Reisen, lesen, blättern – für uns eine perfekte Kombination. Deshalb haben wir euch zu Weihnachten wieder unsere Lieblinge unter den neu erschienenen Büchern zusammengestellt. Vom Wandern in Deutschland und dem Rest Europas bis hin zu Alpengletschern und tollen Restaurant-Tipps in New York. Viel Spaß beim Schmökern!
Wanderbares Deutschland. Die schönsten Wanderwege von Nord bis Süd
Schneeregen vor meinem Fenster, die letzten Blätter fallen. Grau breitet sich aus. Ist Grau überhaupt eine Farbe? Dann doch lieber das hier: Zartes Frühlingsgrün ziert den Wald, Klatschmohn leuchtet rot auf der Wiese – auf dem Sofa flüchte ich mich in lauschige Wälder, an romantische Flussufer sowie auf luftige Höhen mit Ausblick. All dies finde ich im Buch Wanderbares Deutschland, es stellt 100 Qualitätswege vor, alle zertifiziert vom Deutschen Wanderverband. Eine verlässliche Beschilderung, abwechslungsreiche Landschaften, so wenig Asphalt wie möglich, das ist der Anspruch an einen Qualitätswanderweg.
Im deutschen Wegenetz ist viel Bewegung, Jahr für Jahr kommen neue Wanderstrecken hinzu. Gar nicht so leicht, da den Überblick zu behalten. Ein Update ist also eine gute Idee, und so erschien der großzügig bebilderte Band im Oktober diesen Jahres. Deutschland, unterteilt in Nord, Mitte und Süd, dazu kurze Porträts der Regionen mit ihren unterschiedlichen Landschaften. Von den Nordpfaden, die durch flach-weite Gegenden führen, durch Moore und Heideflächen. Bis hin zu Gipfeltouren im Südschwarzwald.
Zu den Qualitätswegen gibt es noch sechs Qualitätsregionen. Sie sollen eine Art Rundum-Sorglos-Paket bieten etwa mit wanderfreundlichen Unterkünften, einer guten Anbindung an Bus und Bahn. Eine solche Region ist das Sauerland, und hier stellt der Band neben dem Fernwanderweg Höhenflug sowie neben einigen kurzen Strecken die „Seelenorte“ vor. Stille, magische Orte, mal eine Kapelle, ein Quellteich, oder die Himmelssäulen, eine Baumreihe aus 38 Douglasien, über 120 Jahre alte Riesen, sie stehen bei Medebach-Glindfeld. Überhaupt, es wird viel erzählt im Buch, über touristische Highlights, über den Spirit einer Gegend, Infoadressen gehören auch dazu. Streckenbeschreibungen spielen auf dem Papier keine so große Rolle, und es fehlen auch ein paar Leuchttürme der Wanderlandschaft, beispielsweise die beliebten Fernwege Rheinsteig oder auch der Saar-Hunsrück-Steig. Dafür entdecke ich viel Unbekanntes, von kleinen 5 km-Strecken namens Försterteiche Staffpark im Teutoburger Wald bis hin zum 104 km langen Oberlausitzer Bergweg, weit im Osten der Republik gelegen. Oder den Edersee in Hessen, an dem ich schon gewandert bin. Kurzum, Wanderbares Deutschland verlockt dazu, mal Neues zu entdecken, sich von einer Region in Deutschland inspirieren zu lassen. Ein dicker Schinken und ziemlich schwer, also nix für den Rucksack. Aber für unterwegs, für die Wanderstrecken, gibt es GPX-Tracks zum Download.
Wanderbares Deutschland. Kompass Verlag, ISBN: 978-3-99121-669-8, 384 Seiten, 39,95€
Speiseführer New York – 30 typische Leckereien, ein Blick in die Töpfe des Big Apple und Tipps für kulinarische Märkte und Restaurants in der Stadt, die niemals schläft
New York: eine meiner absoluten Lieblingsstädte in den USA. Ich sag‘ immer, entweder du liebst sie von Anfang an – oder du bist schockiert, dir ist alles zu viel dort und du kommst nicht ein zweites Mal. Wenn du aber wiederkommst, bist du hoffnungslos verliebt, kommst immer wieder, fieberst mit ihren Menschen und kannst einfach extrem beeindruckende, vielfältige Dinge in dieser Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten erleben. Eine Sache ist, wie der Autor Derk Hoberg dieses neuen Gastro-Führers richtig schreibt, die Cuisine dieser Metropole.
