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Holland: Mit Polleke durchs Watt in Friesland

„Wir laufen immer hinter den Gezeiten. Wenn das Wasser zurückfließt in die Nordsee, beginnt unsere Wanderung durchs Watt“, erklärt mir Polleke. Ihr ist die Liebe zum Meer wahrlich ins Gesicht geschrieben, die feinen Linie, leicht braun gebrannt. Noch viel mehr aber ist die Leidenschaft zum Ozean in ihrer Gestik verankert. Wenn Polleke Wiynberg mir die Bedeutung des Wattenmeeres für das ganze Ökosystem erläutert, etwa die Wattwürmer, Krabben und Austern im Schlamm zeigt. Sie überzeugt. Wir stehen mit der Wattführerin und ihrem Kollegen Wim auf einem alten Fischkutter, mitten im Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer. Unser Ziel während dieser Pressereise mit NBTC zum Slow Travel: eine Sandbank ganz in der Nähe der autofreien Insel Schiermonnikoog im niederländischen Friesland.

Neues Weltnaturerbezentrum Wattenmeer

Los geht es für uns zunächst in Lauwersoog, einem alten Fischerhafen ganz in der Nähe von Leeuwarden, im Norden von Friesland. Hier hat auch gerade erst das neue interaktive Weltnaturerbezentrum Wattenmeer (WEC) seine Tore eröffnet. Superspannend! Hier werdet ihr nicht nur bestens über das Wattenmeer informiert. Auch den kranken Seehunden helfen die Tierärzte direkt vor Ort – ein Robben-Hospital mit OP-Saal und Forschungsstation ist integriert.

 

Zwölf Millionen Zugvögel ziehen durchs Wattenmeer

Bis zweieinhalb Stunden vor dem Zeitpunkt der Ebbe dürfen wir noch rausfahren für eine Wanderung übers traumhafte Watt. Aber erstmal tuckern wir noch ein Stück mit dem Kutter Richtung Nordsee. Ein endlos weiter Horizont. Das friesische Wattenmeer streckt sich über eine Fläche von insgesamt 11 500 Quadratkilometern. Jedes Jahr ziehen hier rund zwölf Millionen Zugvögel durch, viele machen hier einen Zwischenstopp auf ihrer langen Reise von und nach Afrika, Kanada oder Sibirien. Tankstelle Wattenmeer. Andere brüten oder überwintern hier im Watt.

 

Klimawandel im Wattenmeer

Die engagierte Polleke sieht schon Probleme des Klimawandels: „Viele Vögel können nicht überleben, wenn die Temperaturen zu hoch sind“, sagt sie. „Unser Wattenmeer ist ein sehr empfindliches Ökosystem.“ Wir sehen jetzt schon Schäden, bestimmte Fischarten seien bereits verschwunden, neue dazu gekommen.

Ab ins kalte Wasser

Vorbei geht’s an Sandbänken, auf denen Seehunde und Kegelrobben liegen und sich in der Sonne aalen.  An der Sandbank Het Rif halten wir kurz mit dem Boot und klettern über eine Leiter von Board ins knietiefe Nass. Eine kleine Überwindung – Hose, Schuhe und Socken saugen sich schnell voll mit Wasser. Doch in der nächsten Stunde erleben wir eine tolle Wanderung durchs Watt. Dafür lohnt es sich allemal, nass zu werden!

Das Meer – Pollekes große Liebe

Polleke zeigt immer wieder, wie sehr ihr das Meer von Kindestagen ans Herz gewachsen ist. Von Kindheit an zog sie mit ihrem Vater damals schon ins Watt und konnte gar nicht genug bekommen vom Meer. Und wie kam die Friesländerin dann zu den Wattführungen? Eher ein Nebenjob für die Illustratorin von Büchern und Gedichten, aber ein bedeutender. „Mein früherer Partner, ein echter Bootsmann, war genau so Meeres verliebt wie ich. Stundenlang sind wir zusammen hier im Watt unterwegs gewesen“, erzählt sie. „Doch dann verstarb er leider und ich trauerte sehr um ihn. Doch ich merkte, am Meer war ich ihm immer noch nah, so begann ich mit dem Training zur Wattführerin“ – eine Art der Trauerverarbeitung. Es half ihr.

Strandkrabben sausen durchs Watt

Während der Wanderung zeigt uns die engagierte Naturschützerin die Wattwürmer, Austern, Herzmuscheln und auch die frechen Strandkrabben, die mit ihren fünf Beinpaaren flink seitwärts über den schlammigen Boden huschen. Schaut selbst:  IMG_0919

Polleke erläutert auch die extrem wichtige Bedeutung von Rotalgen, die im Wattwasser vor uns schwimmen. „Sie sind bedeutende Sauerstoff-Produzenten. Genauso wie unsere Wälder“, sagt sie und deutet mit ihrem Watt-Stab auf die Alge. Den Stab nutzt sie auch, um den Wasserstand regelmäßig zu kontrollieren.

 

Wattwanderungen:

Sehr informative Wanderungen im Wattenmeer von Friesland mit erfahrenen Guides wie Polleke bietet Wim Spijk seit 15 Jahren an. Es sind kleine Gruppen mit nicht mehr als zwölf Personen, die Touren gehen von 2-5 Stunden, je nach Länge und Ziel (z.B. Ameland oder Schiermonnikoog). Auch spezielle Wanderungen für Familien sind möglich, Kinder können hier zum Beispiel Muscheln sammeln. Saison ist von Mitte Mai bis Oktober. Für die längeren Touren solltet ihr eine gute Kondition haben!

Unterkunft:

Direkt in der Nähe des Wattenmeeres findet ihr tolle nachhaltig erbaute Ferienhäuser mit Kamin, Whirlpool und Steg ins Wasser – mitten im Garten – am niederländischen Lauwersmeer in Lauwersoog: Park Dutch Baayvilla’s. Super für Familien oder Gruppen!

Bei der Pressereise Slow Travel nach Friesland wurde ich netterweise unterstützt von NBTC.

Wer mehr zu Holland und zur holländischen Küste bei uns lesen möchte, hier Storys zu Elf Tipps auf Texel, zum Tulpenwunder in Beemster, zur Austernsuche auf Texel.

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