Familie, Reisen
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Mit dem Rad auf Rügen

Ruegen_tLangsam wird es herbstlich – die perfekte Zeit, um Rügen mit dem Fahrrad zu entdecken. Immer an der Ostsee entlang durch Felder, Wälder und Wiesen (und der Wind kommt manchmal auch nicht von vorn) bis zu den Seebädern im Osten der Insel. Und zum Schluss im Stralsunder Ozeaneum nochmal Meeresgetier Aug in Aug gegenüberstehen…

Mein Sohn wird immer langsamer auf seinem blauen Kinderrad. Die Steigungen auf Rügen sind eigentlich nicht der Rede wert, käme nicht der Wind immer genau dann von vorn, wenn es bergauf geht. Also schieben wir, bis es wieder geradeaus geht, durch lichten Buchenmischwald. In den Wipfeln lässt der Wind die Blätter rauschen, immer wieder segeln ein paar herab. Bald darauf haben wir das alte Seebad Sellin erreicht. Die mit üppigen Ornamenten verzierten Holzveranden der Häuser „Marion“, „Gerda“ und wie sie alle heißen, strahlen heute wieder in schickem Weiß, ihr kollektiver Verfall aus der DDR-Ära ist wegrestauriert – sieht wirklich schön aus, fast so mondän wie früher. Sellins Hauptstraße führt direkt aus Wasser zu und endet an einer Steilküste, zum Strand hinab führen wahlweise eine weiße Treppe – wir zählent 89 Stufen – oder ein Schrägaufzug wie in Lissabons Altstadt. 

Die schöne Seebrücke in Sellin

Die schöne Seebrücke in Sellin

Die weiße Seebrücke streckt sich weit ins Meer hinein, der Wind trägt den Geruch von Algen ans Ufer und die Sonne blitzt einmal kurz durch die Wolken. Die Kinder buddeln schon hingebungsvoll im feinen weißen Sandstrand nach Muscheln und besonderen Steinen. Auf Rügen findet sich für so hemmungslose Sammler sowieso ständig Neues zum Mitnehmen: Der Gepäckträger vom Kinderrad transportiert von der ersten Stunde an Stöcke, Baumrinden und Federn über die Insel. Rund geschliffene bunte Glasscherben sind auch schon Teil des Insel-Schatzes, und ein halbes grünliches Ei.

Gestärkt mit einem Fischbrötchen geht es weiter Richtung Putbus. Leider schon wieder gegen den Wind. Eine Gruppe gut ausgerüsteter Freizeitradler strampelt vorbei,  „Grüezi mitteinand`!“ rufen die Männer fröhlich. An der nächsten Ampel sind sie trotzdem eingeholt. „Die Landschaft hier im Norden und die Ostsee sind toll, nur immer dieser Wind…der ist in der Schweiz echt gefürchtet.“ Die Ampel springt auf grün, und weg sind sie, die Eidgenossen.

Es findet sich immer ein Grund für eine kleine Pause am Wegesrand...

Es findet sich immer ein Grund für eine kleine Pause am Wegesrand…

Pause am Wasser

Pause am Wasser

Über wenig befahrene kleine Landstraßen rollen die Räder, über Feldwege, oft auch lieber auf einem Wanderweg neben der Straße. Immer wieder halten wir an, Pferde streicheln oder Schafe gucken. Dann ist die Tagesetappe geschafft. Vorbei am vornehmen Badehaus Goor mit den vielen weißen Säulen, in dem schon Otto von Bismarck und Alexander von Humboldt entspannten, radeln wir die letzte Steigung hinauf nach Putbus, der Stadt mit der weißen Bäderarchitektur und dem zentralen kreisrunden Platz. Von hier bringt uns der Zug zurück nach Stralsund.

Aug in Aug mit Meeresgetier

Aug in Aug mit Meeresgetier

Da wartet ein letztes Highlight: das Ozeaneum. Deutschlands größtes Aquarium zeigt die heimische Wasserwelt vom Stralsunder Hafenbecken bis hoch zum Nordpolarmeer. Staunend stehen wir vor einem meterhohen Aquarium. Nebenan fühlt es sich vor dem tiefblauen Becken an wie unter Wasser. Im letzten, riesig hohen Saal hängen lebensgroße Modelle von Walen, ihre Gesänge erfüllen den Raum – sehr meditativ, wenn man sich auf einer der Liegen ganz viel Zeit nimmt zum Zuhören.

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Info: www.ozeaneum.de

 

 

 

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