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Lechtal: ganz weit vorn mit regionalen Lebensmitteln


Mit seinen nur kleinen Skipisten konnte das österreichische Lechtal nie mit den großen alpinen Ski-Hochburgen konkurrieren. Gut so, denn genau dies erweist sich heute als großes Glück: Traditionen blieben erhalten, Bausünden und andere Folgen des Massentourismus blieben aus. Und auch der Fluss Lech profitierte davon. Er ist heute der letzte unverbaute Wildfluss der Nordalpen und mit dem mehr als hundert Kilometer langen Fernwanderweg Lechweg von seiner Quelle bis zum Lechfall ganz nah dran erlebbar.

Dass Naturnähe, Nachhaltigkeit und gerade die Regionalität die Stärken des Lechtals sind, haben viele der meist familiengeführten Hotels und Pensionen erkannt. So zaubert die Küche im Hotel Post in Steeg nicht nur alpine Spezialitäten, auch die Zimmer sind mit viel Holz als Baustoff, unter anderem mit der alpinen Zirbe, modernisiert worden. Ich würde gern noch ein paar Tage länger bleiben. Auch, um nochmal in den phänomenalen Hängeliegen des ganz neuen Spa-Bereichs die Seele baumeln zu lassen.

Aber an anderer Stelle im Tal ist es ja zum Glück auch schön: Im Hotel zum Mohren in Reutte zaubert Küchenchef Thomas Ruepp Leckeres aus den Produkten des Lechtals und setzt auch im Winter hauptsächlich auf saisonales Gemüse, auch wenn das die Auswahl weitestgehend auf Wurzelgemüse und Kohl beschränkt. Doch raffiniert zubereitet, wird beides zum Gaumenschmaus. Beide Hotels sind Mitglied in der Vereinigung Naturparkwirte Lechtal-Reutte, die sich verpflichtet haben, überwiegend regionale Produkte verarbeiten. So bringen Bekannte Thomas Ruepp jeden Herbst selbst gesammelte Steinpilze. Sein Restaurant ist außerdem Mitglied im Kuratorium Kulinarisches Erbe und ein Tiroler Wirtshaus, das für bodenständige, authentische Wirtshauskultur steht, mit Knödeln, Kartoffelgerichten und Tiroler Süßspeisen. Die vegetarische Schmankerlpfanne mit Käseknödel, Spinatknödel und Krautkrapfen, die ich dort gegessen habe, war jedenfalls köstlich. Und das hausgemachte Vanilleeis mit Rosmarin zum Niederknien (und so schnell aufgegessen, dass es nichtmal mehr für ein Foto gereicht hat… 🙂  ).

 

Lecker regional: Käserei Sojer

Dass hier Käse entsteht, ist nicht zu überriechen. Almkäse, Rahmtilsiter, Emmentaler – die Naturkäserei Sojer verarbeitet seit Mitte des letzten Jahrhunderts die Milch der Bauern in der Region bis heute nur händisch zu Käse, Butter, Joghurt und Quark. Rund 30 Käsesorten werden in den Reifekammern zu regionalen Spezialitäten. Gab es frühere noch einige milchverarbeitende Betriebe im Tal, betreiben Kurt Sojer und seine Familie heute die einzige Käserei im Lechtal. Zehn Bauern liefern zweimal täglich frische Milch, im Sommer kommt die Milch von einigen Almen dazu, erzählt er, während wir die Reifekammern anschauen. Dann verarbeitet die Käserei bis zu 5000 Liter Milch am Tag.

