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Reisen in Rezepten: Rhodos schmecken

In meinem Küchenregal steht ein Glas mit mediterranen Kräutern. Manchmal öffne ich das Glas einfach so und halte meine Nase rein. Wirklich, solch einen intensiven Kräuterduft habe ich selten in der Nase gehabt, und er katapultiert mich sofort zurück nach Rhodos, auf die Insel des Sonnen-Gottes Helios.
Im letzten Jahr erhielt Rhodos gemeinsam mit der Süd-Ägäis die Auszeichnung „Europas gastronomische Region 2019“. Und wer schon mal dort war, der schmeckt es: Auf der Insel wird einfach gut gekocht. Und es wächst hier alles, was die gute Küche braucht. Natürlich zählen dazu auch die Kräuter. Im Gebirge, zwischen weiß leuchtendem Kalkgestein sprießen Thymian, Rosmarin und Oregano, man kann alles einfach von den prallen Büschen pflücken.

Bergdorf Apollana

Ein kulinarisches Highlight auf Rhodos ist etwa das Bergdorf Apollona im Herzen der Insel. Ein kleiner Ort mit großer Geschmacksvielfalt. Zwischen deftig und süß. Da kreiert Gastwirt und Küchenchef Giannis Efthimion in seinem Restaurant Paraga Traditionelles nach alten Rezepten der Frauen aus seinem Dorf. Er hat sie befragt, alle Rezepte aufgeschrieben, gesammelt, und dem Duft, dem Geschmack seiner Kindheit eigene Akzente hinzugefügt. Giannis trägt einen dekorativen Bart, und er besitzt ein strahlend-schönes Lächeln. Sein Motto trägt der 43-Jährige auf der Brust spazieren: Simply the Best. Damit meint er nicht sich selbst, wie er versichert, sondern das Motto seiner Kochkunst: „Ich will die einfache, lokale Küche wiederbeleben“, sagt der gelernte Koch. Seine Spezialität ist Ziege von einem Tonmantel umhüllt, die ganze Nacht über im mit Holz befeuerten Ofen gegart. So, wie man das hier früher machte.

Selbst angebaute Tomaten und eigenes Olivenöl

Giannis bringt die Tonkugeln an den Tisch, draußen auf der Terrasse. Dazu einen Hammer. Er schwingt ihn gekonnt und zertrümmert dann mit einem Schlag die Hülle. Darin ein auf der Zunge zergehendes, butterzartes Fleisch mit Kichererbsen und Kräutern. Giannis Efthimion nutzt für seine Küche selbst angebaute Tomaten, Kartoffeln sowie eigenes Öl aus der Ernte von 1.200 Olivenbäumen, die er sein eigen nennt. Serviert werden die Speisen auf von Hand bemalten Tellern, dazu frisch gebackenes Pita-Brot, griechischer Salat mit Kapern garniert.

Melekouni von der Frauenkooperative

Eher auf Süßes spezialisiert ist die Frauenkooperative von Apollona. Sie nennen sich Apolloniatisses, kamen 2005 zusammen und betreiben eine Bäckerei samt Verkaufsladen. Die Genossenschaft besteht aus neun Frauen, auch sie orientieren sich an traditionellen Rezepten ihrer Mütter und Großmütter. Da werden leckere Kekse gebacken, Gelees, Marmeladen und Zitronen-Likör mit Souna, dem Tresterschnaps der Insel hergestellt. Die Frauen verarbeiten Früchte und Honig aus dem Dorf, am beliebtesten ist die Süßigkeit Melekouni, der süße Snack aus Sesam und Honig, der traditionell bei Hochzeiten gereicht wird. Hier ist das Rezept – es ist nicht schwer, aber ihr braucht ein wenig Zeit und Geduld:

Naschen wie auf Rhodos: Melekouni

(für ungefähr 30 Sesam-Honig-Rauten, Zubereitungsdauer insgesamt etwa zwei Stunden)

500 g Sesam
500 g Honig
200 g abgezogene Mandeln
ca. 10 g Zimtpulver
2 große Bogen dickes Pergament- oder Backpapierpapier und Cellophan zum Einwickeln

1. Zuerst den Sesam und die Mandeln in einen großen Topf schütten. Unter ständigem Rühren bei starker Hitze rösten. Wenn sich die Körnchen ein bisschen gelblich färben, bei mittlerer Hitze weiter rösten, bis Sesam und Mandeln hellbraun sind. Die Masse zum Abkühlen in eine Schüssel geben. Ein Brett oder ein Backblech mit einem großen Bogen Pergamentpapier auslegen.

2. Im zweiten Schritt den Honig in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze unter Rühren kochen, bis er dickflüssig wird. Zur Probe einen Teelöffel Honig in ein Glas kaltes Wasser tropfen lassen, dann testen: Fühlt sich der Honig wie Kaugummi an, oder zieht er zwischen den Fingern Fäden? Dann ist er genau richtig. Sonst noch weiter kochen.

3. Nun Sesam und Mandeln mit einem Teelöffel Zimt verrühren, den heißen Honig darüber gießen und sorgfältig unterarbeiten. Die Honig-Sesam-Masse in die Mitte des vorbereiteten Backblechs (oder auf ein großes Brett) geben. Die Oberfläche mit etwas Zimt bestäuben. Die noch heiße Masse zu einem 1,5 cm dicken Rechteck ausrollen, dabei fest zusammendrücken. Zusätzlich eventuell die Hände mit Zimt einreiben und die Oberfläche glatt klopfen.

4. Jetzt das Papier mit der Sesam-Honig-Platte vorsichtig vom Blech oder Brett auf die Arbeitsfläche ziehen. Den zweiten Pergamentpapierbogen auf das Brett legen. Die Platte vorsichtig umgedreht darauf stürzen und das obere Papier abziehen. Die Oberfläche leicht mit Zimt bestreuen und mit einem Nudelholz glatt rollen. Die Masse muss ganz fest, dicht und ohne Blasen sein. Das Umdrehen und Glattrollen gegebenenfalls wiederholen.

5. Zum Schluss die Sesam-Honig-Platte mit einem scharfen Messer beispielsweise in 5 Zentimeter breite Streifen und dann schräg in Rauten von 5 Zentimetern Seitenlänge schneiden. Von der Platte lösen und einzeln in Cellophan wickeln, damit die Stücke frisch bleiben. Und dann: naschen und von Rhodos träumen…

Info

„Kulinarische Köstlichkeiten und uralte Traditionen auf Rhodos“ heißt die hier vorgestellte Tagestour, die man beim Veranstalter buchen kann.

Die gastronomischen Entdeckungen auf Rhodos ermöglichte der Reiseveranstalter TUI.

Über Karin Kura

Draußen ist es am schönsten. Egal, ob als Reisejournalistin oder privat, unterwegs in der Natur bin ich am liebsten. Aber bloß nicht frieren!

So klingt es vielleicht komisch, dass ich von Haus aus Skandinavistin bin, in Norwegen habe ich gelebt. Und dann die Himmelsrichtung gewechselt.

Jetzt würde ich gerne Spanisch lernen. Wenn mal Zeit dafür bleibt. Vielleicht ja auf meiner Lieblingsinsel: La Gomera.

 

Sehnsucht nach Griechenland? Wir hätten noch eine Geschichte von der Insel Kos mit Apfelkuchen und eine aus Thessaloniki mit Schafskäse…

 

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