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Schloss Kirchberg: Kleinbauern und Heumilcheis

Eigentlich nur eine „ganz normale“ Zwischenstation auf unserer Reise über die Burgenstraße. Leckeres Eis soll es hier auf dem Schloss geben, so viel wussten wir schon. Aber schnell haben wir festgestellt: Dies ist nicht irgendein altes Gemäuer. Rund um den riesigen Gebäudekomplex haben sich in den alten Fachwerkhäusern Kunsthandwerker angesiedelt. Alles strahlt hier alternativen Lebensstil aus. 

Ausnahmsweise wohnt hier kein Adliger und in den Mauern befindet sich auch kein verstaubtes Museum. Auf Schloss Kirchberg an der Jagst wuselt das Leben. Es gibt so ziemlich alles, was unkonventionell ist. Senioren-WGs, ungewöhnliche Veranstaltungen, Kulturprojekte und Produkte aus heimischer Produktion. Dieses Schloss gehört einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Rechte von Kleinbauern einsetzt.

Nachhaltig und ökologisch

Hier in Kirchberg an der Jagst findet seit kurzem – als Gegenpol zum World Economic Forum – auch das World Organic Forum statt. Mit Schwerpunkten wie der Zukunft von nachhaltiger und ökologischer Landwirtschaft, aber auch ganz konkreten Themen wie dem Anbau von Soja in Mitteleuropa als Alternative zur Übersee-Soja.

Vom Dokumentarfilmer zum Eismacher

Und wo wir gerade beim Essen sind: Das Heumilcheis hier aus der Manufaktur fanden wir tatsächlich zum Niederknien. Mein persönlicher Favorit war „Karamell Fleur de Sel“, mein Jüngster schwärmt heute noch vom Vanille-Eis. Und die beiden Macher sind Dokumentarfilmer. Wie kommt man dann auf eine solche Idee? „Dass das Schloss einer bäuerlichen Erzeugergemeinschaft gehört, hat uns gleich gefallen“, erzählt Nina Sohl.

Witzigerweise ist unser Leih-Wohnmobil ein erster Anknüpfungspunkt im Gespräch: Nina war mit ihrem Mann Klaus auch viel mit dem eigenen Wohnmobil in ganz Europa unterwegs. Allerdings zum Drehen, nicht zum Urlauben. Die beiden arbeiten auch gerade parallel zu ihrer „Moo Eismanufaktur“ an einer Filmproduktion.

Aber trotzdem, irgendwann kommt so ein Alter (und das kann ich sehr gut verstehen), in dem man nicht immer nur auf Achse sein möchte. So wurde die Idee zum Heumilcheis geboren. Außerdem sei das Eismachen eine wunderbare Abwechslung zum Filmschnitt und den langen Arbeitstagen vor dem Rechner.

„Es macht mir wahnsinnig viel Spaß, mit den Händen zu arbeiten“, sagt Nina. Gemeinsam mit ihrem Mann wohnt sie auch hier auf dem Schloss. „Genauso, wie wir unsere Dokumentarfilme angehen, sind wir dieser Gründungsidee nachgegangen, haben ganz tief recherchiert.“

Die beiden besuchten Seminare und investierten hohe Summen für spezielles Equipment. Man könne es sich leicht machen und fertige Fünfliter-Eimer im Handel kaufen. „Aber das wollten wir nicht“, erzählt Nina. Stattdessen entwickeln die beiden die Rezepte für ihre ungewöhnlichen Kreationen selbst. 

„Wir sind zudem die erste Manufaktur, die für Demeter-Heumilcheis zertifiziert ist.“ Heumilch, das ist übrigens Milch von Kühen, die im Sommer draußen leben, dort Gras und frische Kräuter von der Weide fressen und im Winter nur Heu und Getreideschrot – keine vergorenen Lebensmittel wie Silage oder gar industriell gefertigtes Tierfutter. Bei Demeter dürfen die Bio-Heumilch-Kühe zudem ihre Hörner behalten. Ihre Zulieferer kennen die beiden natürlich persönlich. Aber das ist ja auch irgendwie logisch, wenn man in einem Schloss wohnt, das Kleinbauern gehört.

Diese Recherche wurde freundlich unterstützt von „Die Burgenstraße e.V.“ und der Wohnmobil-Vermietung „rent easy“. Vielen Dank dafür!

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