Weite Dünen, Naturstrand bis zum Horizont und ein charmantes kleines Inseldorf… wenn ihr Natur und Ruhe schätzt, werdet ihr euch bestimmt wie ich in diese Insel verlieben. Meine 11 Tipps für einen (ersten) Besuch auf Spiekeroog.
Durchs Inseldorf schlendern
Durch das Dorf Spiekeroog zu schlendern fühlt sich ein bisschen an, wie in einer anderen Welt zu sein. Einer definitiv freundlicheren. Natürlich autofrei, im Ortskern auch ohne Fahrräder. Man geht zu Fuß. Rote Backsteinhäuschen, viele Bäume und Blumen, irgendwie ein bisschen Bullerbü-Stimmung. Sprossenfenster und Haustüren aus farbig lackiertem Holz. Hinter einigen finden sich Läden mit Mode, Kunst, Schmuck, Delikatessen und ein bisschen Krimskrams (aber eben nicht dieser billige Tand, den es in vielen Küstenorten und auf anderen Inseln gibt, Hauptsache was mit Ankern und Leuchttürmen). Die kleine evangelische Inselkirche ist ein Schmuckstück (leider täglich nur für eine Stunde geöffnet, ich habe es diesmal nicht rein geschafft), der Drinkeldodenkarkhoff, der Friedhof der bei Schiffsunglücken Ertrunkenen, so schlicht, dass man ihn leicht überseht. Ein muckeliges Inselkino gibt es, und sogar einen kleinen Eichenwald, gepflanzt im 19. Jahrhundert von drei klugen Frauen, die damit ihre Gemüsegärten vor Flugsand schützten. Heute ist der Kirchwald im Sommer ein angenehm schattiges Plätzchen.
Inselmuseum Spiekeroog
Im Inselmuseum, einem weiß gestrichenen Backsteinhaus gleich neben dem Rathaus, gibt es ein buntes Sammelsurium Spiekerooger Geschichte zu besichtigen. Ausgestopfte Seevögel, altes Porzellan, historische Schwarz-Weiß-Fotos und Modellschiffe, Inseltrachten und eine alte Küche mit handbemalten Kacheln an der Wand. Skurril mutet das präparierte Krokodil in der Vitrine gleich am Eingang an. Es wurde von Schmugglern über Bord geworfen, als sich ein Zollboot näherte, und später am Spiekerooger Strand angespült. Der Handel mit gefährdeten Tieren ist nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen streng verboten, findet aber leider immer noch statt.
In die Salzwiesen
Wenn es sich einrichten lässt: Geht mit Anja Sander die Salzwiesen entdecken! Die zweistündige Tour ist wirklich nicht eine Minute langweilig. Ein Piepen, Gurren, Gluckern und Pfeifen der vielen Vögel auf der fruchtbaren Salzwiese und im Watt liegt in der Luft, als wir lernen, was die Untere von der Oberen Salzwiese unterscheidet und welche Pflanzen darauf wachsen. Alle sind Halophyten, also Salzpflanzen, und haben eine unterschiedliche Salztoleranz. Den Salzsukkulenten Queller kennt ja fast jeder. Er ist jetzt, Mitte Juni, überall im Watt aus Samen aufgegangen und deshalb noch recht klein. Wir lernen Wilde Möhre und Strandwegerich kennen, Spießmelde und Portulak-Salzmelde, Strand-Wermut und Strandsode. Die ersten Strandflieder-Exemplare beginnen gerade zu blühen, bald werden sie die Salzwiese wie einen lila Teppich überziehen. Wir erfahren, welche Pflanzen essbar sind oder Heilkräfte haben – und wie sie es schaffen, trotz der salzigen Extrembedingungen zu überleben: Manche haben an den Blättern Drüsen, über die sie Salz abgeben können, andere feine Härchen, in die sie die konzentrierte Salzlösung pumpen und die dann abbrechen. Andere wachsen einfach immer weiter, um das Salz zu verdünnen – wie der Queller, der – daher sein Name – regelrecht aufquillt.
Skulpturen entdecken
Spiekeroog, die „Grüne Insel“, hat sich der Ruhe, der Erholung und der Regeneration verschrieben. Und der Kunst. Die Kulturstiftung Spiekeroog etwa schreibt jedes Jahr einen Skulpturen-Wettbewerb aus. Die Werke der Gewinnerin oder des Gewinners sind dann ein Jahr lang an öffentlichen Orten ausgestellt. Gerade stehen die Frauenfiguren der Bildhauerin Susanne Kraißler auf Spiekeroog. Sie tragen Titel wie Sommerkälte, Sehnsucht oder Fluid und sind sowohl in den Dünen als auch im Inseldorf zu finden. Und auch sonst hält Spiekeroog die zeitgenössische Kunst hoch, unter anderem mit Kunststipendien, Malkursen und Sommerateliers.
