Ein altes Handwerk, so richtige Handarbeit, nie ganz aus der Mode gekommen – und mittlerweile ist es wieder richtig schick geworden. Die Rede ist vom Hut. „Heutzutage tragen auch junge Leute Hüte, nicht nur zur Hochzeit, sondern, wenn sie schick ausgehen wollen oder einfach nur einen Sonnenschutz brauchen“, erklärt mir Viktoria Heindl von der Hutmanufaktur Schneiders mitten im Herzen der netten Innenstadt von Bamberg.
Ein Hutparadies
Am Grünen Markt gegenüber der Kirche St. Martin liegt der gemütliche, kleine Laden. Drinnen wimmelt es nur so von Hüten: die sonnige Panama-Variante, der Filzhut für den Winter, die blaue Stoffbedeckung für den schicken England-Besuch. „Unsere adligen Kunden fahren auch nach Ascot zum Pferderennen, zu englischen und spanischen Hochzeiten“, weiß Viktoria zu erzählen. Ohne Hut geht es da gar nicht.
Seit 2015 ist sie mit dabei im reinen Damenteam der Hutmanufaktur und trägt ebenfalls leidenschaftlich gerne Hut. Es sei einfach schick und oft praktisch: „Wenn’s regnet, stürmt oder ich einfach warme Ohren brauche beim Radfahren.“ Viele trügen ihn im Alltag – oder die Herren beim Wandern. Angesagt seien derzeit knallige Farben, nicht mehr nur klassisch-braune Kopfbedeckungen. Mit der Zeit seien sie zum Klassiker geworden, „sie vervollständigen ein Outfit“.
Das Juwel
Viktorias ältere Kollegin sitzt an dem Juwel des Geschäftes – einer alten Tretnähmaschine und näht sorgfältig die Naht an einem schicken schwarzen Strohhut. „Vor 42 Jahren, als ich hier mit jungen 15 anfing, da war die gute, alte Maschine schon im Betrieb“, lacht Anita Saam und tätschelt sie, als ob die Pfaff-Maschine eine treue Pferdeseele sei. Die 60er Jahre seien noch eher eine hutlose Zeit gewesen, dann wäre es eleganter geworden – mit Schläuchen, die man zu Turbanen nähte. Anita schwelgt in Erinnerungen. Und wie bedient man die Frau mit Hut? Ihre alte Chefin hätte immer zu ihr gesagt: „Wenn du eine Dame vor dir hast, stell‘ dir vor, das sei deine Mutter!“ Ihr Leitspruch ein Leben lang.
Eine wahre Kunst
Rund vier bis sechs Stunden dauert es, die Hüte anzufertigen – ganz nach Material und Form. Bei Weizenstrohhüten ziehen die Schneiderinnen den Stumpen in Form, machen die Hüte weich mit Wasserdampf, ziehen sie über eine Form, glätten und formen sie, Innenbänder, Garnituren werden genäht, fest gesteckt. Eine wahre Kunst. „Handarbeit mit Leib und Seele“, sagt Viktoria und lächelt, während sie einen Strohhut fest steckt. So kosten die Hüte auch je nach Material und beispielsweise Feinheit der Flechtung um die 200 bis 500,- Euro.
Info Modenschau
Für alle Fans der sommerlichen und winterlichen Kopfbedeckung gibt es eine bestimmt interessante Modenschau mit Vorträgen vom 27. bis zum 29. September im Residenzschloss Marstall & Boxenstall in Neuburg/Donau: die „Mut zum Hut„. Das Motto dieses Jahr lautet „Panama-Hüte“.
Die Pressereise habe ich mit Bamberg Tourismus, Franken Tourismus und Noble Kommunikation durchgeführt. Wer mehr zum Frankenland lesen möchte, gerne hier bei uns: die Story zu einem charmanten Bier-Sommelier.
