Mitte September haben wir gerade noch einmal Glück und können mit den Kindern nach Portugal fliegen. Der Flieger ist kaum halb voll – und dank unserer vierköpfigen Familie sitzt auch kein anderer Passagier mit in unserer Reihe. So fühlen wir uns mit der Maske auf dem Gesicht irgendwie halbwegs sicher, was die Corona-Situation angeht. (Anmerkung: derzeit ist in Portugal der nationale Notstand ausgerufen). Unser Ziel: die portugiesische Westküste, rund 45 Minuten vom schönen Lissabon entfernt. Genauer gesagt: das kleine Fischerdorf Azenhas do Mar. Gemütlich klein und schnuckelig, kaum Menschen, kaum Läden, einsame, breite Sandstrände mit hohen Klippen, viele langhaarige, coole Surfer. Für die Kinder der reinste Spielplatz, einfach wunderschön! Deshalb will ich euch hier ein paar Tipps geben, was ihr so mit Kleinen dort unternehmen könnt.
Die Strände
Spielplatz Nummer eins: die endlosen Strände in Azenhas do Mar und der näheren Umgebung mit ihren Felsen, steilen Klippen, toller Brandung. Keine fünf Minuten von unserer Unterkunft, dem Casa das Arribas, entfernt, geht’s die Stufen extrem steil bergab (mit Seil-Begrenzung), runter an die Bucht Praia da Aguda. Ein Riesenabenteuer für unsere Jungs, die Treppenstufen sind rutschig, aber wir kommen Gottseidank heil unten an. Ein menschenleerer Strand, traumhaft wild und rau, tolle Belohnung … Die Jungs rennen los und jubeln! Besonders nett ist auch die Praia da Adraga in Almocageme, eine eher romantisch-überschaubare Beach zwischen hohen Felsklippen, einem charakteristischen Felsbogen auf der linken Seite und….
…. Direkt vorne links am Strand überzeugt ein von außen recht unscheinbares Fischlokal mit rustikalen Fisch- und Meeresfrüchte-Delikatessen, alles frisch gefangen direkt vor der Küste. Im Zeit-Magazin vor einer Weile als das beste Fischrestaurant Portugals, ja sogar der Welt, hoch gelobt: Da Adraga. Neben saftiger Dorade ist auch der Nachtisch vorzüglich, Schoko-Liebhaber sollten unbedingt das supercremige Mousse de chocolate probieren. So kann’s nach dem Strandmorgen direkt zum Lunch in dem äußerst kinderlieben Lokal gehen. Samu begutachtet hier seinen ersten Hummer näher! Für alle ein netter Ausflug.
Spielplatz Nummer zwei: Sehr für Kinder geeignet sind auch die Naturschwimmbecken an der Westküste, so beispielsweise das Becken in der winzigen, spektakulären Bucht von Azenhas do Mar. Wenn die Flut und Brandung kommen, ist es für junge Wasserratten (in Begleitung natürlich) der reinste Spaß die Gicht in dem höher gesetzten Pool abzukommen – und in ihr zu planschen!
Der Anblick des kleinen Dorfes Azenhas do Mar mit seinen gerade mal 800 Einwohnern ist schon recht außergewöhnlich. Die hohen Wellen schlagen gegen die raue Küste, weit unter den Häusern, die einfach auf und gegen die Klippen gebaut wurden. Ein wahres Postkarten-Bild, für die Westküste von Portugal recht bekannt.
Direkt über der Bucht und dem Mehrwasserpool gelegen wieder ein nettes, diesmal einfacheres Lokal, das den Namen des Dorfes trägt – ebenfalls mit guter, bodenständiger Küsten-Küche. Ein Tipp: die leckeren Garnelen mit viel, viel Öl und Knobi. In Portugal sind übrigens über 65 Arten dieser speziellen Camaróes bekannt! Neben dem Essen ist hier aber der Ausblick auf den wilden-rauen Atlantik wirklich das Schönste, ich kann mich kaum satt sehen.
