fältskog in ihren farbenfreudigen und unkonventionellen Kleidern vor die Mikrophone und auf die Bühne brachten, als zu kommerziell und ohne positiven Beitrag zur schwedischen Kultur. Deswegen: Nach dem Sieg in Brighton musste Schweden entsprechend den Regeln 1975 den nächsten Wettbewerb austragen, davor konnte man sich nicht drücken. Das tat man dann aber 1976. Schweden blieb dem ESC fern.

Nationales Kulturgut

Das ist – natürlich – inzwischen alles vergessen. Heute zählt für – fast – alle Schweden ABBA zum nationalen Kulturgut, und das ABBA-Museum mit seinen jährlich fast 300 000 Besuchern zu den beliebtesten Ausflugszielen der Hauptstadt. Die Museumsleitung findet auch immer wieder neue Attraktionen, wie jetzt die „Mamma mia!“-Ausstellung: Zunächst fällt das Auge auf die fantasievollen Original-Kostüme, von Donnas (Meryl Streep) Latzjeans über Sophies (Amanda Seyfried) Hochzeitskleid bis Sams (Pierce Brosnan) glitzerndem Trikot. Beliebtes Fotoobjekt ist der alte und verschlissene Jeep, mit dem zunächst Donna (in „Mamma mia! The Movie“) und dann Sophie (in „Mamma mia! Here we come again“) ihre Gäste über die Insel transportieren. Bitte einsteigen, Sonnenhüte liegen bereit!

Wer hat übrigens bemerkt, dass der erste Film in Griechenland und der zweite in Kroatien eingespielt wurde? Hier wird es erklärt. Man kann es zudem kaum vermeiden, dass es beim Anhören des Soundtracks in den Beinen juckt. Nur schwer verständlich ist, dass die Britin Judy Craymer Jahre brauchte, um Benny und Björn davon zu überzeugen, dem „Mamma mia!“-Musical einen – und später noch einen – Film folgen zu lassen.

Die beste ABBA-Ausstellung der Welt

Die permanente Ausstellung zeigt dann außerdem sehr ausführlich die meisten Aspekte der ABBA-Geschichte. Vom ersten Zusammentreffen, über den misslungenen Start als Gruppe bis zu den Studios. Zu der bedeutende Rolle, die Manager (und Kompositeur) Stikkan Andersson gespielt hat, und schließlich bis zur Möglichkeit, auf einer großen Bühne mit den ABBAs zu singen und den Auftritt dann auch noch zu Hause auf dem Fernsehschirm zeigen zu können.

Eines ist sicher: Es wird nie eine bessere ABBA-Ausstellung geben. Der Grund: Björn Ulvaeus, der 2013 bei der Eröffnung für Missstimmung sorgte, weil er darauf bestand, als erstes Museum in Schweden kein Bargeld anzunehmen, ist Teilhaber von Pop House, das Unternehmen, dem das Museum (und vieles mehr) gehört. Er sorgte dafür, dass Benny, Agneta und Anni-Frid das meiste, was sie noch aus ABBA-Zeiten besaßen, für das Museum herausrückten.

Wer dann immer noch nicht von ABBA genug hat, kann noch bis zum 15. Juni im Restaurant Tyrol des Vergnügungsparkes Gröna Lund, dem Nachbar des Museums, abends die „Mamma mia! The Party“ besuchen: Hier wird in einer griechischen Taverne für mindestens vier Stunden im Mittelmeer-Stil gegessen sowie zu ABBA-Songs gesungen und getanzt.

Info:

ABBA The Museum liegt nicht weit von der Innenstadt entfernt auf der Insel Djurgården (Tierpark), zu erreichen mit der Straßenbahn, dem Bus oder der Fähre. Adresse: Djurgårdsvägen 68. Nicht empfehlenswert ist es, mit dem Auto dorthin zu fahren.

Der neue „Mamma mia!“ -Teil der Ausstellung ist noch bis zum 20. April 2020 geöffnet.

Öffnungszeiten: Bis 1. Mai und nach 1. September täglich 10 bis 19 Uhr, 1.Mai bis 1. September täglich 9 bis 20 Uhr

Preise: Es erspart euch längere Wartezeiten, wenn ihr die Eintrittskarten vorher online kauft: Erwachsene 250 SEK (ca. 24 Euro), Kinder 7-15 Jahre 95 SEK (ca. 9 Euro), Familie (2 Erwachsene und bis zu 4 Kinder) SEK 595 (ca. 57 Euro).

Großen Spaß macht übrigens auch der bunte Museums-Shop noch vor den Kassen. Von der CD über das T-Shirt bis zu Schlüsselanhängern und sogar Spülschwämmen mit ABBA-Motiv gibt es hier einfach alles, was das Fan-Herz erfreut.

Über Reiner Gatermann:
Selbst sehe ich mich als Europäer mit deutschem Pass, der in Schweden wohnt. Inzwischen habe ich weit mehr als die Hälfte meines Lebens im Ausland verbracht. Vor allem in Schweden, aber auch 14 Jahre in London. Von Hause aus bin ich Journalist und interessierte mich von frühester Jugend mehr für den Norden als für den Süden Europas. Als 16-Jähriger trampte ich das erste Mal in Skandinavien. Als ich mich entschloss, als Korrespondent ins Ausland zu gehen, war die Wahl nicht schwer. Nach ein paar Jahren als Freier wurde ich (Wirtschafts-) Korrespondent für die Neue Zürcher Zeitung und dann Korrespondent für Die Welt, von der ich auch nach London geschickt wurde. Danach kehrte ich nach Stockholm zurück und bekam ein Arbeitsgebiet, das von Grönland bis Litauen reichte. Nachdem ich mich selbst in Rente geschickt hatte, schrieb ich erst ein Buch „Leben und Arbeiten in Schweden“ (2008). Dann befasste ich mich zehn Jahre lang für die European Energy Review mit Energiethemen in Nordeuropa und dem Baltikum. Vor etwa vier Jahren bekam ich durch reinen Zufall einen neuen „Beruf“, als Stockholm Guide für Kreuzfahrt- und Busreisende sowie für private Gruppen. Galt mein berufliches Hauptinteresse dem Norden Europas, so liegt mein Ferienparadies genau auf der anderen Seite des Globus, die Cook Inseln, die ich im Herbst 2018 zum 20. Mal besuchte.

Alle Fotos: © Reiner Gatermann, wenn nicht anders gekennzeichnet.

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