In New York wird immer und überall gegessen, auf der Straße, den Märkten, in günstigen und superedlen Restaurants. The Big Apple: echt zum Anbeißen. An kaum einem anderen Ort vereinen sich so viele Küchen aus aller Welt, werden kulinarische Traditionen gewahrt und gleichzeitig weiterentwickelt. Egal ob beliebtes Street Food oder prachtvolle Gourmet-Tempel, amerikanisches Soulfood oder vegetarische Trends, deftige Sandwiches oder edle Dry Aged Steaks – New York City hat nicht nur für jeden Geschmack, sondern auch für jeden Geldbeutel genau das Richtige. Mit dem Speiseführer in der Hand könnt ihr 30 Highlights der authentischen New Yorker Küche erleben und rausfinden, wo ihr die interessantesten Pastrami Sandwiches bekommt, warum der Waldorf Salad nicht von einem Koch stammt und woher der Red Velvet Cake seine Farbe hat. Hoberg stellt in seinem Buch spannende Food-Markets und Food-Touren vor, aber gibt auch gute Tipps, wo ihr leckere Pancakes oder scharfe Tacos bekommt. Ein passender Guide, wenn ihr die Stadt durch ihre so vielfältige Küche richtig kennen lernt wollt. Auch den leckeren New Yorker Cheesecake hat Reiseexperte Hoberg natürlich probiert, so wie ich im letzten Sommer. Allein für den Cake würde ich fünfmal im Jahr am liebsten nach N.Y. düsen. So – beim nächsten Trip mit dem Speiseführer in der Hand! Das Tolle an dieser Stadt ist halt, dass es jedes Mal wieder etwas Neues zu entdecken gibt, ein neues angesagtes Lokal oder eine neue Lieblingsspeise der New Yorker. Hoberg hat so einiges ausprobiert für diesen Guide.
Derk Hoberg: Speiseführer New York, 30 typische Speisen, ein Blick in die Töpfe und Tipps für Märkte und Restaurants, Conbook-Verlag. ISBN 978-3-95889-437-2, 192 Seiten, 14,95€
German Roamers – Eine Reise mit dem Licht durch Deutschland
Sonne, Mond und Sterne: Wie spannend können ganz normale Pflanzen oder Türme wirken, wenn das Licht Umgebungslicht gekonnt in der Linse gefangen wird. Wie verzaubert können millionenfach fotografierte Objekte wie Neuschwanstein oder Kölner Dom wirken, erwischt man nur den „perfekten“ Moment bei Sonnenauf- oder -untergang. Genau solche Momente zeigt dieser dicke Bildband, eingefangen an allen möglichen Ecken Deutschlands und zu allen Jahreszeiten. Nimmt mit auf eine Reise, die nicht einer Strecke folgt, sondern den Lichtstimmungen. Die von Detailfoto zu Luftbild hüpft, immer aber fallen Strahlen über Kanten, durch Nebelschwaden und Blätter oder werfen besondere Schatten.
Gegliedert ist das zweite Buch der German Roamers konsequenterweise nicht nach Orten, sondern nach Morgenlicht, Tageslicht, Abendlicht und Nachtlicht. Wobei die frühe Stunde zwar den Löwenanteil einnimmt. Doch die Roamers, ein Zusammenschluss zwölf deutscher Outdoor-Fotografen, haben offensichtlich zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Auge für Motive. Seit 2015 haben sie sich über Instagram locker zum Kollektiv zusammengefunden und signieren ihre Bilder mit #weroamGermany. Für diesen Band waren aber auch 21 weitere Linsenkünstler*innen eingeladen. Dabei endlich auch mal einige Frauen hinter der Kamera, wurde auch Zeit.
Jedes Bild ist begleitet von einer kleinen persönlichen Beschreibung, wie es entstand oder was es den Abdrückenden bedeutet. Einige sind lang geplant und akribisch mit Draußencampen oder Hinpilgern und Wetter-App eingefangen. Andere zufällig und nebenbei entstanden, auf der Suche nach anderen Motiven.
