In Thailand bekämpft die Umweltbewegung Trash Heroes mit Cleanups die Plastikflut. Karin Kura war dabei.Nopparat Thara ist ein typischer Traumstrand: Feiner weißer Sand, sanft plätschern die Wellen, türkisfarben leuchtet das Meer. Und im Wasser ragen die Kalksteinfelsen von Krabi in den Himmel. Thailand ist traumhaft schön. Und ganz entspannt. Perfekt zum Baden und Schnorcheln.
Aber einmal in der Woche ändert sich das Bild am Strand: Sonntags kommen die Trash Heroes. Sie treffen sich zum Cleanup. An einem Sonntag im November war ich dabei.
Mit Handschuhen und Müllsäcken am Strand
Morgens um zehn Uhr am Nopparat Thara-Strand. Das Meer hat sich zurückgezogen, es ist Ebbe. Der Sand unter den Füßen besitzt Massagequalitäten: Mini-Krabben werfen den feinen Sand auf, formen ihn zu einem großen Muster aus kleinen Sandperlen. Meine Füße laufen wie über einen weichen Teppich. Es fühlt sich gut an.
Die meisten der rund zwanzig Aktivisten, die heute zum Cleanup gekommen sind, sie kennen sich schon. Sie kommen regelmäßig. Familien mit Kindern, einige Mitarbeiter von Hotels in Ao Nang, es ist einer der Haupttouristenorte im südlichen Thailand. Kaffee und Kuchen gibt’s zur Stärkung vorweg. Dann schwärmen wir aus, immer zu zweit. Ausgerüstet mit Stoff-Handschuhen und schwarzen Müllsäcken laufen wir langsam am Strand entlang, den Blick auf den Sand geheftet. Ein bisschen plaudern gehört dazu, das Müllsammeln als Sonntags-Event, ein nettes Get-Together.
Zigarettenstummel, Plastiktüten, Plastikflaschen, Kronkorken
Die Fuß-Massage im Sand nehme ich nun kaum wahr, meine Aufmerksamkeit gilt den Zigarettenstummeln, Plastiktüten, Plastikflaschen, Kronkorken, Bierdosen, Schuhsohlen, Styropor. Alles Müll! Meine Tüten-Partnerin ist eine junge Frau aus Krabi. Während wir uns bücken, um Dinge aufheben, erzählt sie, dass sie Reiseführerin ist und an diesem Sonntag ausnahmsweise mal frei hat. Sie ist zum ersten Mal bei einer Trash Hero-Aktion dabei.
Angespültes und achtlos Weggeworfenes
Wir finden vom Meer Angespültes und Abfall von Strandbesuchern. Es sind keine großen Gegenstände, die wir aufspüren, vielmehr handelt es sich um kleinteiligen Müll, wie man ihn genauso auch von Mittelmeerstränden kennt. Plastiktüten-Fetzen, schon halb vom Sand begraben (wir buddeln einiges mit vier Händen aus), und selbst beim zweiten Mal Durchgehen gibt’s noch etwas zu entdecken. Die Aufmerksamkeit wird geschärft. Und ich merke bei mir selbst, wie mein Bewusstsein, das normalerweise beim Anblick von Abfall eher auf Ausblenden schaltet, jetzt erwacht.
Mehr als 30 Trash Hero-Gruppen in Thailand
Die Trash Hero-Gruppe und die wöchentlichen Cleanups (die Termine werden auf der Facebookseite gepostet) an den Stränden von Ao Nang organisiert Nan Kaudelka, die gemeinsam mit Peter, ihrem deutschen Ehemann eine Reiseagentur leitet. Natürlich weiß sie: „Der Müll kommt wieder. Aber für heute haben wir ihn weggeschafft, immerhin ein kleiner Schritt!“ Früher waren die Strände hier sehr schmutzig, erinnert sie sich, „inzwischen schätzen auch viele Einwohner einen sauberen Strand“.
Nach etwa zwei Stunden wird der Müll sortiert und gewogen. Wir haben 21 Kilo gesammelt. Das ist wenig! Häufig kommen stolze hundert Kilo zusammen, wie Nan erzählt. In ganz Thailand sind 31 Trash-Hero-Gruppen aktiv. Sie sammeln das, was die öffentliche Müllabfuhr und Nationalpark-Verwaltungen nicht wegräumen. Vieles davon Plastik. „Wir prangern niemanden an, wir denken positiv“, erklärt Nan die Philosophie der Bewegung. „Wir wollen, Bewusstsein schaffen und Menschen zum Mitmachen animieren“.
Tourismus als Teil der Lösung
Die Trash Hero Gruppe in Ao Nang wurde 2015 von Nan und Peter gegründet. Peter stammt aus Hagen, dem Stammsitz von Wikinger. Für den Wander-Reiseveranstalter hat der 53-Jährige viele Jahre gearbeitet. Seit 2003 lebt er in Thailand, baute dort die Agentur auf, die für verschiedene Veranstalter Thailand-Reisen organisiert. „Der Tourismus ist Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung“, meint Peter. „Keiner möchte an einem verschmutzten Strand Urlaub machen, Tourismus braucht eine saubere Umwelt.“ Viele Hotels säubern ihre Strände, und bei Cleanup-Aktionen von Trash Hero nehmen oft auch (meist junge) Urlauber teil. So wie heute am Nopparat Thara-Beach. Vier kanadische Touristen sind dabei. „Wir möchten etwas zurückgeben für unseren schönen Urlaub hier“, sagen sie, „wollen dazu beitragen, den Strand sauber zu halten.“
Aufklärung und Mehrwertproduke
Trash Hero ist vor allem in Thailand und Indonesien aktiv, weltweit kommen derzeit rund 230.000 Menschen in 12 Ländern zu den Cleanups. Zudem betreibt die Non-Profit-Organisation Aufklärung in Schulen, sie produziert wiederverwendbare Trinkflaschen sowie Einkaufsbeutel, um die Plastikflut einzudämmen. Für Peter gehört Trash Hero zum Alltag: „Wenn ich unterwegs irgendwo Müll sehe, dann nehme ich den einfach mit!“
Infos zum Thema Tourismus und Plastikmüll
Wikinger Reisen und der WWF Deutschland sind Partner für nachhaltigeres Reisen, und eine neue Studie des WWF liefert Fakten (eine Kostprobe: 310 Millionen Tonnen Plastikmüll werden jährlich weltweit produziert, davon 63 Prozent abfallentsorgt, nur 15 Prozent recycelt). Und die Studie gibt Empfehlungen für Veranstalter, Hotels und Touristen zur Müll-Reduktion: Stopp die Plastikflut findet ihr hier. Die Studie ist der erste Schritt, für März 2020 ist ein Leitfaden mit konkreten Handlungsvorschlägen für Hotels, Urlauber und Reiseveranstalter angekündigt.
Diese Insider-Reise wurde unterstützt von Wikinger-Reisen, herzlichen Dank dafür!