Ausflug
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Herbstspaziergang in den Wäldern, poetisch


Die Jahreszeit wird immer kühler, der Morgen manchmal schon frostig – aber gut eingemummelt, kann man zurzeit bestens im Wald bummeln gehen. Mitten rein ins bunte Laub. Besonders an Tagen, wo auch mal die Sonne durchs Blätterdach bricht. Und dazu das ein oder andere Gedicht…

Wo Ihr die schönsten Wälder findet, hatten wir ja schon ein einem anderen Beitrag geschrieben – Buchenwald, Eichenwald, Mischwald, besonders mit ein paar Ahorn-Einsprengseln leuchten besonders gut. Mancher kann fast den „Indian Summer“-Wäldern in Nordamerika Konkurrenz machen!

Und dazu ein Gedicht? Die Poeten aller Zeiten hat diese Jahreszeit oft beschäftigt. Es muss ja nicht immer so trostlos sein wie bei Rilke („Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr / wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben…“).

Ganz kurz und knackig etwa formulierte C.F. Hebbel:

Dies ist ein Herbsttag ...

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
 Die Luft ist still, als atmete man kaum,
 Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
 Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
 O stört sie nicht, die Feier der Natur!
 Dies ist die Lese, die sie selber hält,
 Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
 Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.

                   Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1863)

oder auch Christian Morgenstern:

Herbst

Zu Golde ward die Welt;
 zu lange traf
 der Sonne süßer Strahl
 das Blatt, den Zweig.
 Nun neig
 dich, Welt, hinab

Bald sinkt's von droben dir
 in flockigen Geweben
 verschleiernd zu -
 und bringt dir Ruh,
 o Welt,
 o dir, zu Gold geliebtes Leben,
 Ruh.

          Christian Morgenstern (1871 - 1914)

Fontane hat gleich eine ganze Reihe Gedichte über den Herbst verfasst, am schönsten vielleicht sein:

Spätherbst

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht -
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.

             Theodor Fontane (1819 - 1898)

Wilhelm Busch wurde ganz romantisch (vielleicht ein Schäferstündchen zuviel?):

Im Herbst

Der schöne Sommer ging von hinnen,
 der Herbst, der reiche, zog ins Land.
 Nun weben all die guten Spinnen
 so manches feines Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
 mit kunstgeübten Hinterbein
 ganz allerliebste Elfenschleier
 als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben
 dem Winde sie zum leichten Spiel,
 die ziehen sanft dahin und schweben
 ans unbewusst bestimmte Ziel.

Sie ziehen in das Wunderländchen,
 wo Liebe scheu im Anbeginn
 und leis verknüpft ein zartes Bändchen
 den Schäfer mit der Schäferin.

       Wilhelm Busch (1832 - 1908)

Und schließlich der gute alte Storm – optimistisch bis in die Federspitzen!
Als Nordlicht war Folgendes wohl seine Version von „Abwarten und Tee trinken“.

Herbstgedicht

Der Nebel steigt, es fällt das Laub.
 Schenk ein, den Wein, den holden.
 Wir wollen uns den grauen Tag
 vergolden, ja vergolden!

Und wimmert auch einmal das Herz,
 stoß an uns lass es klingen!
 Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
 ist gar nicht umzubringen.

Wohl ist es Herbst, doch warte nur,
 doch warte nur ein Weilchen!
 Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
 es steht die Welt in Veilchen.

        Theodor Storm (1817 - 1888)

In diesem Sinne: Genießt die Wälder auch im Herbst!

Kategorie: Ausflug

von

"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon" - so wahr! Also fuhr ich als Kind in Büchern um die Welt, bis nach Taka-Tuka-Land. Heute bin ich "in echt" unterwegs und schreibe manches Buch selber ;) Per Bahn, Pedale, Paddel und per pedes reise ich am liebsten, als Wissenschaftsjournalistin, Reiseautorin und Fotografin immer mit offenem Blick. Und einem Faible für Sprachen. In Bolivien und der Arktis, Australien, China oder Island. Slowenien, Polen. Finnland. Ach... Reisen!

1 Kommentare

  1. Ja, gestern war das Wetter für einen Waldspaziergang wirklich perfekt. Und ich habe in der Eilenriede die genannten „Ahorn-Einsprengseln“ sehr genossen. Doch in welchem Deiner „schönsten Wäldern“ sind sie noch zu finden? Da habe ich unter den vielen Buchen, Eichen und Kiefern leider kein Indiz für den Indian Summer entdeckt! 🙁
    LG Simone

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