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11 Tipps für Landskrona

Zwischen Malmö und Helsingborg liegt das Städtchen Landskrona. Davor erstreckt sich im Öresund die kleine Insel Ven. Beide sind hierzulande noch ein Geheimtipp. Die Dänen haben die südschwedische Region hingegen schon länger für sich entdeckt. Zu Recht: Ein Besuch lohnt sich, nicht nur wegen der sehr gut erhaltenen Zitadelle.

So oft schon bin ich auf dem Weg in den Norden Schwedens ganz in der Nähe vorbeigefahren. Meist ging es nach der letzten Fähre der Vogelfluglinie von Helsingborg direkt weiter nordwärts, ein paarmal von Malmö nach der Öresundbrücke Richtung Ostküste und Öland. Die 50 Kilometer Küstenstreifen hier in Skåne (Schonen) zwischen Malmö und Helsingborg habe ich jedenfalls immer ausgelassen.

Dabei ist es hier zum Durchreisen wirklich viel zu schön. Landskrona ist definitiv einen Besuch wert.

Wie aus dem Bilderbuch: Historische Kleingartenkolonie

Bunte Blumen, blühende Büsche, Obstbäume und zauberhafte kleine Schweden-Holzhütten in Hellblau und Rosa, Türkis und Falu-Rot: Landskronas Kleingartenkolonie ist nicht nur die älteste in Schweden. Sie ist unbestritten auch eine der schönsten.

Sie entstand um das Jahr 1900 und ist heute mit ihren 125 Gärten nicht nur eine Augenweide, sondern zum Teil sogar Kulturerbe. Wie der Garten der Familie Rothoff. Der steht Besuchern immer offen, das kleine grüne Holzhaus ist ein Mini-Museum mit Originaleinrichtung. Nehmt euch ein wenig Zeit, durch die liebevoll gepflegte Gartenpracht zu schlendern. Wenn ihr wie ich im Frühling in Landskrona seid, erlebt ihr die phantastische Scilla-Blüte (Blaustern) in sämtlichen Parks und Grünanlagen. Ein Meer aus blauen Blumen, unwirklich schön.

Historisches und Antikes: Zitadelle mit Ritas Vardagsrum

Sie ist eine der größten und besterhaltenen skandinavischen Festungsanlagen. Und sogar die einzige vollständig erhaltene Erdwallfestung in Schweden: Landskrona Citadell wurde Mitte des 16. Jahrhunderts vom dänischen König Christian III angelegt (das heutige Skåne gehörte damals zu Dänemark), um den Öresund besser kontrollieren zu können. Danach war die rote Festung zeitweise Gefängnis und Folterkammer. Heute ist ihre Nutzung erfreulicher, da finden im Burghof im Sommer ein Mittelalterfest und im Winter ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt statt. / Slottsvägen, täglich geöffnet, Eintritt frei

Landskrona

Landskronas Zitadelle ist eine der am besten erhaltenen in ganz Schweden.

Außerhalb des breiten Burggrabens könnt ihr in Konditori Citadellet köstliches Gebäck und fabelhaftes hausgemachtes Eis schmausen, im Innenhof ist der Laden Ritas Vardagsrum ein Highlight. In Wohnzimmeratmosphäre (vardagsrum = Wohnzimmer) bietet Rita Nilsdotter ein buntes Sortiment an Antikem und Trödeligem an, mit etwas Glück findet ihr – wie ich 😊 – ganz unerwartet einen schwedischen Designklassiker. Landskronas Place to be bei den Einheimischen ist das kleine Gourmet-Restaurant Smörtaxen außerhalb des Wassergrabens. Die Reservierungen sind immer Monate vorher ausgebucht – und das, obwohl das 10-Gänge Menü 200 bis 250 Euro kostet.

Geschichte in alter Kaserne: Stadtmuseum

Über Landskronas Geschichte könnt ihr euch im Landskrona Museum informieren. Auf mehreren Etagen erwartet euch in der alten Kaserne eine Ausstellung über die Zeit, als Landskrona im Jahr 1413 Stadtrechte erhielt, seine Entwicklung im 18. Jahrhundert und Einblicke in die Arbeiterstadt ab dem 20. Jahrhundert. Nicht verpassen: die Dauerausstellung „Reklam!“, Schwedens Archiv für Reklame und Grafikdesin befindet sich nämlich hier in Landskrona. Es gibt Audioguides und eine App dazu.