Der Käse reift in traditionellen Holzstellagen und muss alle zwei Tage von Hand gepflegt werden – das ist natürlich viel aufwändiger als industrielle Käseproduktion in großen Fabriken mit weitgehend automatisierten Abläufen und Milch von Kühen in Massentierhaltung. Abnehmer der Milchprodukte sind vor allem die Gastwirte im Lechtal und im Tiroler Oberland, man kann Sojers Käse und Milchprodukte außerdem in einigen kleineren Läden im Tal und im eigenen Käserei-Laden in Steeg kaufen. Der bietet zudem eine Auswahl regionaler Wurst, Öle und Tees von Partnern an, etwa von den Lechtaler Kräuterhexen. Ein nachhaltiges Konzept, das aufgeht: Sojer zahlt den Bauern mehr als ein Drittel höhere Preise als sonst in Österreich üblich. Weil der Käse aber einfach auch viel aromatischer und von besserer Qualität ist, geben viele Gastwirte und ihre Gäste gern auch mehr. Ich schwärme jedenfalls immer noch für das Glas frische, kalte Alpen-Rohmilch, das ich in der Käserei zum Probieren bekommen habe. Wirklich kein Vergleich zu der stark verarbeiteten Milch, die bei uns üblicherweise in den Supermarktregalen steht und ihren Namen eigentlich nicht mehr verdient.

 

Von gestern für morgen: Tradition und Moderne in der Wunderkammer Elbigenalp

Es riecht noch ganz neu im Eingangsbereich der Wunderkammer Elbigenalp. Gerade erst eröffnet, lässt sich in der Mischung aus Heimatmuseum, Archiv und Mitmachaktionen viel über das Tal und seine Bewohner erfahren. Etwa über die legendäre Geierwally, die wohl bekannteste Tochter des Lechtals. In Roman und Heimatfilm kitschig verklärt, war die reale, taffe Anna Knittel Vorbild für die Wally, die Mitte des 19. Jahrhunderts todesmutig einen Adlerhorst an einer Steilwand aushob. Moment, Adler wurden damals vernichtet? Ja, die Greifvögel bekämpfte man damals tatsächlich erbittert als Schafräuber und nannte sie verächtlich „Geier“, erfahre ich. Die junge Frau war jedenfalls mutiger als alle Männer des Dorfes und ging auch weiterhin, gewissermaßen als die erste emanzipierte Frau des Lechtals, unbeirrt ihren Weg: Gefördert vom Universalgelehrten es Lechtals, Anton Falger, wurde Anna Stainer-Knittel später eine erfolgreiche Malerin. Ihre Geschichte und die Falgers lassen sich im neuen Museum Wunderkammer in Elbigenalp modern aufbereitet nachvollziehen. So hinterließ Falger, sehr interessiert an der Natur des Lechtals und seiner Bewohner, einen ungemein reichen Nachlass an Schnitzereien, Zeichnungen von Natur und Pflanzen und ersten kartographischen Darstellungen der Region.

Auch die Rolle der Frauen und die frühere bittere Armut im Tal ist in der Wunderkammer thematisiert: Viele Familien im Tal hatten im 19. Jahrhundert so wenig, dass nicht nur die Männer als Arbeiter in die Fremde zogen, sondern auch die Kinder als „Schwabenkinder“ zum Arbeiten zu den reichen Schwaben ziehen mussten, um nicht zu verhungern. Kleine Kinderschuhe im neuen Museum Wunderkammer erinnern an diese dunkle Zeit, die ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert hatte. Heute sorgt nicht zuletzt das nachhaltige touristische Konzept mit seiner Besinnung auf regionale Stärken wie Ruhe und Stille und lokale Produkte dafür, dass die Menschen im Lechtal Arbeit und Auskommen haben – und hier wohnen bleiben können. Und dass Besucher wie ich in den Genuss der Ruhe und der Naturschätze des Tals kommen.

Mehr Infos zum Lechtal und den Winterzauber-Angeboten gibt´s beim Tourismusbüro Lechtal, dem Tourismusverband Naturparkregion Reutte, der Naturparkregion Lechtal-Reutte und bei Tirol Werbung.