Jedenfalls wird klar, dass gerade bei Licht“effekten“ immer ein bisschen Glück dazugehört. So dass andererseits viele der Bilder auch zum Nachmachen inspirieren. Und nicht wie bei ersten Band, dessen besondere Fotospots kritisiert wurden als „viel zu ‚instagrammable‘, jetzt kommen alle Idioten und machen für ein solches Foto die Umgebung kaputt“ – sondern inspirierend im Sinne von „früh aufstehen, mit offenen Augen durchs eigene Umfeld gehen und bis in die Nacht eigene tolle Lichtstimmungen entdecken“. Bei jedem Bild ist deshalb statt des exakten Standorts auch nur eine grobe Angabe vermerkt, etwa „Küste St. Peter Ording“ oder „Bonn“. Dazu Datum und Uhrzeit der Aufnahme und, für ambitionierte Hobby-Fotografen ebenso wichtig, die Details zu Objektiv und Belichtung. Eingestreut sind obendrein einige Überblicksgeschichten, etwa fürs Ablichten im Moor oder beim Ostsee-Surfen. Mein Fazit: Ein sehr schöner Bildband – zum Blättern, Träumen und sich Inspirieren-Lassen Mit oder ohne Kamera…
German Roamers – Eine Reise mit dem Licht durch Deutschland, Gräfe & Unzer Autorenverlag, ISBN 3-83388-759-1, 230 Seiten, 34€
Odenwald. Zwischen Heidelberg, Miltenberg und Darmstadt
Und gleich noch etwas für Wanderfreaks. Voller Sagen steckt der Odenwald, so waren die tiefen Wälder einst Jagdgebiet der Nibelungen, und dem Sagen-Klassiker folgt der 130 km lange Nibelungensteig, quer durch das Mittelgebirge. Auch Riesen waren in der Gegend zwischen Bergstraße, Neckar und Main unterwegs, den Eindruck hat man jedenfalls im Felsenmeer, eine Ansammlung von großen runden Granitblöcken. Hier stritten sich zwei Riesen gar fürchterlich, bewarfen sich mit Felsbrocken, bis einer der Giganten schließlich unter einem Meer aus Steinen verschüttet wurde.
Der Odenwald ist ein Fall für gepflegtes Wandern, knackige Steigungen sind sehr selten. Und man hat gute Chancen, unterwegs ein Gasthaus zu finden. Ein bisschen städtisch geht auch. Manche Tour führt etwa nach Heidelberg, darunter eine Rundwanderung mit Start und Ziel Heidelberger Philosophenweg, dieser beliebten Neckarpromenade mit einzigartigem Fluss- und Schlossblick. Je nachdem, wieviel Zeit oder Lust man hat, finden sich hier Wanderstrecken von kurz bis fern, insgesamt fünfzig Routen stellt das Rother-Buch vor. Ein best of Odenwälder Wanderrouten. Mit detaillierten Streckenbeschreibungen, Karten, Infos zu den Öffis, und auch Angaben zur Weg-Markierung.
Fazit: Odenwald ist ein praktischer Wanderführer, den man locker in den Rucksack bzw. in eine Seitentasche stecken kann. GPS-Tracks gibt es zu dieser 8. aktualisierte Auflage von 2022 (mit einem Passwort, das im Buch verraten wird) bei www.rother.de zum Download.
Rother Wanderführer Odenwald. Zwischen Heidelberg, Miltenberg und Darmstadt. Rother Bergverlag, ISBN: 978-3-7633-4151-1, 160 Seiten, 14,90€
Szene für Szene die Welt entdecken – Mit der bekanntesten Filmtouristin auf Reisen
Hier hat sich „Harry Potter“ vor dem Troll versteckt. Dort ist „Forrest Gump“ durch Amerika gelaufen. Ganz nah beim „Planet der Affen“ und dem Ende von „Thelma & Louise“… Die Drachenglas-Höhle aus „Game of Thrones“, die Schule aus Hitchcocks „Die Vögel“ oder die Brücke aus „Lola rennt“… Wer diese Filme kennt, hat gleich Bilder vor Augen. Und kann mit diesem Buch den Sprung in die Realität schaffen. Die Drehorte vieler Kinoklassiker und beliebter Serien nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch mit eigenen Augen sehen.