Parque de Monserrate in Sintra
Spielplatz Nummer drei: die verwunschene Parkanlage Monserrate in der Nähe von Sintra. Einst von dem englischen Kunstsammler Sir Francis Cook im Jahre 1858 in Auftrag gegeben, liegt der Park wunderschön zwischen romantischen Wasserkaskaden, langsam fließenden Bächen und rund 3000 Pflanzenarten – abseits der Touristenströme. Der kleine Palácio im neogotischen Stil mit indischen Deko-Elementen wurde von Cook als Sommerresidenz bewohnt. Seit 1995 ist die malerische Landschaft mit ihren prunkvollen Palästen rund um die Gemeinde Sintra Unesco-Weltkulturerbe. Öffnungszeiten: April-Mitte Oktober tgl. 9.30-20 Uhr, sonst 10-18 Uhr.
Oceanário in Lissabon
Spielplatz Nummer vier: Bisher habe ich kein schöneres Aquarium in Europa gesehen, es ist das größte auf dem Kontinent und liegt im geschützten Wasser der früheren Dockanlagen von Lissabon. Für unsere beiden Jungs ist es super spannend, Haie, Mantas, Rochen und viele andere Fische in dem riesigen Becken – ein zentraler Wassertank – so hautnah beobachten zu können. Über 10 000 Tiere insgesamt in 7000 Kubikmetern Wasser. Sehr imposant und interessant. Neben den eindrucksvollen Meeresbewohnern gibt es auch viele kleinere zu bewundern – wie etwa Seeanemonen, Seepferdchen etc. im Oceanário in Lissabon. Mit der Lisboa Card (Fahrten mit U-Bahn, Straßenbahnen und Bussen umsonst, 35 Museen umsonst etc.) erhalten Gäste 15 Prozent Ermäßigung. Ein Besuch lohnt sich, gerade mit kleinen Wasserratten.
Und nach dem Besuch im Aquarium geht’s wieder zum Mittagessen. Eine beeindruckende Fischplatte gibt’s im Nunes Real Marisqueira im Lissaboner Stadtteil Belém. Der reinste Eiweiß-Schock, trotzdem solltet ihr sie mal gegessen haben. Garnelen, Lobster, Langusten, verschiedenste Schnecken, Krebse, Austern….. Eine echte Delikatesse, frisch, saftig und einfach lecker! Samu lernt, wie man Krebs-Scheren mit dem Hammer und der Zange öffnet – und genießt selbst Canilhas-Muscheln und gefüllte Riesentaschenkrebse (Sapateiros), ohne das Gesicht zu verziehen.
Übernachtungstipp:
Ein guter Tipp, wenn ihr in Portugal lieber ein Apartment mieten möchtet (anstatt ins Hotel zu gehen): das Casa das Arribas. Es wurde im Jahre 1940 von dem bekannten portugiesischen Architekten Paul Lino als Familienvilla ziemlich direkt an die Klippen von Azenhas do Mar gebaut. Der ehemalige Investment Banker Christian Kraus hat es vor zweieinhalb Jahren gekauft und liebevoll restauriert. Chris ist leidenschaftlicher Surfer und liebt an der Region vor allem „die Kombination aus Abgeschiedenheit und unberührter Küste mit guten, nicht überlaufenen Surfspots. Aber auch die Nähe zu Lissabon ist einzigartig.“
Die Liebe zu dieser Ecke von Portugal versteh‘ ich gut. So hat der Münchner sieben sehr geschmackvoll eingerichtete Ferienwohnungen (inklusive Küche, Kamin, historischen Fliesen an den Wänden und moderner Regenwald-Dusche) entstehen lassen. Ein zwölf Meter langer Pool, ein Tennisplatz, eine Freiluft-Fitnessstation, eine Sauna mit Kalt- und Warmwasserbecken und ein riesiger Palmen-Garten runden das Ganze ab.
Wer mehr zu Portugal bei uns lesen möchte, hier Geschichten zu einer Keramik-Werkstatt an der Algarve, den Azoren oder dem Honigkuchen Madeiras. Bitte vor der Reise die Corona-Situation Portugals beim Auswärtigen Amt überprüfen.