Dänemark ist Weihnachtswunderland im besten Sinne. Die Städtchen Tondern und liegen kurz hinter der Grenze und die Weihnachtsmärkte stimmen selbst eingefleischte Weihnachtsmuffel weich. Um auch bei Schietwetter in die richtige Stimmung zu kommen, benutzen die Dänen einen so einfachen wie wirksamen Trick.
Tondern gilt als die Weihnachtsstadt Dänemarks. Frederik und ich wollen herausfinden, ob das auch stimmt und Weihnachtsmärkte in Dänemark besuchen. Regen, Wind und 15 Grad, Winter fühlt sich anders an. Wir wollen den über die Grenzen hinaus bekannten Weihnachtsmarkt besuchen und können das Wetter nicht ändern, lassen uns die Stimmung nicht vermiesen. Regnmäntel und Gummistiefel an, dreimal tief Luft geholt und los geht’s. Helle Lichter strahlen an den Giebeln der alten Häuser und zaubern ein wenig Märchenstimmung ins Nebelgrau. Auf einem Dach kämpft ein Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten gegen die Sturmböen – erfolgreich. Das Gespann ist gut vertäut.
Kleine Holzbuden und ein buntes Karussell bilden eine bunte Reihe auf dem Platz vor der Kirche, wo auch ein riesiger, mit roten Kugeln geschmückter Weihnachtsbaum steht. Gegenüber lockt eine Hütte mit kleinen Kunstwerken aus Glas und die üblichen Verdächtigen wie Würstchengrill und Punschbude fehlen natürlich auch nicht. Ein paar Schritte weiter finden wir weitere Buden, die Kunsthandwerk, Genähtes und Gestricktes verkaufen. Dazu noch eine Mini-Rutschbahn für Kinder.
Eine Zipfel bemützter Zug dreht seine Runden durch die Fußgängerzone und am Steuer sitzt natürlich ein Weihnachtsmann. Bevor auch wir mit dem Gefährt durch die Menge zockeln, wollen wir uns stärken und gehen zum Mittagessen in Johannes Kaffeebar in der Storegade. Ein genialer Laden! Auf zwei Ebenen tummeln sich Tische und Stühle und dazwischen und an den Wänden Regale und Tischchen mit allem, was das herz begehrt. Kulinarische Spezialitäten (von Lachs aus Fanö über Craft Beer bis zu hausgemachten Keksen und Schokolade), Skulpturen, Spa-Produkte, Kunst und Geschenke. Derzeit natürlich mit Schwerpunkt Weihnachten. Nicht kitschig, sondern skandinavisch schön und elegant.
Zum Essen haben wir uns den Dezember-Klassiker Jule-Tapas bestellt. Auf einem Teller werden hübsch angerichtet kleine Fisch- und Fleischspezialitäten serviert.
Mit dem beglückten Gefühl eines wohl gefüllten Magens stürzen wir uns ins Getümmel auf dem Weihnachtsmarkt in Dänemark. Vor der Tour mit dem Weihnachtszug besuchen wir das Weihnachtsgeschäft Tonderns: Die Alte Apotheke – Det Gamle Apotek. Alles über und für Weihnachten. Auf unzähligen Ebenen geben sich Weihnachtsmänner, Wichtel, Kerzen und Kugeln ein buntes Stelldichein. Geschmückte Stuben in klassisch Rot-Weiß, aber auch in Gold, Grün und Naturtönen. Jedes Detail stimmt und ist liebevoll ausgestaltet. Meine Augen leuchten und vor dem absehbaren Kaufrausch rettet mich mein Fünfjähriger, der endlich Zug fahren will.
Wir ergattern einen Platz im ersten Wagen, wo uns heftiger, mit pfeilscharfen Regentropfen gespickter Wind uns ins Gesicht peitscht. Tapfer kuscheln wir uns aneinander, wärmen gegenseitig unsere Eisfinger. Plötzlich ertönt hinter uns lauter, fröhlicher Gesang. Die Dänen haben ein Lied angestimmt. Irgendwie geht es um Weihnachten und wegfliegende Rentiere oder so ähnlich. Einfach mitreißend, wie die Dänen das fiese Wetter einfach wegsingen. Mit einem Lächeln und ein paar Tüten mit Weihnachtsdeko ziehen wir los. Ja, Tondern ist wirklich DIE Weihnachtsstadt.