Wenn der Regen bunte Bilder malt

Was für ein Schietwetter heute in Niedersachsen… alles grau in grau, triefend nass und dazu noch der böige Wind. Kurz: das perfekte Wetter, um endlich mal Regen-Aquarell auszuprobieren…

Einfach mit Aquarellfarbe (Tuschkasten tut es auch) ein paar dicke Farbpunkte auf Papier klecksen (am besten ist wirklich das dicke, saugfähige Aquarellpapier, aber wer keins hat, nimmt eben anderes und experimentiert damit), das Papier nach draußen in den Regen legen und abwarten… Ich habe nach einer halben Stunde nachgeguckt und eingesammelt. Tolle Farbtupfer im Grau! Lägen die Blätter noch länger draußen, würde das Ergebnis wahrscheinlich pastelliger und verwaschener. Nur die Jaxon-Aquarellstifte, die haben enttäuscht. Da war das Ergebnis ähnlich wie vorher, nur dass das Papier jetzt eben komplett durchgeweicht ist 😉  Also: Klassisch Tuschkasten oder Aquarellfarbe nehmen. Vielleicht ja eine Beschäftigung für die Kinder heute nachmittag? Das Regentief soll ja noch ein bisschen bleiben…

Meine Nacht im Iglu auf der Zugspitze

Einmal in einem Iglu übernachten – nicht nur Kinder träumen davon. Ganz eintauchen in die kalte, weiße Welt, auf einem Fell die Nacht verbringen, während draußen der Schneesturm heult. Mit meinem Fünfjährigen habe ich das Abenteuer im Iglu-Dorf auf der Zugspitze gewagt und wir haben noch nicht mal kalte Füße bekommen. Weiterlesen

Madeira: Wandern auf den Levadas (+Rezepte)

Lust aufs Wegträumen? Madeira ist schon seit über hundert Jahren Zufluchtsort für Wintermüde aus ganz Europa. Kaiserin Sissi, Winston Churchill, Charlie Chaplin – sie alle waren hier, suchten das milde Klima auf der Insel des ewigen Frühlings vor der Küste Afrikas.

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Tiroler Lechtal: Winterzauber pur


Alpen? Ski-Massentourismus, Trubel und Après Ski mit DJ Ötzi und Co.? Nichts für mich. Deshalb habe ich bisher auch die Alpen im Winter gemieden. Doch jetzt war ich im österreichischen Naturpark Tiroler Lech. In dem Tal, aus dem die legendäre Geierwally stammt. Die Naturparkregion Lechtal-Reutte  hat hier ihr mit ihrem „Winterzauber am Berg“ ein angenehm ruhiges Gegenprogramm zum lauten Ski-Zirkus geschaffen. Winter- und Schneeschuhwanderungen, mit der Naturführerin auf Entdeckungstour gehen oder Langlaufrunden stehen auf dem Programm. Sanfter Tourismus, wie er sein soll, zudem die Gastronomie im Tal weitestgehend auf lokale Produkte setzt. Wer dennoch ein wenig Nervenkitzel möchte: Spannend wird es auf der highline 179, der höchsten Hängebrücke der Welt im Tibet-Style.

 

Auf stillen Pfaden: Schneeschuhwanderung

Sonst immer im Sommer traditionell mit Wanderschuhen auf mehr oder weniger festen Wegen unterwegs, will ich schon lange mal das Schneeschuhwandern ausprobieren. Jetzt ist es also so weit. Bergführerin Cloudy von der Bergschule Lechtal hilft mir in die Hightech-Schneeschuhe, die ein wenig wie extrabreite Kinderski aussehen. Sie sind erstaunlich leicht am Fuß und das Innere ist an einem Gelenk in der Waagerechten beweglich. Drunter sorgen Metallkrallen dafür, dann man auch bergab und auf vereistem Terrain sicher geht. Bald habe ich meinen Rhythmus gefunden und stapfe fröhlich hinter Cloudy durch die völlig unberührte, in der Sonne glitzernde Schneelandschaft. Toll, welche Kunstwerke die Natur im Winter schafft. Besonders schön sind die zarten, mit tausenden Eiskristallen überzuckerten Pflanzen. Der Fluss Lech gluckst und rauscht munter zwischen Eisschollen an beiden Ufern. Und dazu strahlt die Sonne fast schon kitschig vor knallblauem Himmel.