Thalasso Wanderwege
Seit langem weiß man: Das Meer tut gut und hat Heilkräfte. Spiekeroog ist ein zertifiziertes Thalasso-Nordseeheilbad. Unter anderem sechs ausgewiesene Thalasso-Therapiewege nutzen hier das Reizklima für Gesundheit und Wohlbefinden. Und Spaß macht das Wandern in der Gruppe oder allein außerdem. Auf dem Weg durchs Inseldorf, entlang des schier endlosen Strandes oder durch die phantastische Dünenlandschaft zeigen sich Hasen, Rehe und Fasane. Kuckuck & Co. lassen ihren Gesang hören und es duftet himmlisch nach wilden Rosen. Nahe des Strandes wachsen grau-grüne Stranddisteln, Spiekeroogs Symbolpflanze. Fernsicht und Geschichten sind ebenfalls inklusive: Am Aussichtshügel mit dem Utkieker, am Lesepavillon, in dem man Geschichten von Insulanern lauschen kann, und an der Kohhukkdüne mit ihrem Blick über Salzwiesen und Dünen gleichermaßen kommt man auf den Thalasso Wanderwegen nämlich auch vorbei.
Spiekerooger Museumspferdebahn
Aus der Zeit gefallen ist Spiekerooger Museumspferdebahn: Ein einzelnes Pferd zieht wie früher einen Waggon vom ehemaligen Inselbahnhof bis zum Westend. Früher ging die Strecke weiter bis zum Alten Hafen, doch dann musste dieser aufgegeben werden. Der heutige Hafen ist nur wenige Minuten zu Fuß vom Inseldorf entfernt. Spiekeroogs Pferdebahn ist die letzte planmäßig betriebene dieser Art in Deutschland, sie verkehrt täglich von 13 bis 16 Uhr.
Im Meerestied relaxen
Saunieren mit Blick aufs Meer, wie schön ist das denn! Das Meerestied, Spiekeroogs Thalasso-Gesundheitszentrum, Dünenspa und Inselbad, setzt auf ganzheitliche Gesundheitskonzepte und individuelles Wohlbefinden. Die moderne Sauna bietet vom Thalasso-Dampfbad bis zur Panorama-Dünensauna Klima und Temperaturen für jeden Geschmack. Und danach auf den hängenden Holzliegen auf der Außenterrasse schaukeln… Im Inselbad ist das Nordseewasser gemütliche 28 Grad warm, ideal auch für kleine Kinder. Doch die Krönung der Entspannung ist eine Wellnessanwendung mit Sanddorn-Salzpeeling, Sanddorn-Bad und Massage mit duftendem Sanddorn-Öl. Wer es aktiver mag, bucht nebenan im FitnessStuuv einen Sportkurs oder gleich einen Personal Trainer für die Geräte.
Inseleis schlecken
Nicht ganz günstig, aber dafür zum Niederknien lecker ist das Eis der Eismanufaktur Spiekeroog. Täglich frisch und saisonal wechselnd produziert das Team dort Klassiker wie Vanille, Schoko und Stracciatella, aber auch außergewöhnliche Sorten wie Franzbrötchen, Sanddornjoghurt oder Ostfriesentee. Unbedingt die handgerollte Butter-Zimt-Waffel dazu nehmen! Macht süchtig – deutlichstes Indiz dafür sind die Schlangen, die sich jeden Tag vor der kleinen Eisbude im Kern des Inseldorfes bilden. Und dann gemütlich durchs Dorf schlendern, vorbei an schönen Fassaden und gemütlichen Wintergärten und Veranden.
Sonnenuntergang am Strand
Die Natur ist der unangefochtene Star auf Spiekeroog. Am kilometerlangen Strand auf der Nordseite der Insel kann man Sonne, Wind und Weite genießen, sei es gemütlich im Strandkorb oder nach einer Wanderung in den Osten der Insel am menschenleeren Strand. Nachts funkeln auf der Sterneninsel die Gestirne besonders hell, denn es gibt hier kaum Lichtverschmutzung. Und vorher? Am Strand oder in den Dünen dabei zuschauen, wie der Horizont immer intensiver glüht.