Ich könnte jetzt dorthin fahren, wo sich die Jurassic Parc-Forscher vor den Dinos versteckten. Muss ich aber nicht, das hat schon Andrea David gemacht. Seit mehr als 15 Jahren ist sie unterwegs und (be)sucht Filmorte rund um die Welt, kommt dabei mit Menschen ins Gespräch, die selbst am Film beteiligt waren oder auch nur als Nachbarn den Dreh erlebten. Von solchen persönlichen Begegnungen erzählt sie hier und von Details und Hinter-den-Kulissen-Wissen, das mir die Filme noch interessanter macht. Und für jeden Ort hält David ein Foto aus dem jeweiligen Film in die Luft, dessen Hintergrund sich genau in die reale Landschaft einpasst. Meist unscheinbare Orte, an denen wir so vorbeigehen würden. Wäääre da nicht – diese Szene aus dem Lieblingsfilm gedreht worden…
David nennt die Adressen und Szenen in den USA, Kanada, Europa und „weltweit“ (James Bond), beschreibt am Anfang jedes Orts-Kapitels einen Hauptfilm mit mehreren Drehorten. Dazu nennt sie aber auch andere Filme, die dort entstanden sind, dazu grobe Karten und ein Filmregister am Ende. Und sie weist darauf hin, wenn sich die Locations auf Privatbesitz befinden und man den heutigen Bewohnern doch bitte nicht zu nahe rücken soll. Geschweige denn Souvenirs mitnehmen oder Botschaften hinterlassen. Die meisten Drehorte finden sich in den USA, Hollywood lässt grüßen, und dort ist offenbar schon eine „Filmtourismusindustrie“ in vollem Gange. Jedenfalls sind vielerorts schon „Drehort-Touren“ im Angebot, zu Fuß, im Bus, im Sattel oder auch per Helikopter. Das volle Programm. Oder man schnappt sich beim nächsten Urlaub das Buch, spielt die passende Filmmusik im Ohr und erkundet die Umgebung im eigenen Tempo.
Andrea David: Szene für Szene die Welt entdecken, Conbook-Verlag, ISBN 978-3-82973-665-7, 320 Seiten, 19,95€
Stippvisite. 52 Kurztrips in unsere Nachbarländer. Europa entdecken
Wir Reisefedern sind ja große Nahziele-Fans. Wobei man sich durchaus streiten kann: Ist ein Nahziel eines in fünfzig Kilometer Entfernung oder zählen unsere europäischen Nachbarn auch dazu? Zumindest kann man die meisten davon mit dem Zug erreichen, und das ist ja schon mal ein großes Plus. Wer also Lust hat, rund um Deutschland neue Ziele zu entdecken, dem sei Stippvisite wärmstens empfohlen. Nach Dänemark, Polen und Tschechien geht es, nach Österreich, in die Schweiz, nach Frankreich und in die Benelux-Länder.
Alle vorgestellten Orte liegen maximal hundert Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, insgesamt 52. Alle mit Ausgeh- und Übernachtungstipps, der Rubrik „Auf keinen Fall verpassen“ und interessanten Fakten, etwa zu den Sprachen Europas. In meinem Buch kleben jetzt jedenfalls schon ein paar Post its als Erinnerung, wenn ich mal da bin. Zum Beispiel im belgischen Lüttich, wo einen einer der schönsten modernen Bahnhöfe Europas empfängt, und nach Marienbad in Tschechien. Das beschrieb schon Franz Kafka als „unbegreiflich schön“. Ich würde mich am liebsten sofort auf den Weg machen.
Stippvisite. 52 Kurztrips in unsere Nachbarländer. Europa entdecken Kunth, ISBN: 978-3-96965-067-7, 368 Seiten, 29,95€
Mit dem Nachtzug durch Europa: 30 Reise-Erlebnisse mit praktischen Tipps. Nachhaltig reisen mit der Bahn.
