Ausflug, natürlich, Norddeutschland
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Okertal: Das Grün kehrt zurück

Wann ist die schönste Jahreszeit zum Wandern? Eigentlich ja immer. Aber im Frühling loszuziehen ist immer ein besonderes Vergnügen. Zu den Felsen im Harzer Okertal.

Der Wind bläst überraschend stark, als wir beim Romkerhaller Wasserfall die Steigung in Angriff nehmen. Vom Froschkönig in seinem Teich steil hinauf, dorthin, wo das Wasser weit oben über die Kante stürzt. Und schon zehn Minuten später sehen Straße und Ausflugsrestaurant tief unten im Okertal wie eine Modelleisenbahn-Landschaft aus.

Kurz verschnaufen, dann gehts weiter. Stetig bergauf führt die Schotterstraße nun, Ziel: die schönen Felsen oberhalb des Okertals. Der Harz ist ja für seine skurrilen Felsformationen bekannt, manche kann man erklimmen, andere nur von unten oder aus der Ferne bestaunen. Auf den Treppenstein klettern wir hinauf und werden mit einem sagenhaften Ausblick übers Okertal belohnt.

Der Wald von morgen wächst nach

Und schon wieder so viel Grün! Während viele Menschen entsetzt sind über die abgestorbenen Fichten im Harz – die jahrzehntelange Misswirtschaft mit nicht standortgerechten Monokulturen, die Gier nach schnell wachsendem Holz und der Klimawandel fordern ihren Tribut, der Borkenkäfer ist da eher eine Begleiterscheinung -, sehe ich hier den Wald von morgen. Und übermorgen. Das viele frische Grün macht Hoffnung. Die monotonen Fichtenforste mochte ich nie.

Lebendiges Grün

Hier gehört ein Mischwald hin, keine Fichtenplantage. Harz-Ausflüge in meiner Kindheit empfand ich immer als bedrückend, die Landschaft düster, irgendwie tot. Das ändert sich gerade massiv und ich finde es extrem spannend, über die Jahre beobachtend dabei zu sein. Zuletzt war ich vor drei Jahren hier, oberhalb des Okertals, und schon in dieser kurzen Zeit ist wieder ein Unterschied zu sehen. Viele der bleichen, toten Fichten sind inzwischen umgefallen, dazwischen wachsen Birken, Vogelbeeren, Ebereschen und auf dem Boden Blaubeeren und unzählige Blumen nach. Das Leben kehrt mit Macht zurück. Der Harz wird wieder grün, gerade jetzt, im Frühling – und es ist ein frisches Grün, ein lebendiges, nicht so dunkel blaugrün wie einst die Fichten.

Alter vom Berge und Mausefalle

Bei der Felsformation „Alter vom Berge“ machen wir Picknick, bevor es zur „Mausefalle“ weitergeht, bei der ein dicker Felsbrocken abenteuerlich auf kleineren Steinen balanciert.

Anschließend führt der Weg steil bergab, später auf einem geschotterten Forstweg weiter, bevor wir schließlich wieder an der Stelle stehen, wo das Wasser aus einem Graben der alten Oberharzer Wasserwirtschaft über die Kante fällt und so den künstlichen Romkerhaller Wasserfall bildet. Der Wind bläst die Gischt nach oben.

Zum Schluss eine Runde durch Goslar

Wieder unten angekommen, stellt sich die Frage: hier einkehren oder lieber in Goslar? Der Tag ist noch jung und die Sonne scheint gegen den kühlen Wind an. Außerdem ist inzwischen ziemlich viel Verkehr im Tal, da sitzt es sich nicht so schön draußen. Also macht die Altstadt von Goslar – zusammen mit der Oberharzer Wasserwirtschaft und dem alten Bergewerk Rammelsberg ebenfalls Weltkulturerbe – das Rennen. Eine gute Entscheidung.

 

************* GUT ZU WISSEN ******************
Verschieden lange und schwierige Runden durchs Okertal und zu den Felsen findet ihr in den gängigen Outdoor-Apps, etwa hier.

Nehmt euch für eine Runde durch Goslar mindesten eine Stunde Zeit. Wenn ihr Glück habt, hat der Nordturm der Marktkirche geöffnet und ihr könnt hinauf steigen – der Blick auf die Altstadt ist unschlagbar.

Das Welterbe-Infozentrum am Markt, eines von dreien im Harz, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Wer tiefer ins Thema Welterbe im Harz einsteigen will, sollte auch hier locker eine Stunde einplanen. Der Besuch ist kostenlos, Eingang über die Tourist Info.

Mehr Harz? Haben wir: Oberharzer Wasserwirtschaft, Sandsteinhöhlen, Schnarcherklippen, Bodetal und natürlich den Brocken. Und zu Goslar gibts sogar 11 Tipps.

1 Kommentare

  1. Fichtenwälder finde ich auch trist. Wenn der Wald jetzt bunter wird als Konsequenz von Unwettern/Klimawandel, dann ist das wenigstens ein positiver Effekt. Und ich könnte mir vorstellen im Harz zu wandern…

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