Wandern, nicht nur mit Schneeschuhen, ist im Lechtal ohnehin ein ganz großes Thema: Insgesamt 57 Winterwanderungen sind hier ausgewiesen, im Sommer lockt der Fernwanderweg Lechweg mit gut 120 Kilometern von der Quelle des letzten nicht regulierten Wildflusses der Nordalpen bis zum Lechfall in Füssen.

 

 Sonnalm: Großartiges Bergfrühstück

Was für ein Ausnahmewetter! Noch sind es frostige minus 10 Grad, doch der Himmel strahlt schon wieder unverschämt postkartenblau, als die Sonne sich über die Gipfel schiebt. Mit der Jöchelspitzbahn fahre ich im Sessellift auf die 1800 Meter der Jöchelspitze. Oben wartet Wirtin Ursula in der Sonnalm mit einem kräftigen Bergfrühstück mit Tiroler Käse- und Wurstspezialitäten. Richtig lecker ist auch ihr selbstgesammelter Kräutertee. Die Sonnalm gehört zu den 18 Almen und Hütten im Lechtal, die ihre Besucher – Winterwanderer wie Skifahrer – auch im Winter mit traditionellen Speisen verwöhnen. Alle Zutaten für die Gerichte stammen immer direkt aus der Region. Und die rot-weiß gestreiften Liegestühle auf der Sonnenterrasse verbreiten einfach Entspannung und gute Laune.

 

Tierspuren- und Naturführung

Ich stapfe hinter Naturführerin Sabine durch das tiefe Weiß bis zum Ufer des Lech. Neben uns verraten Pfotenabdrücke wie an einer Schnur einen Fuchs. Sabine bückt sich und nimmt Schnee auf die Hand. Darauf bewegt sich ein winziger, schwarzer Fleck: ein Schneefloh. Durch die Lupe kann ich ihn gut erkennen. Die kleinen Kerlchen leben unter dem Schnee und kommen nur heraus, wenn es wärmer wird. Später umrunden wir den Riedener See, ein Kalkquellmoor mit glasklarer Wasserfläche in der Mitte, wunderschön und ein bisschen mystisch. Schnee rauscht von den Bäumen und hinterlässt glitzernden Staub in der Luft. Und der Baum dort im Moor ist keine gewöhnliche Kiefer, sondern eine Spirke, eine hoch spezialisierte Moorkiefer mit tief schwarzem Stamm, lerne ich.

 

Ganz weit oben und ziemlich wackelig: highline179

Unten im Tal kriechen die Autos klein wie Ameisen. Ich stehe 114 Meter über dem Boden und kann sie wirklich gut sehen direkt unter mir, denn der gut ein Meter breite Boden der Hängebrücke besteht nur aus einem Gitterrost… Ganze 406 Meter erstreckt sich die highline179  über das Tal und hat es deswegen auch als weltweit längste Fußgängerhängebrücke im Tibet Style ins Guinness Buch der Rekorde 2016 geschafft. Sie verbindet seit ihrer Eröffnung im Jahr 2015 in der Burgenwelt Ehrenberg bei Reutte die Burgruine Ehrenberg mit dem Fort Claudia. Da im Tal immer Wind weht, schwankt die Brücke spürbar. Adrenalin pur. Ähnlich muss sich die Geierwally gefühlt haben, die berühmteste Tochter des Lechtals. Als Heimatfilm zur Schnulze degradiert, war die reale Geierwally die selbstbewusste Anna Knittel, die Mitte des 19. Jahrhunderts als 17-Jährige mutig einen Adlerhorst an einer Steilwand aushob, an die sich kein Junge wagte. (Adler wurden damals nämlich noch als Schafräuber bekämpft und verächtlich „Geier“ genannt.) Anna Stainer-Knittel wurde später eine erfolgreiche Malerin.

