Gerade jetzt in den etwas ruhigeren Tagen nach Weihnachten, wenn sich das Jahr langsam dem Ende neigt, die ersten Winterstürme durchs Land fegen. Da komme ich langsam zur Ruhe und denke an das vergangene Jahr zurück, welche Entbehrungen es durch die Pandemie gab – und noch gibt, aber auch welche schönen Momente und Stunden es mit unseren Kindern gab. Das sehr ungewöhnliche und schwierige Jahr hat auch mir ab und an Zeit geschenkt, durchzuatmen, nachzudenken. Da dachte ich plötzlich an den Morgen Anfang Dezember 2019 in einem bayerischen Kloster zurück. Die Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld in Gessertshausen – keine 20 Minuten von Augsburg entfernt. Die Nonnen dort verbreiten nicht nur bei ihren Chorgebeten eine wunderschön ruhebringende mystische Aura.
Klostergründung im Jahre 1200
Seit über 800 Jahren leben in dem kleinen Örtchen Zisterzienserinnen in klösterlicher Gemeinschaft. Die Klosteranlage wurde 1211 gegründet. Doch politische Unruhen und Kriege machten vor den Mauern des Klosters nicht Halt – zwangen die Nonnen wiederholt zur Flucht. „Dann um 1900 rum lebten hier wieder an die 70 Chorfrauen und Laienschwestern“, erklärt mir Beate Spiegel, Leiterin des angegliederten Volkskundemuseums. Jetzt seien es nur noch 17 Nonnen. Nachwuchsprobleme. Dennoch: „Auch aus dem Rheinland haben sich einige entschieden, diesen Spagat zwischen dem abgeschiedenen Leben und der Moderne einzugehen.“ Über jeden Zuwachs wird abgestimmt, es ist eine ernsthafte Gottsuche, eine innere Berufung. Statussymbole werden beim Eintritt abgelegt, das weiße Ordenskleid, die Kukulle, angelegt. Wie in der Regel auch ein neuer Name zugelegt. Die Wohnung oder das Haus gegen ein winziges Zimmer (zwar mit eigenen Möbeln) im Kloster getauscht.
Sieben Gebete am Tag
Sieben mal am Tage beten die Schwestern, im Sprechgesang. Es ist mystisch. Innere Ruhe kehrt ein, wenn man ihnen zuhört. „Die Regeln der Benediktiner beinhalten einen Wechsel aus Arbeit und Gebet plus stiller Meditation“, weiß Spiegel. Es ist ein Leben in Gemeinschaft mit den anderen Nonnen, aber auch in Einsamkeit. Die Familie wird nur alle zwei bis drei Jahre für zwei Wochen besucht. Wer dieses Leben einmal kennen lernen möchte, für den öffnen die geistlichen Frauen gern ihre Tore.
Es gibt rund 20-30 Gästezimmer, für Einzelpersonen, aber auch Familien. „Die einen suchen Erholung in der Stille des Klosters, die anderen erwarten eine Stärkung für ihr geistliches Leben durch die Teilnahme am Gebet in der Eucharistiefeier oder am Stundengebet“, erklärt Äbtissin Gertrud Pesch. Hier mehr zum Jahresprogramm. Nur derzeit ist der Gästebereich wegen Corona leider noch geschlossen, ebenso das angegliederte Museum Oberschönenfeld auf dem Klostergelände. Ein interessantes Volkskundemuseum für regionale Alltagskultur.
Klosterbrot in ganz Bayern bekannt
Weit über die Grenzen von Augsburg hinaus bekannt ist seit unzähligen Generationen das Oberschönenfelder Holzofenbrot aus reinem Natursauerteig. Noch immer wird es nach alter Tradition im Kloster gebacken. Urkundlich erstmalig erfasst wurde der eigene Backofen im Jahr 1691, das Brot verkauft seit 1932. Um nun der Nachfrage gerecht zu werden und eine Einkommensquelle des Klosters zu sichern, entschloss man sich 1981 einen Teil des ehemaligen Kuhstalles zur Bäckerei umzubauen. Hier befinden sich immer noch der Brotladen (geöffnet) mit einer Backstube und zwei Holzöfen. „Die Nonnen sind ständig am Schaffen“, resümiert Beate Spiegel und lächelt.
Ebenso ist das Klosterstüble auf dem Anwesen beliebt: eine Wirtsstube mit leckeren bayrischen Spezialitäten – etwa Käsespätzle oder Klosterforelle. Hoffentlich ist auch das gemütliche Lokal nach dem Lockdown ab dem 31. Januar wieder geöffnet.
Zum Schluss besuchte ich an diesem sonnigen Dezembermorgen noch den Nutzgarten des Klosters, mit dem Obst der Bäume stellen die Nonnen tolle Säfte her. Bis in die 1960er Jahre gab es in Oberschönenfeld Schafherden, Wolle wurde produziert. Bis 1972 lebten hier noch Kühe und Ochsen. Näheres erfahren Gäste in dem sehenswerten Volkskundemuseum. Wer noch mehr aus Bayern bei uns lesen möchte, hier eine Story zu der bekannten Krippentradition von Bayerisch-Schwaben oder zu den sanften Engeln von Augsburg.