Glattgeschliffene Felsen, Blumen, die sich in Felsnischen ducken und kulturhistorische Relike aus der Bronzezeit: Bohuslän im Sommer ist ein Traum.Auch wenn mich die Politik in Schweden zunehmend irritiert: Das Land im Norden bleibt mit seiner Weite und der atemberaubend schönen, wilden Natur ein Sehnsuchtsort. Und es muss nicht immer Wald oder Fjäll sein. Schwedens Westküste in Bohuslän entfaltet im Sommer einen ganz speziellen Zauber, an Land und draußen im Meer auf vielen Inseln. Weltkulturerbe gibt es hier auch: In Tanum hat man Felsritzungen aus der Bronzezeit gefunden.
Im Tjurpannan Naturschutzgebiet
Es ist nicht groß, das Schutzgebiet Tjurpannan bei Grebbestad. Auf mehreren markierten Wegen kann man seine ganze Schönheit und Wildheit erlaufen: Am Ufer überall rundgeschliffene Felsen, an die das Wasser brandet. Heidekraut und Blumen nutzen jede Nische zum Wachsen. Es ist nicht besonders warm, vielleicht 20 Grad, und eine Brise weht auch immer. Trotzdem hat die schwedische Sonne eine enorme Kraft.Ein Piepen liegt in der Luft, Vögel. Eine verirrte Hummel brummt heran – hier gibt es keine Blüten. Also zieht sie weiter. Das vorherrschende Geräusch ist wieder die See, die an die Felsen brandet. Weiter im Landesinneren zeigen gekrümmte Windflüchter, von wo der Wind stetig weht, und Steinhaufen liegen als letzte Relikte der Eiszeit in der Landschaft. Ein Stück weiter lümmeln Kühe auf einem kargen, aber immerhin grünen Stück Land. Und freche Möwen buhlen darum, ein Stück vom Picknick auf den sonnenwarmen Felsen abzubekommen.
Felseinritzungen in Tanum
Drei Jahrtausende! Die Felseinritzungen in Tanum sind rund 3000 Jahre alt. Sie reihen sich ein in das UNESCO-Erbe der Menschheit, zusammen mit den Pyramiden in Ägypten, dem Grand Canyon und der Chinesischen Mauer. Die einritzten Bilder geben nämlich, so die Begründung der Kommission, ein außergewöhnlich gutes Bild davon ab, wie das Leben der Menschen hier in der Bronzezeit ausgesehen hat. Und das hiesige UNESCO-Weltkulturerbe ist riesig: In einem 41 Quadratkilometer großen Gebiet finden sich Einritzungen an rund 600 Stellen. Also entdeckte. Unter dem Waldboden mögen weitere schlummern.
Das Vitlycke Museum (lohnt sich und kostet keinen Eintritt) in Tanum ist das Besucherzentrum im Welterbe von Tanum. Eine Ausstellung informiert über das Leben in der Bronzezeit, ein großer Museumsshop bietet unter anderem Schmuck, Wolldecken und Keramik. Kostenlose Führungen draußen erläutern die Einritzungen. Es sind vor allem Boote, Tiere und Jagdszenen. Rot angemalt waren die früher allerdings nicht. Das hat man gemacht, damit die Zeichnungen für die Besucher besser zu erkennen sind.
Die wohl bekannteste davon ist auf dem schwedischen 50-Kronen-Schein abgebildet, es zeigt drei Boote mit Besatzung, die Paddel und Äxte dabei haben. Allerdings ist dieser Geldschein nicht mehr sehr verbreitet, denn man bezahlt in Schweden einfach nicht mehr mit Bargeld. Tatsächlich habe ich diesmal nicht ein einziges Mal Bargeld gebraucht. Oder anders gesagt, vieles wäre ohne Karte gar nicht gegangen. Selbst die Kugel Eis wird mit Karte beglichen, geparkt (bzw. die Parkgebühr gezahlt) wird per Kreditkarte oder eigener Park-App.
Auf die Wetterinseln
Seit ich vor einigen Jahren einmal hier war, war mir klar: Ich muss nochmal herkommen. Die Wetterinseln, Schwedens westlichste Inselgruppe in der Provinz Bohuslän, haben mich damals stark beeindruckt. Es ist ein ganz besonderes Stück Land, ganz weit draußen im Skagerrak.
Allerdings war ich damals im September, also in der Nachsaison, dort. Jetzt, Anfang August, sind noch Ferien in Schweden, und auch halb Deutschland und der Rest von Europa scheint sich in Bohuslän und speziell in Fjällbacka herumzutreiben – von hier holt uns der Katamaran, der zu den Inseln gehört, ab. Der hübsche kleine Küstenort Fjällbacka ist vor Jahren von zum Publikumsliebling aufgestiegen, seit Camilla Läckberg hier ihre Krimis spielen lässt.
Wir warten auf dem Steg im Yachthafen, als der Katamaran um die Ecke biegt. Rasant geht es nun in einer guten halben Stunden übers Meer, und auch im Hafen der Wetterinseln, direkt vor dem gelben Väderöarnas Värdshus gelegen, ist dann mächtig was los. Bohuslän ist ein sehr beliebtes Segelrevier in Schweden, und so ankern im und vor dem Hafen, aber auch in den Buchten rundum zum Teil dicke Yachten und die Segler tummeln sich auf den Felsen und im Café.
Wir schnappen uns nur schnell ein Eis und gehen dann lieber in die Inselmitte, suchen die Felseinritzungen der Lotsen und genießen später mit einem Buch die Wärme auf den Felsen. Als die Sonne schon fast untergeht (gegen 9 Uhr Anfang August) bringt uns der Katamaran zurück nach Fjällbacka. Da empfängt uns traditioneller Tanz mit Akkordeonmusik am Kai. Schwedischer geht es kaum.
Einziger Wermutstopfen in der Idylle hier sind die vielen Wohnmobile und Camper. Mit Freiheit in der Natur hat es in meinen Augen jedenfalls so gar nichts mehr zu tun, wenn man die Nacht mit unzähligen anderen auf einem geschotterten Parkplatz neben dem Industriegebiet verbringt. Die allgegenwärige weiße Amarda hat mich in diesem Jahr echt massiv genervt. Es waren einfach zu viele und sie waren überall.
*********** Gut zu wissen ***********
Hier findet ihr Infos zum Naturschutzgebiet Tjurpannan.
Das UNESCO-Welterbe Tanum mit dem Vitlycke-Museum liegt direkt neben der E6 Richtung Oslo, Abfahrt Tanumshede.
Eine Tagestour auf die Wetterinseln könnt ihr beim Väderöarnas Värdshus buchen. Man kann dort auch schön (aber nicht ganz günstig) im Wirtshaus oder in liebevoll renovierten kleinen Lotsenhäuschen übernachten. Zu trinken gibt es dort übrigend Meerwasser aus der eigenen Entsalzungsanlage – und das schmeckt verblüffend gut! Achtung, der Katamaran kann pro Tour nur wenige Passagiere mitnehmen, also rechtzeitig anfragen. Er fährt normalerweise von Hamburgsund, in der Hochsaison hält er aber auch in Fjällbacka.
Allgemeine Infos und Tipps zu Schweden bekommt ihr bei Visit Sweden und speziell zu Bohuslän bei Westschweden.
Lust auf mehr Schweden? Bitteschön: Floßfahrt auf dem Klarälven, 11 Tipps für Südschweden, 72 Hour Cabin in Dalsland, Gotland und das kleine, wilde Fårö.
Die Fotos sind wie gemalt – einfach wunderschön!