Die Nacht in der Bahn verbringen, für Viele war das lange eher abschreckend: zu unbequem, zu laut zum Schlafen, lieber nehm’ ich schnell den Flieger. So abschreckend, dass die DB ihre Nachtzüge vor Jahren nach Österreich verkaufte. Doch spätestens mit der Klima- und der Treibstoffkrise wandelt sich das Bild – und auch mit der Tatsache, dass sich viele moderne Nachtzüge als doch eigentlich ganz bequem entpuppen. So manch einer schätzt inzwischen auch das entschleunigte Reisen, bei dem der Weg zum Ziel dazu gehört. Und wer weiß? Vielleicht kommt beim Nachtzug statt dem Flugzeug auch die Seele hinterher?
Dieses ist nicht das erste oder einzige Buch über das Reisen in Europas Nachtzügen – doch es stammt von einem Kenner der Materie: Der Franzose Thibault Constant berichtet seit mehreren Jahren auf seinem Youtube-Kanal „Simply Railway“ über das Zugfahren in allen Ecken des Kontinents. Aus Europas Nachtzug-Streckennetz hat er sich 30 Linien herausgesucht, die er mit kleinen Reportagen über das Abfahren, das Ankommen und vor allem das Unterwegs beschreibt. Dazu gehören Klassiker wie Madrid – Lissabon, Amsterdam – Wien oder Bukarest – Budapest; aber auch Unbekannteres ist dabei wie Helsinki – Kemi (Der Zug zum Polarkreis), London – Pensanze (Wie im Süden) oder Belgrad – Bar (Eine große und eine kleine Acht).
Jede Strecke hat ihren malerischen Titel samt Reportage, untermalt mit Fotos von unterwegs. Dazu kommen wichtige Infos wie Taktung, Fahrplan und Webadresse für den Ticketkauf, dazu Preisstruktur und Anreisetipps zum Startort von großen deutschen Städten aus. Direkt in Deutschland starten kann man immerhin bei Hamburg – Stockholm (Ab in den Norden) und Berlin – Basel (Kulturelle Highlights in Basel). Denn auch dafür gibt es Tipps: Was macht den Zug besonders? Womit lockt Zielort? Und dann? Das Buch macht mir schon Lust, die nächste Anreise in den Urlaub einfach mal im Schlaf zu erleben…
Thibault Constant: Mit dem Nachtzug durch Europa. Dorling Kindersley Verlag, ISBN 978-3-7342-0663-4, 320 Seiten, 24,95€
Bäume
Ich liebe Bäume. Und Wälder. Meine Reisen in die deutschen UNESCO Welterbe-Gebiete Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas wie im Nationalpark Jasmund auf Rügen oder im Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nordhessen gehören zu den schönsten, die ich gemacht habe. Und auch zuhause habe ich das Glück, einen Wald gleich vor der Tür zu haben. Mehr über Bäume zu lernen, interessiert mich deshalb immer. Das auch schon von außen mit einem grünen Einband sehr ansprechende Buch Bäume ist mir deshalb gleich ins Auge gefallen.
Sein Buch, so schreibt es Autor Paul Smith im Vorwort, erscheint zu einer Zeit, in der Bäume und Wälder so gefährdet sind wie nie zuvor. Sie weichen Bauland und Äckern, zur Holzgewinnung und, entgegen der landläufigen Meinung überhaupt nicht nachhaltig, derzeit auch wieder verstärkt als Brennholz. Dabei ist jeder einzelne Baum ein Wunder. Smith widmet sich in seinem mit 320 Seiten wirklich dicken Buch ausführlich Samen und Blättern, Rinde, Holz und Blüten, Form und Früchten. Auch die vielfältigen Symbiosen, spätestens seit Peter Wohlleben bekannt, betrachtet er. Und die Beziehung von Bäumen zu uns Menschen. Das alles sehr kenntnisreich und trotz teilweise recht viel Text gut zu lesen – der Engländer weiß schließlich, wovon er spricht, er ist nämlich Generalsekretär der Botanic Gardens Conservation International (BGCI). So findet sich neben wunderschönen Bildstrecken im Buch auch weiterführende Lektüre und eine Übersicht über die wichtigsten Arboreten und Botanischen Gärten weltweit. Dieses großartige Buch wird mich sicher noch eine lange Zeit begleiten.
