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Kleine Philosophie übers Angeln

5x5_Fisch_DSC_3364Leine rein, Fisch raus. Leine rein, Fisch raus. Und so weiter, stundenlang. Oder: Leine rein, nichts passiert. Ebenfalls im selben Rhythmus und stundenlang. Man bewegt sicht nicht, außer um an den Kaffeebecher zu gelangen. Aber sonst? Es passiert nichts weiter. Also, warum angelt der Mensch? Weil er muss. Mein Selbstversuch in Kanada.

Mann mit Kescher und Fisch

Yeah! Wir haben einen! Von der Angel wandert der Fisch in den Kescher.

Angeln ist etwas Archaisches. Hat etwas von Jagdfieber, in milder Form. Warum sonst ist mein noch nicht einmal dreijähriger Sohn so versessen aufs Angeln? Von seinen Eltern hat er es nicht. Meine bisherigen Angelerlebnisse waren weder ruhmreich, noch erfolgsgekrönt. Frederik angelt mit einer verbissenen Energie, wie sie nur Kinder haben. Platsch, schon fliegen Blinker und Wäscheklammer (kein Haken) wieder ins Wasser und der Plastikstab biegt sich. Er beisst sich sich auf die Zunge und kurbelt wie ein Weltmeister, fängt fliegende, leuchtende und Flunkerfische.

Lodge mit Booten

Das Haupthaus der Wilderness Lodge in Ontario. Hier kommt jeder zum Angeln und es gibt keinen, der nicht begeistert ist.

Und bei Frau Mama steht Angeln auf dem Programm. Selbstverständlich, darum fährt man ja schließlich nach Ontario auf eine Lodge, die mitten im See liegt und nur per Boot oder Wasserflugzeug zu erreichen ist. Guckt man bei Google Maps sieht man nur Wasser und Wald. Viel Wasser und viel Wald. Im Wald leben Bären und Elche und im Wasser Fische. Ein Paradies für passionierte Angler. Nur bin ich weder passioniert, noch sonst ein begnadeter Angler.

Ed mit Fisch in der Hand

Unser Goldstück! Nein, die anderen waren gut und haben noch mehr gefangen.

Wir sind zu viert im Boot: Sabrina, Conny, ich und unser Guide Ed. Mit dem Boot tuckern wir raus auf den Wabatongushi Lake. Bevor es ernst wird, gucken wir erst einmal Bären. Tatsächlich, eine Bärin gibt sich die Ehre und posiert für unsere „ach, ist die süß“ Bilder. Ed grinst. Als könnte er Gedanken lesen, erklärt er uns, dass er drei Töchter hat und sich mit weiblichen Bedürfnissen bestens auskennt. Falls wir also einen „Comfort Stop“ benötigen, sollen wir es sagen. „Comfort Stop“, was für eine nette Umschreibung für Pinkelpause 😉

Mann filetiert Fische

Frischer geht nicht! Gleich nach dem Fang kommt der Fisch in die Pfanne. Natürlich überm Lagerfeuer. Wir sind schließlich in der Wildnis.

Ed zeigt uns, wie wir Würmer auf die Haken spießen. Dann mit einem Wusch ausholen und elegant ins Wasser schmeißen. Meine ersten Versuche enden eher kläglich und ich bin froh, dass es keine Verletzten gegeben hat. Wir werden albern. Ed sitzt vorne lächelt und verteilt Baileys-Kaffee.

Wir werfen die Angeln, warten, werfen wieder die Angeln. Auf so einem Boot herrscht eine besondere Stimmung. Dick eingemummelt sitzen wir dicht an dicht und wiederholen in gleichbleibenden Abständen dieselbe Bewegung. Das Ganze hat etwas Meditatives, Zen-haftes. Unsere Gespräche wechseln vom Banalen ins Persönliche, sind ehrlich, ohne Show. Wie auch wir selbst. Der Morgen war kalt, eiskalt. Reif bedeckte den Steg und verwandelte ihn in eine Rutschbahn. Beim Reden steigen Wolken in den glasklaren Himmel. Schnee liegt in der Luft, man kann ihn riechen. Zieht Euch warm an, hieß es beim Frühstück. Habe ich gemacht, doch das reichte nicht, weshalb die Guides den verfrorenen Statdmädchen ihre warmen, wasserdichten Hosen liehen. Als letzte Schicht. Unsere Angel-Uniform. Drei dralle Michelin-Männchen. Aber warm

Autorin im Boot

Ausruhen vom Angeln – muss auch sein 😉

„Ich hab was!“, ruft Conny und zieht einen recht kapitalen Fisch aus dem See. Wow! Unser Guide werkelt den Haken aus dem Maul, wir knipsen und posieren mit dem Fang. Wer weiß, ob es nicht der letzte ist. Adrenalin kommt plötzlich hoch, die Sache – hat vorher schon Spaß gemacht – wird nun richtig spannend. Sabrina ist die nächste, der Petri heil war. Unser Mittagessen ist gerettet. Nur ich blieb ohne Beute. Schade, aber trotzdem hat es mich erwischt. Angeln ist keineswegs langweilig, sondern sehr kommunikativ. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. So habe ich wenigstens einen guten Grund wiederzukommen.

Hier geht’s zur Errington’s Wilderness Lodge: www.wildernessisland.com

Die Reise wurde unterstützt von Ontario Tourism.
Auf der Webseite von Ontario Tourism gibt es viele Infos, Tipps und fast alles über Ontario.
http://de.ontariotravel.net/

Ontario von oben: Wald, Wasser und Wolken.

Ontario von oben: Wald, Wasser und Wolken.

Nebel überm See

Morgenstund am Lake Wabatongushi – romantisch!

Holzhaus der LodgeSo schnuckelig sind die Gästehäuser der Errington’s Wilderness Lodge. Mit Steg, Kamin und Panoramafenstern. Wildnis zum Genießen.

Boote im See

Mitttagsrast auf einer verwunschenen Insel.

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Schon als Kind wollte ich nur eins: Raus in die Welt, Abenteuer erleben. Fernweh und Abenteuerlust stacheln mich noch immer an. Ob alleine, mit meinem Reisekind und meinen Hunden, reise ich am liebsten abseits der ausgetretenen Pfade und ich halte es wie Susan Sontag: "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste."

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