Möwen überall, kreischen, picken, trippeln, Angriffe auf mein Brötchen fliegen – das geben meine Kindheitserinnerungen an die Nordsee her. Ein paar Enten im Sand. Plus ein komischer Austernfischer. Offenbar war ich mit anderen Sachen beschäftigt, denn auch damals müssen schon Unmengen an Zugvögeln herumgeflattert sein, im Frühling und Herbst. Und gerade veranstalten die Orte entlang Niedersachsens Wattenmeerküste schon zum 11. Mal ihre „Zugvogeltage“. Mit vollem Programm, noch bis kommenden Sonntag. Zeit, sich das mal näher anzugucken…
Das Gute liegt oft so nah: Die Niederländer haben jüngst das Wattenmeer zu ihrem schönsten Naturraum gewählt. Und in Kürze feiert auch ein Kinofilm das UNESCO-Welterbe. Auf meiner Reise durchs niederländische Wattenmeer durfte ich einen der Macher des Films kennenlernen. Hier gibt es also Tipps für Hotspots – und natürlich Einblicke in die fantastischen bewegten Bilder von Ruben Smit, Ruurd Jelle van der Leij und ihren Mitstreitern:
Lässig steht er vor seinem frisch angestrichenen Kahn, der „TX Emmie“, dreht sich eine Zigarette und grinst frech: „Na, willst’ auch mit uns raus?“ Der verwegene Texelaner mit Strickmütze und greller Fischerkluft, dass es einem in den Augen weh tut, sieht aus wie der Inbegriff eines Seemanns. Ich besuche Roland Hoijberg, er ist Krabbenfischer auf der holländischen Insel Texel. Tiefe Narben und Falten ziehen sich durch sein braun gebranntes Gesicht. Graublonder Dreitagebart, eine kleine goldene Kreole im Ohrläppchen. Ein Kauz, der eigentlich lieber für sich ist. Seit über 30 Jahren arbeitet Roland Hoijberg auf der rauen, unbarmherzigen Nordsee, kennt dort jede Tücke. Doch jetzt nimmt er im Sommer Touristen mit raus aufs Wattenmeer – zum Krabbenfischen. Er muss. Die Fischerei ist auch auf Texel weniger geworden, noch rund 25 Berufsfischer gibt es hier. Wir tuckern langsam an der Küste der größten westfriesischen Insel entlang. Salzig-frische Nordseeluft weht um die Nase, Möwen kreisen ums Boot und hoffen auf Fischreste. In der Ferne liegen Seehunde auf den Sandbänken und faulenzen. Mit riesigen Netzen holt Roland die Garnelen aus …
Es gibt kaum einen entspannteren Landstrich in Deutschland als Ostfriesland, finde ich. Um kleine Auszeiten vom Alltag zu nehmen, sind das ostfriesische Norden und sein direkt an die Nordsee grenzender Stadtteil Norddeich ideal.
Zu meinen liebsten Begegnungen des letzten Jahres gehört die mit Heino Behring auf der Insel Juist. Eigentlich Wattführer, die Bezeichnung Seebär scheint nicht ganz zu passen. Aber für mich ist er einer. Ein bäriger Typ mit rauher Stimme und wettergegerbten Gesicht – der obendrein noch den traditionellen, goldenen „Piratenohrring“ trägt. Warum ostfriesische Seemänner den im Ohr hatten?
Eigentlich wollten mein Reisekind, der Tauchhund und ich Strandkörbe an der Nordsee testen. Keine Spinnerei, bei Temperaturen von 20 Grad in der Sonne, schien die kühne Idee mitten im März machbar zu sein. Aber dann kam Tief Filiz und Plan B musste her: das Multimar Wattforum in Tönning. Ein wunderbarer Ausflug, dank Tief Filiz.
Kilometerlange Strände, weit und breit kein Mensch zu sehen, nur ein paar dutzend Schafe am Deich, ich atme die salzig-frische Luft tief ein – eine wahre Wohltat. Ich fühle mich gleich pudelwohl auf dieser wunderschön einsamen Insel an der holländischen Küste. Und treffe den Austernmann von Texel. Mit Martin Zeeman geht’s an die Ostküste des Eilands, Gummistiefel an und ab quer durchs matschig-nasse Wattenmeer. Wir suchen die edlen Muscheln direkt zwischen den Steinen an der Küste, gleich unterhalb des Deichs. Und werden fündig!