Jetzt, wo die besinnliche Zeit begonnen hat und der heilige Nikolaus uns besucht, denke ich gern an meine Reise letztes Jahr nach Bayerisch-Schwaben zurück zum „Schwäbischen Krippenparadies“. Anlaufpunkte waren unter anderem der Landkreis Günzburg, die Dörfer Edelstetten und Wattenweiler – und natürlich noch das schön bayerische Augsburg. Traumhafte Krippen werden hier in den Dörfern von Bayern schon seit Jahrhunderten in mühevoller Heimarbeit geschnitzt und bemalt – ausgestellt in Privathäusern, Kirchen, Klöstern und Museen.
Ein scharfes Messer und Lindenholz
Die Ernte war längst in der Scheune, die Bauarbeiten beendet. Es wurde langsam kälter und kälter, die langen dunklen Winterabende begannen. Die Maurermeister, Tagelöhner und Holzarbeiter in dem winzigen Dorf Wattenweiler suchten Anfang des 20. Jahrhunderts eine Beschäftigung. Da nahmen sich meist gläubige Einheimische ein scharfes Messer und ein Stück trockenes Lindenholz zur Hand. Sie tauchten ein in Jesu Christus‘ Welt und schnitzten, fassten und kreierten Szenen aus der Weihnachtsgeschichte.
Hohe Handwerkskunst in Wattenweiler
Mit den Jahrhunderten entstanden wunderschöne Krippenlandschaften von hoher Handwerkskunst, die in dieser Dichte für ein 600-Seelen-Dorf wie Wattenweiler in Bayerisch-Schwaben einmalig ist. Ich habe 2019 die Ausstellung „Wattenweiler Krippenparadies“ im Landkreis Günzburg besucht und war hin und weg von den über 70 liebevoll geschnitzten Hauskrippen mit ihren oft noch nicht mal handgroßen Figuren. Die alte Schnitztradition ist natürlich ein Stück Dorfgeschichte, aber noch viel mehr: Die begabten Bewohner machen den „christlichen Glauben erlebbar“, sie interpretieren das Lukas-Evangelium auf ihre Weise, so Helmut Hartmann, Mitorganisator der Ausstellung. 150 Jahre Krippengeschichte auf einen Schlag. Vom Barock bis in die Moderne.
Wegen der Corona und der ab 9. Dezember geltenden Ausgangsbeschränkungen in Bayern können derzeit leider keine Krippenausstellungen stattfinden. In einigen wenigen Kirchen im Landkreis Günzburg sind auch in Corona-Zeiten Krippen zu sehen, die allerdings auch nur unter Beachtung von Abstands-, Hygiene- und aller anderen aktuellen Corona-Regeln besucht werden dürfen. Aktuelle Infos über die entsprechenden Regelungen und noch bestehenden Angebote gibt es unter www.familien-und-kinderregion.de/krippen. Hier werden in der Krippensaison 2021/22 auch wieder alle Angebote im Überblick veröffentlicht.
Unterstützt wurde ich bei der Recherchereise von Landkreis Günzburg und Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben. Wer noch ein Adventsthema bei uns lesen möchte, hier noch ein paar gute Tipps zu ungewöhnlichen Weihnachtsmärkten.
Und eine Geschichte zum Engelesspiel in Augsburg, sehr sehenswert.
Es findet immer in der Vorweihnachtszeit (jeweils an den Wochenende, 18 Uhr, bis zum 23. Dezember) in den Fenstern des Rathauses über dem hell erleuchteten Christkindlesmarkt statt – nur leider dieses Jahr Corona bedingt nicht. Eine magische Inszenierung. Letztes Jahr habe ich dort noch den Nikolaus am 6. Dezember getroffen, möge er dieses Jahr trotzdem auch die Augsburger Kinder erfreuen. Eine ruhige, besinnliche Vorweihnachtszeit – mit vielen kleinen und großen Engeln für euch!