Nationalpark-Haus Wittbülten
Spiekeroog liegt wie die anderen Ostfriesischen Inseln im Nationalpark Wattenmeer. Deshalb gibt es hier auch ein Nationalpark-Haus. Interaktive Modelle, Aquarien und Exponate erklären die Tier- und Pflanzenwelt des Wattenmeeres, unter der Decke hängt ein 15 Meter langes Pottwalskelett. Der riesige Meeressäuger war im Jahr 2003 bei Norderney gestrandet. Vorträge, Exkursionen und Experimentierkurse ergänzen die Ausstellung. Angeschlossen sind ein Selbstbedienungscafé und ein Shop. Das Nationalpark-Haus Wittbülten liegt am Inselinternat Hermann-Lietz-Schule, rund einen Kilometer östlich des Dorfes. „Wittbülten“ ist übrigens Plattdeutsch und bedeutet „Primärdüne“, also die erste Phase bei der Dünenbildung.
Wattwanderung am Abend
Als die Sonne schon fast hinterm Horizont versinkt, treffen wir Carsten Heithecker. Die Boote im Hafen dümpeln im verbliebenen Wasser. 2,70 Meter Tidenhub hat Spiekeroog, erzählt der Wattführer, und jetzt, bei Ebbe, liegt der Meeresboden frei. Wir brechen auf ins Watt. Zuerst geht es über glitschige, quietschgrüne Algenteppiche und ziemlich rutschigen Schlick, es wird viel gekichert, der weiche Boden quillt zwischen den Zehen hindurch. Wir erfahren, dass sich die Priele, die das Watt wie Flüsse durchziehen und der Schifffahrt als oft mäandernde Fahrrinnen dienen, im Jahr mehrere hundert Meter verlagern können. Seekarten werden deshalb alle zwei Wochen aktualisiert. Der mit der Forke ausgegrabene Wattwurm hat seinen Auftritt, später stehen wir gebannt im Kreis und beobachten, wie sich frisch ausgebuddelte Herzmuscheln wieder in den Boden eingraben. Während am Festland ein Gewitter aufzieht, trägt der Wattführer ein stimmungsvolles Gedicht von Theodor Storm vor, dann führt er uns sicher zurück ans Land.
Gut zu wissen
Richtig gut zum Runterkommen ist die Nebensaison auf der Grünen Insel. Spiekeroog ist dann noch gechillter (und die Zimmer und Ferienwohnungen – Hotels gibt es nur in überschaubarer Anzahl – sind günstiger). Sich im November erst den Wind um die Nase pusten lassen und dann aus der Inselsauna auf die Dünen schauen – klingt nach einem Plan…
Vor Ort gibt es Informationen zur Insel in der Kogge gleich neben dem Meerestied und jederzeit auf Spiekeroogs Website.
Infos zur Fähre und den Fahrplan zur Insel findet ihr hier. Einen Flughafen wie auf einigen anderen Ostfriesischen Inseln gibt es übrigens nicht – gut so.
Buchtipp: In 111 Orte auf Spiekeroog, die man gesehen haben muss findet ihr viele weitere zauberhafte Plätze auf der Insel, etwa die Franzosenschanze oder das Sperberwäldchen. Und ihr erfahrt, wass es mit den Schwänen als Wetterzeichen auf der alten Inselkirche auf sich hat. Im Buch zu blättern steigert die Vorfreude oder überbrückt die Zeit bis zur nächsten Spiekeroog-Reise – gut investierte 18 Euro. (Ein Exemplar wurde mir vom Emons Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt)
Meine Recherche in Juni 2023 wurde unterstützt von der Nordseebad Spiekeroog GmbH und der Ostfriesische Inseln GmbH.
… Lust auf mehr Ostfriesische Inseln? Wir hätten Borkum, Juist und Wangerooge im Angebot.
Danke für die Tips! Ich wollte im Frühherbst ein paar Tage an die Nordsee, ich glaube, ich fahre nach Spiekeroog!
Liebe Grüße, Susanne
Liebe Susanne,
mach das! Ich würde auch am liebsten gleich wieder los…
Liebe Grüße
Anke
Spiekeroog ist meine Lieblingsinsel. Diese Tips hätte ich auch gegeben 🙂 Nur die Salzwiese kannte ich noch nicht. Das muss ich nachholen. Toll sind auch die Islandpferde und ein Ausritt am Meer.
Liebe Petra,
davon habe ich auch gehört. Das muss wunderschön sein. Leider habe ich eine ziemlich heftige Pferdehaarallergie, deshalb ist das leider nichts für mich.
Liebe Grüße
Anke