Wer mag, verarbeitet die Eindrücke bei Kaffee und Kuchen im Museumscafé und stöbert danach im Museumschop. Augen auf auch vorm Museum: Direkt am Eingang steht eine der rund 30 „Non-Violence“-Skulpturen von Carl Fredrik Reutersvärd. Anders als das Original vor der New Yorker UN hat diese Pistole zwei Knoten im Schaft. / Slottsgatan, Eintritt frei

Landskronas berühmte Persönlichkeiten

Nicht nur Carl Fredrik Reutersvärd und seine Skulptur sind weltberühmt. Auch Selma Lagerlöf lebte in Landskrona. Die spätere Literatur-Nobelpreiosträgerin arbeitete hier ab 1885 einige Jahre als Lehrerin und schrieb in der Zeit die ersten Kapitel ihres Romans Gösta Berlings Saga. Sie wohnte unter anderem in der Storgatan 13 und 22-24. Vielleicht ist eine Schwedenreise ja der richtige Zeitpunkt dafür, das Buch (nochmal) zu lesen?

Der berühmteste und mächtigste Sohn der Stadt ist aber definitiv Carl Tranchell (1849-1919). Als selbsternannter Zuckerkönig übernahm er die Skånska Sockerfabriks AB von seinem Vater Justus und brachte es durch Rübenzucker zu großem Reichtum. In Landskrona zeugt das Wohnhaus direkt neben der Stadtverwaltung (Parkgatan 2) am Hafen davon, ein prächtiger Bau aus roten Ziegeln. Etwas außerhalb Landskronas kaufte Carl das Örenäs Slott, ein Herrenhaus, in dem seit kurzem das Maryhill Estate ein Luxushotel betreibt (siehe unten).

Keine Persönlichkeit, aber irgendwie doch berühmt ist auch Landskronas Brutalismus-Wasserturm aus Beton am Strand beim Kaltbadehaus. Er sieht aus wie ein Ufo und mogelt sich irgendwie von überall ins Bild.

Paradies für Handarbeitsfans: Hemslöjden i Skåne

Im alten Bahnhofsgebäude (der neue Bahnhof liegt am Stadtrand) betreibt Skånes Hemslöjdsförbund einen Laden, der das Herz von Handarbeitsfans höher schlagen lässt. Vor allem Wolle in allen erdenklichen Farben gibt es im Hemslöjden i Skåne zu kaufen, außerdem bestickte Kissen, gestrickte Handschuhe mit traditionellem Muster und, herzallerliebst, gefilzte Steckenpferde. Der Laden ist einmalig in ganz Skåne, also bevorratet euch! / Landskrona Gamla Stationshus, Österleden 10

Kreativ mit Farben: Keramik bemalen im Little Clay Café

Kimberly empfängt uns und die anderen Gäste mit einem breiten Lächeln. Geboren in Pretoria in Südafrika, nennt sie heute Landskrona ihr Zuhause. In ihrem Little Clay Café stehen Tische mit Drehscheiben, an der Wand reihen sich Flaschen mit unzählbar vielen Farben auf. Außerdem gibt es Pinsel, Schwämme, und Stempel: Man sucht sich einen weißen Keramikrohling aus (es gibt zum Beispiel Teller, Tassen, Schüsseln, Vasen und Seifenschalen) und legt los. Dazu gibt es Kaffee, Kuchen und Limonade. Kimberly brennt die fertigen Kunstwerke einige Tage später, danach ist die Glasur wasserfest und das Unikat kann abgeholt werden. / Nygatan 7A (mit mehreren Personen besser vorher reservieren!)

Nichts für Warmduscher: Kallbadhus

Kaltbadehäuser haben an Schwedens Ostseeküste eine lange Tradition. In den Wintermonaten ins eisige Wasser zu tauchen und sich danach in der Sauna aufzuwärmen, ist bis heute sehr beliebt. Man betreibt das Vergnügen gern in Gesellschaft anderer Kaltbader und bis ins hohe Alter. Landskronas neues Kaltbadehaus liegt am Ende eines 300 Meter langen Stegs. Es wurde erst Mitte März 2025 eingeweiht, ist also noch ganz neu.

Landskronas neue Kaltbadehaus (C): Landskrona / Oskar Fäldt

Aus der Sauna schaut man durch große Panoramafenster nicht nur aufs Meer – man ist quasi mittendrin. Die Fähre zur Insel Ven zieht direkt vorm Badehaus vorbei. Achtung: Anders als sonst sauniert man im Kaltbadehaus textilfrei (Männer und Frauen separat), nur mit Handtuch umgewickelt. Also ein eigenes und bei Bedarf auch ein Vorhängeschloss für die Schließfächer mitbringen!