Am nächsten Tag erkunden wir den Weihnachtsmarkt in Ribe. Auch die alte Wikingerstadt ist festlich geschmückt und Weihnachtsbuden tummeln auf dem Domplatz (Torvet) und in der Fußgängerzone. Jeder Weihnachtsmarkt in Dänemark ist anders und hat sein eigenes Motto. In Ribe dreht sich alles um „Peters Weihnacht“, einem alten, gereimten Kinderbuch, das das Weihnachten in der Mitte des 19. Jahrhunderts beschreibt. Johan Krohn, der Autor des Büchleins, feierte oft mit seinem Bruder Weihnachten in Ribe.
Sämtliche Geschäfte und Restaurants in der Domstadt haben sich dem Anno dazumal verschrieben. Auch in Ribe hat der Wettergott kein Einsehen und statt Schnee und Sonne gibt es Regen und Grau. Wir passen uns den Dänen an und ignorieren das Schmuddelwetter. Beide mit Weihnachtsmützen geschmückt, lassen wir uns weihnachtlich verführen. „Ihr Kinderlein kommet“, tönt es durch den Nebel, ein Klang, der uns magisch anzieht und in den Dom führt. Jemand übt auf der Orgel für den Festgottesdienst. Außer uns ist niemand in der Kirche, aber alle Kerzen brennen und unsere Herzen gehen auf. Freddie greift meine Hand und gemeinsam erleben wir einen ganz besonderen Moment.
Ganz gerührt schlendern wir durch die Buden auf dem Domkirkepladsen. Nur mit Mühe kann ich Freddie die handgefertigten Bürsten und Besen ausreden, die es ihm angetan haben. Wir gucken in die schön geschmückten Geschäfte. Weihnachten hat hier etwas Edles und Elegantes, fern von buntem Kitsch.
Bummeln macht hungrig und ich bin froh als wir das Restaurant Weis Stue erreichen. Gut, dass wir reserviert haben, denn am Weihnachtswochenende brummt es in dem historischen Fachwerkhaus, eines der ältesten Gasthäuser Dänemarks, wie in einem Bienenstock. Natürlich essen wir das Weihnachtsmenü mit mariniertem Hering, Rippenstück mit Äpfeln und Zwetschgen und Milchreis mit Mandeln. Wir haben einen Logenplatz direkt am Fenster und können das Treiben draußen gut beobachten.
Plötzlich rennen ein paar Jungs über den Marktplatz und jagen einem Stoffball hinterher. Wenig später trippeln ein paar elegante Damen im Pilz vorüber, die ihre Nasen über die dreckigen, in Lumpen gehüllte Kinder rümpfen. Peters Jul Theatergruppe zieht durch die Straßen und zeigt, wie das Leben um 1850 zuging.
Wir wagen uns wieder hinaus und der Regen hat aufgehört. Auch in Ribe finde ich die geniale Shop-Restaurant-Kombination. Besonders schöne Dinge habe ich im Cafe Quedens gefunden. In einem Hinterhof in einer Seitenstraße hüpft Freddies Herz höher: Gelebtes Handwerk aus dem 19. Jahrhundert. Seile drehen, Papier schöpfen, Kerzen ziehen und vieles mehr. Dazu selbst gebackene, leckere Kekse und Kaffee. Weihnachten kann nun wirklich kommen.
Übernachten in Ribe
Mein Tipp ist Ribe Camping http://www.ribecamping.dk/idd2.asp. Camping ist in Dänemark mehr als Zelt und Wohnmobil, auf den Plätzen gibt es wunderbare Hütten. Ganz neu, modern und mit allem ausgestattet sind die Vadehavshytte. Einfach nur gemütlich, eben hyggelig wie die Dänen sagen.
Die Reise wurde unterstützt von VisitDenmark. Danke dafür!
Pingback: Eine hyggeligge Kurz-Reise nach Dänemark: von Hamburg nach Søndervig - Teilzeitreisender.de
Dänemark ist in der Vorweihnachtszeit wirklich schön. Wir haben zum Glück nur eine gute Stunde Fahrt bis zu Grenzen und darum gehört ein Ausflug auf einen dänischen Weihnachtsmarkt für uns auch immer in den Dezember. Ribe haben wir noch nicht besucht und haben es deshalb für dieses Jahr auf die Liste genommen.
Auch die Städte Aabenraa und Haderlev an der Ostseeküste haben nette kleine und individuelle Weihnachtsmärkte, die für einen Besuch lohnen. Die sind auch noch nicht so von deutschen Touristen überlaufen wie in Tønder.