 

Lechtaler Kräuterhexen: altes Wissen für heute

Daniela Pfefferkorn ist eine Kräuterhexe. Eine unserer Zeit, mit Verein, eigener Zeitung und Facebookseite. Rund 60 an Kräutern Interessierte haben sich im Lechtal nämlich als Kräuterhexen zusammengeschlossen und geben das alte Wissen um die Heilkraft der alpinen Kräuter weiter. Kräuterteemischungen, Räucherwerk und Salben aus Ringelblume, Johanniskraut, Schafgarbe und anderen Alpenkräutern. Stellen sie selbst her. Ihre Tees und Öle sind häufig schnell ausverkauft. Im Sommer begleiten die Hexen die Gäste des Lechtals auf Kräuterwanderungen bieten Workshops zum Herstellen eigener Naturkosmetik an. Das Interesse der Besucher und der Einheimischen an den Hexen-Angeboten gibt ihnen recht, es wächst stetig. Toll – so bleibt das Wissen um alte Rituale und Heilmethoden erhalten und lebendig.

 

Wissen über das Tal: Wunderkammer Elbigenalp

Im Ort Elbigenalp hat ganz neu ein modernes Heimatmuseum eröffnet, halb Neubau, halb altes Haus. In der Wunderkammer kann man viel über das Lechtal, seine Geschichte und seine Bewohner erfahren. Hier darf man neugierig sein und sich wundern: Die Wunderkammer erzählt beispielweise, wie das Leben im Tal früher im Jahresrhythmus verlief. Es erzählt von der bitteren Armut früher, die dazu führte, dass nicht nur die Männer zum Arbeiten das Tal verließen, sondern auch schon die kleinen Kinder als „Schwabenkinder“ den beschwerlichen Weg über die Berge antreten mussten, um für ein halbes Jahr bei den reichen Schwaben zu schuften. Natürlich erzählt das Museum auch von Anna Knittel, der Geierwally, und von ihrem Förderer, dem Universalgelehrten Anton Falger und seinen Forschungsinhalten, Bildern und wissenschaftlichen Zeichnungen.

Schwabenkinder-Schuhe

Schwabenkinder-Schuhe

Mehr Infos zum Lechtal und den Winterzauber-Angeboten gibt´s beim Tourismusbüro Lechtal, dem Tourismusverband Naturparkregion Reutte, der Naturparkregion Lechtal-Reutte und bei Tirol Werbung.

Die Reise wurde unterstützt von Tirol Werbung, Tourismusbüro Lechtal und Tourismusverband Lechtal-Reutte. Vielen Dank!

 

11 Tipps für Garmisch-Partenkirchen mit Kind im Winter

Es gibt Seelenorte, da klopft das Herz vor Freude schon beim an sie Denken. Garmisch-Partenkirchen ist so einer davon. Gerade war ich mit meinem Reisekind da und habe tolle Tipps für die perfekte Winterreise nach Garmisch-Partenkirchen. Weiterlesen

Auch im Winter ein Vergnügen: Göteborg

Jetzt verreisen, im Winter nach Skandinavien, ins Finstere?! Unbedingt, denn auch im Kalten und Dunkeln hat meine schwedische Lieblingsstadt Göteborg ihren ganz besonderen Charme. Jetzt kann man sich von Restaurant zu Restaurant schlemmen (und dazwischen im Café stoppen – man muss sich ja aufwärmen…). Oder in eines der vielen tollen Museen gehen. Oder Shoppen. Ein paar Eindrücke aus dem winterlichen Göteborg.

 

Altstadt Haga

Bummeln und genießen: Die alte Arbeitervorstadt Haga ist für mich ein Muss bei jedem Göteborg-Besuch. Die kleinen, bunten Holzhäuschen der armen Arbeiter sollten im letzten Jahrhundert abgerissen werden, konnten aber dank einer Initiative in letzter Minute gerettet werden. Heute reihen sich in der Haga Nygata kleine Boutiquen mit Einrichtungsdesign oder Mode, etwa des Göteborger Modelabels Twist&Tango, Cafés wie das Kringlan oder das Husaren (mit den größten Zimtschnecken Schwedens) und Restaurants wie die beliebte „Seebar“, die Sjöbaren, aneinander (Tipp: Wie der Name schon sagt, hier unbedingt Fisch bestellen, etwa die super leckere Fischsuppe. Und als Nachtisch die hausgemachten Trüffel, yummie…). An den Winterwochenenden füllt sich die kleine Einkaufsstraße mit Menschen, in den Cafés schmausen gut gelaunte Schweden frisches Hefegebäck und sitzen selbst im Winter manchmal noch draußen (in Decken eingemummelt). Göteborgare sind eben keine Weicheier 🙂