Tagestickets lassen sich online vorbuchen, Tageskarte: 85 SEK

Lecker essen im 60er Jahre Ambiente mit Kunst: Thimans Vinbar in der Kunsthalle

Hier vereinen sich Genuss für Augen und Zunge: Landskrona Konsthall beherbergt Kunst (Slottsgatan 5, Citadellområdet, Eintritt frei) und eine kleine Weinbar mit hervorragender Küche, kleiner Karte und ausgewählten Weinen. Der Service ist total zugewandt und das Interieur seit den 1960er Jahren quasi unverändert. Wenn ihr einen Abend in angenehmem Ambiente mit wirklich leckerem, italienisch inspiriertem Essen verbringen wollt: Thimans Vinbar ist definitiv der Ort dafür. Besser einen Tisch reservieren!

Rauf auf die Insel: Ven

Nur eine halbe Stunde Fährfahrt bringt euch in eine komplett andere Welt. Die Insel Ven ist ruhig (ok, in der Hauptsaison an den Wochenenden nicht, da kommen Besucher vom Festland und aus dem nahen Kopenhagen), natürlich und freundlich. Und dabei ein wichtiger Ort der Wissenschaft: Astronom und Forscher Tycho Brahe ließ gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der Inselmitte ein Forschungszentrum mit Observatorium und kleinem Schloss errichten. Hier mitten im Öresund studierte er die Sterne und machte bahnbrechende Entdeckungen. Ein Museum in der früheren Inselkirche informiert über sein Leben und Werk (Landsvägen 182).

Am besten erobert ihr die kleine Insel mit dem Fahrrad. Einen Fahrradverleih gibt es gleich oberhalb des Hafens, an dem die Fähre von Landskrona anlegt. Überall begegnen euch unterwegs nicht nur andere Radler auf den gelben Gefährten, sondern auch ziemlich unerschrockene Hasen und Fasane – sie wurden einst für die Jagd hierher gebracht und haben keine natürlichen Feinde. Und nicht die schöne weiße Inselkirche mit dem sagenhaften Blick auf den Yachthafen verpassen!

Die beste Zimtschnecke nicht nur der Insel, sondern der ganzen Region gibt es bei Britta Ossler. Dass sie schon über 80 Jahre alt ist, sieht man ihr wirklich nicht an. Hven Durum heißt ihre Bäckerei mit Mühle nicht ohne Grund: Britta hat zusammen mit ihrem Mann und einer italienischen Schwiegertochter Durum-Weizen auf Ven kultiviert. Daraus backt sie Brot, Brötchen und Kuchen. Direkt gegenüber serviert die deutsche Sterneköchin Kathrin Baake im Traditions-Restaurant House of Ven / Turistgården moderne Gerichte aus möglichst lokalen Zutaten. Lecker! Fans hochwertiger Whiskys und Spiritousen kommen bei einer Führung durch die Insel-Destillerie Spirit of Hven mit Verkostung auf ihre Kosten.

Immer der Küste nach: Skåneleden

Wandernd oder auf dem Rad lässt sich die Landschaft doch einfach am besten entdecken, oder? Der Fernwanderweg Skåneleden erstreckt sich über 1.600 Kilometer in sieben Teilwegen und auf 147 Etappen. Durch Landskrona verläuft die Etappe SL5 des Teilabschnitts Öresundsleden. Wandert entspannt und flach die paar Kilometer bis Borstahusen und labt euch dort in der Bodega Pumphuset an richtig guten spanischen Tapas! Zeitgenössische Kunst und ein kleines Museum gibt es auch zu besichtigen.

Oder lauft etwas weiter nördlich durch Hillehögs dalars Naturreservat. Hier geht es ordentlich bergauf und bergab, Fernblicke bis zur Insel Ven inklusive. Campingfans werden den Platz Möteplatz Borstahusen bei Lill Olas mit eigenem Strand mögen, Golfer verbringen auf dem benachbarten Golfplatz ein paar entspannte Stunden.

Luxuriös relaxen: Maryhill Estate

Oberhalb des kleinen Fischerorts Ålabodarna liegt das erst im Jahr 2024 eröffnete Hotel und Resort Maryhill Estate. Hier ist Relaxen Programm. Überall laden gemütliche Sessel und Sofas im Landhausstil dazu ein, sich zu unterhalten, in eines der offenen Feuer zu schauen oder in einem der ausliegenden Foto-Bildbände zu blättern. Wer mag, spielt draußen Padle oder drinnen Tischtennis. Oder lieber Schach? Das alles ganz ungezwungen: Auf dem Weg zu den drei warmen Pools im Spa-Bereich kommen im Sugar Club genannten Bereich immer wieder Gäste in dunkelgrünen Bademänteln vorbei; ein weiterer großer Pool lockt im Sommer im Innenhof.