Paul Smith: Bäume. Leben und Bedeutung. DuMont Buchverlag, ISBN: 978-3-8321-6917-6, 320 Seiten, 48€
Was Sie dachten, NIEMALS über CHINA wissen zu wollen — 55 süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen
Oder über andere Länder? Wer beim Reisen wirklich lernen will, tut gut daran, Herz und Hirn auf „offen“ und „neugierig“ zu stellen. Länder, Kulturen und Menschen ohne Vorurteile an sich heran zu lassen. Und trotzdem kann es natürlich nicht schaden, sich vorher schon ein bisschen einzustimmen auf das neue Ziel. Wobei es schon schräg ist, dass das große „Niemals China“ direkt ins Auge schlägt. Bevor das viel kleinere „Was Sie dachten“.. „über“… „wissen zu wollen“ mein Bewusstsein erreicht. Aber das ungefähr scheint Programm zu sein in der „Niemals“-Reihe, die seit März 2022 auf dem Markt ist: Das Unerwartete humorvoll (und sachkundig) zu präsentieren und das Erwartete satirisch zu brechen. Und mit mehr Wissen zu unterfüttern. Wie das „Gelbsein“ der Chinesen, das Schlafen oder die Hochzeitstorten…
So dass man am Ende nicht nur das Gefühl hat, ganz gut unterhalten worden zu sein. Und Wissensbits für den SmallTalk bei der nächsten Party im Ärmel zu haben, wie der Verlag meint. Fun Facts und so… Sondern auch wirklich was verstanden hat. Um das herauszufinden, habe ich nicht zu den ersten Bänden der Reihe gegriffen, als da waren: England, Finnland, Kroatien und Dänemark – sondern zu China, das ich vielleicht ganz gut kenne, aber eben nicht supergut. Und das zurzeit auch kein Reiseziel ist, das viele gerne besuchen möchten. Warum sich dann nicht mal im Buch umgucken?
In den typischen 55 Kapiteln liefert Martina Bölck „süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen“, mit vielen Details und Hintergrund-Erklärungen. Über moderne und historische Chinesen, über den Alltag, die Traditionen, die Kinder, und und und. Immer mit Gut-zu-wissen-, Harte-Fakten- oder Übrigens-Boxen dabei. Und 55 Gründen, weshalb man unbedingt nach China reisen sollte. Es hat mir wirklich gut gefallen. Habe Neues gelernt und Altes wieder erinnert. Eine prima Kopf-Reise.
Und wenn es vielleicht ein anderes Land sein soll, für den finden sich unter den inzwischen knapp 15 Bänden etwa auch Indien und Kanada, Japan, USA und Russland. Oder der ganz allgemeine Band: Was Sie dachten, niemals über das REISEN wissen zu wollen…. Und denkt dran: Alles Wissen in den Hinterkopf und dann Herz und Hirn wieder auf „offen“…
Martina Bölck: Was Sie dachten, NIEMALS über CHINA wissen zu wollen, Conbook-Verlag, ISBN 978-3-9588-9369-6, 256 Seiten, 9,95€
AlpenEis
Was für atemberaubende Bilder! Schönheit und Vergänglichkeit liegen so oft ganz nah beieinander. Wie beim Gletschereis. Wer die Alpen liebt und sich für Geologie interessiert, wird von diesen Luftaufnahmen von Gletschern begeistert sein. Die gestaltende Kraft des fließenden Eises ist gerade von oben in beeindruckender Weise zu erkennen. Die Strukturen, die Gletscher haben und die Kraft, mit der sie die Landschaft verändern und prägen.
Der Fokus des Bildbands AlpenEis liegt neben der reinen Schönheit der Alpengletscher auf einem weiteren Thema: ihrer Vergänglichkeit. Was macht das immer wärmere Klima mit den Alpen? Was hinterlassen die abschmelzenden Gletscher, was passiert mit den Permafrostböden? Geologe und Landschaftsfotograf Bernhard Edmaier hat dazu in den Sommern 2020 und 2021 Fotos aus der Luft gemacht. Und das an Orten, die er in den 25 Jahren davor schon einmal oder mehrfach fotografiert hat. Dabei wird deutlich: Ein wirklich großer Umbruch findet gerade statt. Das Eis schwindet, viele Gletscher werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten komplett abgeschmolzen sein. Sie hinterlassen eine veränderte Alpenlandschaft. Ein Bildband für alle, die die Alpen und Gletscher lieben – und so lange wie möglich erhalten wollen.