 

Restaurang Atelier

Ihr mögt es nordisch klar? Dann ist Göteborg genau der richtige Ort, geradlinig und frisch. Aber wenn es zur Abwechslung mal etwas plüschig sein soll – dann ab ins Restaurang (schreibt man wirklich mit g) Atelier im Hotel Pigalle unweit des Bahnhofs. Das Boutique-Hotel ist im üppigen, sündigen Pariser Stil des frühen 20. Jahrhunderts eingerichtet. Hier gibt es leckeres Mittag- oder Abendessen (Tipp: Das Mittagsangebot „Lunch“ ist in Schweden deutlich günstiger, als abends essen zu gehen, und beinhaltet in der Regel neben Salat und Brot auch ein alkoholfreies Getränk und hinterher Kaffee, oft sogar mit ein paar hausgebackenen Keksen dazu) zwischen Blümchensofas und Belle Époque-Interieur. Sehr anders. Viele der verwendeten Lebensmittel sind zudem öko. Frisch gestärkt kann es danach im direkt nebenan gelegenen Shoppingcenter Nordstan oder in der Fußgängerzone mit dem Shoppen weitergehen (noch ein Tipp, diesmal für die nächste Kaffeepause: Das kleine Café Jerkstands in der Markthalle Saluhallen, Eingang von der Södra Larmgatan – ganz netral und wirklich leckeres frisches Hefegebäck zum Kaffee oder Tee).

 

Stadsmuseum mit Musikausstellung

Museen sind langweilig? Nicht in Göteborg. Unkonventionell und zum Anfassen rollt Göteborgs Stadsmuseum im alten Prachtgebäude der Ostindischen Handelskompanie am großen Kanal (Stora Hamnkanalen) die Geschichte der bald 400 Jahre alten Stadt auf. Sonderausstellungen ergänzen das Angebot. Sehr gut gefallen hat mir das aktuelle Sonderthema „Musiklivet Göteborg 1955-2018“, das die kreative Musikstadt von der Mitte des letzten Jahrhunderts bei heute beleuchtet. Viele national und international bekannte Musiker aus Rock, Pop und Jazz kommen nämlich aus Göteborg, etwa Ace of Base, In Flames oder Håkan Hellström (der in Schweden ein Superstar ist, aber hierzulande kennt ihn keiner, denn er singt nur auf Schwedisch). Extrem viel Spaß macht die kleine Disco, in der man augenzwinkernd (im Augenzwinkern ist Göteborg ja sowieso ganz von dabei) verschiedene Tanzstile von Swing bis Punk lernen kann. Die beiden „Tanzlehrer“ haben sich in den kurzen Filmchen dafür zudem in die jeweils passende Kluft geworfen – herrlich…

 

Kaffee und Fisch der Spitzenklasse

Nicht nur richtig gute Musik, auch richtig guter Kaffee kommt aus Göteborg. In der Magasinsgatan – nebenbei eine der spannendsten kleinen Einkaufsstraßen mit individuellen Lädchen – bietet Da Matteo in einem von insgesamt vier Cafés in Göteborg exquisiten Sortenkaffee aus eigener Rösterei an. Besitzer Matts Johansson hat lange in Italien gelebt und die Kaffeekultur von dort nach Göteborg mitgebracht (und verbessert, wie er betont, zumindest was die schonende Röstung angeht. Denn die italienische Kaffebohnen sind in seinen Augen verbrannt). Der Kaffee wird anschließend nach speziellen Vorgaben (etwa mit genau 97 Grad warmem Wasser) handgebrüht. Den Unterschied sieht und schmeckt man: Der Kaffee ist viel heller als gewöhnlich (meiner sah fast wie ein starker Ostfriesentee aus) und entfaltet eine Vielzahl an Aromen.