Das ältere, heute Hill House genannte Gebäude wurde ab dem Jahr1867 erbaut, später kaufte der Zuckerkönig Carl Trachell das Gebäude, das damals Mariehill hieß. Er ließ es während des Ersten Weltkriegs zum Herrenhaus umbauen und benannte es um in Örenäs Slott. Dem Grund seines Reichtums huldigte er mit Zuckerrüben, die als Stuck gearbeitet sind – wer entdeckt sie? Zwei Restaurants versprechen erstklassige Menüs und als roter Faden zieren Fotos von bekannten Fotografinnen und Fotografen die Wände.

 

            *************   Gut zu wissen   *************

Infos zu Landskrona und geführte Touren durch die Stadt: www.ilandskrona.se, Telefon +46 (0)418-47 00 00, E-Mail visit@landskrona.se

Anreise: Von Rostock seid ihr mit der TT-Line entspannt in rund sechs Stunden in Trelleborg (mein Tipp für alle, die ein bisschen schlummern wollen: tagsüber sind die Kabinen deutlich reduziert). Weitere Auto-Fähren verkehren von Travemünde oder über Fünen. Von Trelleborg dann noch entweder rund 80 Kilometer (eine Stunde) mit dem Auto an Malmö vorbei oder mit dem Zug in rund 1,5 Stunden nach Landskrona.

Alternativ könnt ihr den privaten Zug Snälltåget über Nacht nehmen, eine Art schwedischer Flixtrain (snäll heißt nett). Der Zug zuckelt relativ gemütlich durch Dänemark und hält früh morgens in Hamburg und dann kurz vor 8 final in Berlin. Man bucht einen Sitzplatz im Großraumabteil oder einen Liegeplatz im 6-er Abteil. Wer mehr Privatsphäre möchte, kann auch ein ganzes Abteil reservieren oder zu zweit teilen. Zu sechst ist es schon ziemlich eng und die oberen Betten sind nur etwas für sportliche Menschen.

Lecker essen: Thimans Vinbar habe ich oben ja schon wärmstens empfohlen. Wenn es schneller gehen soll: Mamma Teresa in der Storgatan backt himmlische, ganz dünne Pizzen aus Brittas Hartweizen von der Insel Ven. Und das Restaurang Pumphuset im Norden von Landskrona bringt in seiner Bodega richtig gute spanische Tapas auf den Tisch, Hafenfeeling inklusive.

Eis-Fans kommen bei Dockside-Glass am Hafen (Hamngatan 6) voll auf ihre Kosten. Hier gibt es das leckere Otto-Glass (Eis), in Schonen produziert. Mutige probieren experimentellere Sorten wie Himbeer-Lakritz.

Übernachten: Im Hotel Öresund Konferens & Spa lockt Entspannung mit ein wenig Thrill im vierten Stock: Das überhängende Becken mit gemütlich warmem Wasser hat einen Glasboden. Kinder dürfen allerdings nicht hinein. Für Familien gibt es in Landskrona aber tolle andere Optionen, zum Beispiel ein Freibad und große Spielplätze am Citystrand. Die dortigen kostenlosen Grillplätze dürften ebenfalls allen gefallen.

Im neuen Landhotel Maryhill Estate mit geschmackvollen Zimmern, hervorragender Küche und einem sensationellem Frühstücksbuffet einfach die Zeit im Spa-Bereich mit den warmen Pools und gemütlichen Betten vergessen…

Ihr seid mit dem Camper da? Dann fühlt ihr euch garantiert auf dem Möteplatz Borstahusen wohl. Der Campingplatz vermietet auch Hütten, hat einen eigenen Strand und man kann Kanus leihen. Wenn ihr mit dem Pferd kommen solltet: Es gibt sogar einen eigenen Hunde- und Pferdestrand :-). Gleich hinter dem Campingplatz beginnt ein Golfplatz und der Skåneleden führt hier direkt vorbei.

Die Stadt Landskrona hat mich eingeladen, das Städtchen und die Insel Ven zu entdecken.

Mehr Schweden? Kein Problem. Wir hätten Fika in Alingsås, 11 Tipps für das nachhaltige Göteborgeine Nacht im Glashaus, Gotland, das zauberhafte Fårö, die Wetterinseln oder eine Floßfahrt auf dem Klarälven. Und noch das eine oder andere mehr.

4 Kommentare

  1. Svenja M. sagt

    Hallo, ich habe schon öfter von den schwedischen Kaltbadehäusern gehört. Geht man da wirklich ganz in das eiskalte Wasser rein?
    Liebe Grüße, Svenja

    • Hallo Svenja,
      ja, das ist die Idee, selbst oder gerade im Winter! Und danach zurück in die Sauna oder unter die warme Dusche. Probier es aus, wenn du in Schweden bist, es ist toll!

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