Bernhard Edmaier, Angelika Jung-Hüttl: AlpenEis. Rother Bergverlag, ISBN978-3-7633-7075-7, 224 Seiten, 49,90€
Wer später kommt, hat länger Zeit: Die Bahn als ultimative Schule des Lebens. Bittrichs Bahn Bonus Buch – Mit der Bahn zur Erleuchtung
„Die Bahn ist eine Weisheitslehrerin“ – mit diesem Satz beginnt das Buch des Satirikers Dietmar Bittrich und stellt von Anfang an klar: Man kann die Dinge immer von zwei Seiten betrachten. Mindestens… Wenn das Bordrestaurant zu ist – bitte, wir wollten doch schon immer mal Intervallfasten probieren. Geld sparen tut es außerdem. Wenn das WLAN nicht funktioniert – hey, endlich Digital Detox. Wenn sich die Zugverspätung immer wieder um zehn Minuten herausschiebt – na ja, tief durchatmen und die Zeit zum Meditieren nutzen. Oder wenigstens als Achtsamkeitsübung: Wann hat man sonst schon mal Zeit fürs Hier und Jetzt? Krisen sind immer auch Chancen.
Meint der Autor mit einem Augenzwinkern, auch wenn er zugibt, sich in der Situation selbst dann schon drüber ärgert. Und den Dreh zum Positiven erst hinterher kriegt. Aber hat er nicht recht? Sind die wahren Geschichten, die wir unseren Enkeln noch erzählen werden, nicht diejenigen vom Scheitern, aus dem man dann doch erfolgreich irgendwie rausgefunden hat? Entsprechend nennt Bittrich die Bahn ein kostenloses Coachingangebot und einen Intensivunterricht in Völkerkunde und Evolution, den einen kein Guru der Welt so bieten könne. Er findet sogar Gutes an verstopften Zugtoiletten (ein bisschen….)
Das letzte Mecker-Buch über die Bahn – „Senk ju vor träwelling“ – ist ja schon von 2008. Vielleicht ist es wirklich Zeit, statt Gemecker mal anders mit dem umzugehen, was man ohnehin nicht ändern kann. Zumindest in der Situation – beschweren kann man sich hinterher immer noch. Wenn die eigene Persönlichkeit da nicht schon dran gewachsen ist und darüber steht… Wichtig ist offenbar vor allem: Man muss sich VORHER entscheiden: Will man über die Missstände der Bahn einen Nervenzusammenbruch zulassen oder besser gestärkt daraus hervorgehen? Schule des Lebens, halt.
Dietmar Bittrich: Wer später kommt, hat länger Zeit. dtv Verlag, ISBN 978-3-42335-195-9, 160 Seiten, 10,95€
… und wieder unsere Bitte zum Schluss: Bitte denkt daran, die Bücher im lokalen Buchhandel (genialokal.de) oder, wenn ihr es euch schicken lassen wollt, beim Autorenverlag (autorenverlag.de) oder direkt beim Verlag zu kaufen.
Die vorgestellten Bücher stammen aus unseren Beständen oder wurden uns freundlicherweise von den Verlagen als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt.
Hallo liebe Reisefedern, auf eure Buchtipps freue ich mich jedes Jahr! Ich finde immer mindestens ein Buch, das ich verschenken kann. Dieses Jahr wahrscheinlich sogar zwei. Und bis jetzt sind die Bücher auch immer sehr gut angekommen!
Schöne Weihnachten wünsche ich euch!
Annika
Liebe Annika,
vielen Dank! Uns machen die Buchempfehlungen auch immer riesigen Spaß. Schön, dass für dich wieder was dabei war!
Liebe Grüße
Abke
Das Buch über Nachtzüge bekommt meine Freundin. Wir fliegen beide nicht mehr. Danke für die Anregung.
Klingt super, viel Spaß mit dem Buch!
Ich finde es gut das ihr sagt kauft in der Buchhandlung ein und nicht bei Amazon