Und dann der Fisch… richtig guten und frische Meeresfrüchte lassen sich in Göteborg ja eigentlich an jeder Ecke essen (Kenner kaufen in der Fischhalle Feskekörka). Gourmets sollten auf jeden Fall einmal einen Tisch bei Sternekoch Ulf Wagner im Sjömagasinet buchen. Der kreiert nämlich erstklassige Fischgerichte und hat sogar einen eigenen Schnaps im Angebot, der „Nubbe“ heißt.

 

Winter-Kuscheln in tollen Hotels

Übernachten in Göteborg? Geht von günstig (Jugendherberge, Hostel) bis erstklassig. Im Aufwind sind individuelle Boutique-Hotels. Aber auch die großen skandinavischen Ketten erfreuen sich großer Beliebtheit. Prima zentral neben dem Göteborger Hauptbahnhof lässt es sich im Clarion Hotel Post wohnen. Auf keinen Fall den Badeanzug vergessen: Auf dem Dach lockt ein sensationeller Außenpool! Wer hingegen Lust auf Weite, Landschaft und ein richtig kuscheliges Wochenende vor den Toren der Stadt hat, mit einem guten Buch und Saunasachen im Gepäck, der sollte rausfahren an die Westküste nördlich von Göteborg. Etwa nach Fiskebäcksil, in rund eineinhab Autostunden ist man da. Einfach durch den Nebel stapfen und danach Einkuscheln im großen Wintergarten im Hotel Gullmarstrand (und abends selbsredend in die Sauna) – wer braucht da schon Sommer… Oder ihr fahrt nach Ljungskile. Hier steht mein Lieblingshotel, die Villa Sjötorp. Nicht nur ausgesprochen gemütlich und individuell wohnen (in 14 ganz unterschiedlichen Zimmern, die nach Farben geordnet sind) lässt es sich in der weißen alten Holzvilla aus dem Jahr 1901. Sie ist Mitglied bei den Historic Hotels Europe und ihr kleines Restaurant bietet in Wohnzimmeratmosphäre vor brennendem Kamin auch hervorragendes Essen an. Der junge Koch Jakob Dillner zaubert hier aus lokalen und überwiegend ökologischen Lebensmitteln Gerichte, die ganz geradlinig und klar daherkommen und gerade deshalb so unnachahmlich lecker sind. Die Villa ist einfach perfekt für eine kleine Auszeit.

 Mehr Infos: www.goteborg.com, www.visitsweden.com, www.westsweden.com

Die Reise wurde unterstützt von Visit Sweden, göteborg&CO und dem Westschwedischen Tourismusboard. Vielen Dank dafür!

Äste von Süntelbuchen kriechen oft schlangenhaft über den Boden

Bizarre Beauties: Schaumburgs Süntelbuchen im Schnee

Hexenholz, Schlangenbaum, Teufelsbuche – bei diesem knorzigen Wuchs konnten doch nur böse Mächte die Finger im Spiel gehabt haben?! Die krumm und schief wachsenden Süntelbuchen gehören zu den seltensten Gehölzen überhaupt – doch in Bad Nenndorf steht eine ganze Allee davon. Malerisch. Und besonders im frischen Schnee … Weiterlesen

Niedersachsen im Schnee

Endlich! Eine weiße Puderdecke liegt auf der Natur und der Morgennebel hat glitzernde Diamanten auf die frostigen Zweige gezaubert. Niedersachsen im Schnee – wir haben Euch Impressionen und Tipps mitgebracht, aus Hildesheim und dem Solling. Und dazu zwei Klassiker von niedersächsischen Dichtern… Weiterlesen

Auch für Warmduscher: Wintercampen in Dänemark

Mit Freddie und Hund Tilda war ich zum Wintercampen in Dänemark. Statt Frostbeulen und Schnee hatten wir Licht und Sonne, zum Teil jedenfalls. Geschlafen haben wir ganz bequem in Hütten, also nix mit klammen Schlafsäcken, tropfenden Zelten und zugigen Waschhäuschen. Wintercampen de luxe! Weiterlesen