Ausflug, Familie, nah dran, natürlich
Kommentare 1

Im Schnee auf dem Goldenen Pfad

Klar kann man zu allen Jahreszeiten das Sauerland besuchen – und den Goldenen Pfad erwandern, etwa wenn die Hochheide leuchtend lila erblüht. Aber es geht auch im Winter. Stichwort „Rin in die Natur!“

Es schneit. Ist etwas nebelig. Aber was soll’s: Wenn man schon mal in der Nähe eines Goldenen Pfades ist, kann man ihn ja mal begehen, dachten wir uns. „Willkommen!“ heißt es auf dem Schild am Einstimmungsplatz, unter „Landschaftstherapie auf der Hochheide“. Und: „Sie verlassen den Alltag.“ So so. Das weckt Erwartungen…

Dieser 5km-Pfad wurde also „nach landschaftstherapeutischen Kriterien angelegt und fördert die psychophysische Gesundheit.“ Zehn so genannte Achtsamkeitsstationen warten und sollen dabei helfen, zu entspannen, sich mit der Landschaft zu verbinden und die Natur bewusst zu genießen. Also denn.

Zehn mal Achtsamkeit

Erstmal müssen wir jetzt los hier, die Zwerge werden schon ganz unruhig – und Noch-länger-in-der-Kälte-Stehen fördert am Ende noch die physische Erkältung…?

Die erste Station ist der „Landschaftsbalkon“ – die Holzplattform soll den Blick frei geben auf die Hügel am Horizont, die Ausdehnung der Wälder und Felder „und den in der Unendlichkeit verschwimmenden Horizont“, sagt das Schild. Heute verschwimmt es eher schon in zwanzig Metern… Nebliges Winterwetter halt. Aber die Tipps zum Erspüren, In-sich-Gucken und die Gedanken-Anregungen sind ganz spannend. Lassen Sie sich nie wieder von Kleinigkeiten stressen! Yeah!

Einmal umgedreht und gleich sind wir in der Niedersfelder Hochheide. Station 2: „Heide sehen, Heide verstehen“. Rundherum Kiefern und Wacholder, über dem angeblichen Teppich aus Heidekraut und Blaubeeren, Gräsern und Moosen – ein schöner weißer Schneeteppich. Nix drängt hier.

Nur die Kids wollen weiter… Da hinten steht ein metallener Notenschlüssel mitten auf dem Weg. Augen zu und Ohren auf – sind Vögel zu hören? Der Wind in den Bäumen, irgendwelche Insekten im Winter? „Musica natura“ sagt mir, dass auch völlige Stille nerven kann.

Der „Ort der Besinnung“ liegt unter einer Riesenfichte mit Kerzenstellplatz und einem großen Kreuz nebenan. Dazu lauter kleine Stelen – Holzpfähle mit Sinnsprüchen. Horaz rät zu Humor, Kafka zu Vertrauen, etc. Genug Stoff zum Nachdenken unterwegs.

Monochrome Hochheide

Zerzauste Kiefer folgen, verzauberter Wald, ein dickes Märchenbuch, das unzerstörbar auf einem Baumstumpf alle Wetter überdauert. Märchen passen gut zu dem kleinen Wald – kommen Zwerge um die Ecke? Wohnt der Froschkönig im Weiher? Auch hier hätten die Brüder Grimm Stoff finden können. Heute alles in schwarz-grau-weiß, eine monochrome Märchenlandschaft.

Dann führt links ein Weglein in den Wald zu Platz für die „Kronen-Meditation“. In anderen Worten: Von den bequemen Liegebänken aus blicken wir steil in die hohen Kronen. Perfekt, die Gedanken wandern zu lassen. Oder für ein kurzes Schläfchen. Na, besser im Sommer dann…

Jetzt geht’s weiter durch den Schnee zur Hoppecke-Quelle – ein grünes Loch im Weiß, unter einem sprudelt es sanft. Irgendein Froschkönig hier? Jedenfalls haben Leute offenbar Spaß beim Wandern und verzieren die Bänke. Horaz lässt grüßen… Und den aktuellen Gedanken zum Thema Anfangen und Aufhören liefert Cicero.

Für die neunte Station und den „Luftgenuss“ steht in der offenen Weite eine Bank bereit. Atmen, Luft schmecken, Flügel wachsen. Einfach sitzen…
Und dann geht’s zum „Gipfel“, hinauf auf den Clemensberg. Mit tollem Rundblick und einer musikalischen Überraschung. Also Rundblick – da wären wir wieder am Anfang: Heute etwas nebelig, Stichwort Weiße Wand…. Aber schön frisch!

So ist der Rundweg auch schon gerundet. Ganz schön war’s. Weiße Wunderlandschaft und anregende Gedanken-Anstöße. Unterwegs eine Erinnerung an die blühende Heide – von August bis September soll die Landschaft hier in Lila erstrahlen, untermalt von goldenen Herbsttönen. Manche sagen, schöner als in der Lüneburger Heide. Das möcht’ ich mir dann doch auch mal anschauen.

 

GUT ZU WISSEN

  • Der Goldene Pfad durchzieht die Niedersfelder Hochheide im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, am Fuße des Langenbergs. Das Gebiet ist das größte der europaweit seltenen Bergheide im Nordwesten Deutschlands. Anders als Sandheide wie in der Lüneburger Heide ist Bergheide nur noch in kleineren Arealen zu finden
  • Durch die Heidelandschaft auf einem Hochplateau (800m Meereshöhe) schuf 2015 der Psychologe Reinhard Schober den Pfad, auf dem Wanderfreundeund andere Menschen durch außergewöhnliche Natureindrücke und eigene Achtsamkeit zur Ruhe finden sollen.
  • Der Goldene Pfad gehört zu den 43 Sauerland-Seelenorten, ausgewählt von den Bewohnern der Qualitätsregion „Sauerland-Wanderdörfer“.
  • Anfahrt: In der Ortsmitte von Niedersfeld geht von der B480 die Straße Richtung Goldener Pfad, der Beschilderung „Hochheide“ folgen. Der Parkplatz direkt am Rande der Heide ist kostenfrei.

Heide zur Blütezeit? Wir Reisefedern haben auch schon die Heide im Emsland und die Lüneburger Heide besucht, sogar ein Buch über die Lüneburger Heide ist mit uns als Autoren entstanden

 

1 Kommentare

  1. Sanne sagt

    Ich war das letzte Mal auf dem Goldenen Pfad, als die Heide geblüht hat. Das war schön, aber auch relativ voll. Ich glaube, so im Winter gefällt es mir mindestens genauso gut. Danke für den Tipp und die Bilder!

Kommentar verfassen