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Bali: Der Tanz der Götter und andere alte Traditionen

Sie reißt die großen dunklen Augen dramatisch auf und rollt sie zur Seite, zieht sie ruckartig nach oben und nach unten. Der türkis-pinke grelle Lidschatten und die hochgesteckte Haarmähne unterstützen die Dramatik. Das junge Mädchen ähnelt fast einer Geisha. Die Hände spreizt sie elegant zur Seite. Sie wiegt sich langsam hin und her in ihrem lila-gold glänzenden Sarong und hebt das Bein leicht an – die riesige Krone aus Blüten und vergoldeten Blättern vorsichtig auf dem kleinen Kopf balancierend. Die achtjährige Ari tanzt mit ihren Freundinnen den Tanz der Paläste auf Bali, den Legong

Der Legong
Eine alte Tradition, die auf Bali noch immer von Generation zu Generation weitergegeben wird. Metallisch-klirrende Klänge im Hintergrund: Gamelan-Spieler sitzen neben der mit roten Tüchern bezogenen Bühne – und schlagen mit Hammern auf ihre Metallophone. „Meine Mutter tanzt oft im Tempel, das möchte ich auch eines Tages machen.“ Die scheue Ari keucht, die dicke Schminke läuft ihr den Hals hinunter, während sie von der Bühne steigt.Bali, Ubud, Tanz, Traditionen, Tempel

Am Bühnenrand steht Ketut Sudirawan und lächelt. „Die Kinder sind Teil unserer Kultur“, erzählt er mir. Der Direktor leitet seit 20 Jahren die Tanzschule „Sudirawan“, nahe der Stadt Ubud auf Bali, und unterrichtet Kinder ab sechs.Bali, Ubud, Tanz, Traditionen, Tempel „Erst ab diesem Alter nehmen sie den Tanz ernst“, meint er. Doch es seien immer nur ein paar, die es später wirklich zu etwas bringen. „Viele gehen studieren und vergessen ihr Talent“, bilanciert der ehemalige Tanzstar.Bali, Ubud, Tanz, Traditionen, Tempel Schnell kommt er auf den wieder boomenden Tourismus Balis zu sprechen. Tourismus und Kultur würden sich hier extrem gegenseitig bedingen. „Die Tänzer werden motiviert durch zuschauende Touristen und – natürlich – die Honorare in den Hotels, in denen sie auftreten.“

Insel des Friedens erschüttert
Vor 15 Jahren waren die Hotels leer. 2002 wurde die Insel des Friedens mit ihren immer freundlichen Bewohnern, tausenden von grünen Reisfeldern und teilweise noch sehr ursprünglichen Dörfern vom Terrorismus erschüttert: Über 200 Menschen kamen bei zwei Bombenanschlägen in der Touristenhochburg Kuta ums Leben. Die Besucherzahlen sackten ab von 1,3 Millionen auf 900 000 im Jahr 2003, die Balinesen verloren ihre besten Kunden. „Wir erkannten plötzlich, wie sehr wir vom Tourismus abhängig sind und jahrzehntelang unsere Landwirtschaft vernachlässigt hatten“, erzählt Nyoman Sandhi in fließendem Deutsch. Der Balinese zeigt Reisegruppen seit 24 Jahren seine traumhaft schöne Heimat.

Doch der Tourismus erholte sich wieder. 2011 besuchten mehr als doppelt soviele Urlauber wie vor den Bomben die Insel der tausend Tempel. Den Göttern sei Dank.

Ubud
Ein nach wie vor beliebtes Ziel ist das kulturelle Zentrum Balis: Ubud, im feucht-dampfenden Nebelwald gelegen. Schon seit Jahrhunderten leben hier im Landesinneren die besten Holzschnitzer, Maler und Steinmetze. Seinen Backpacker-Charme hat der Ort nicht verloren, auch wenn sich inzwischen an der Monkey Road Shop an Shop reiht, viele Reisebusse am Königspalast Halt machen und immer mehr Luxushotels in den Schluchten der tropischen Wälder eröffnen. Doch es reicht, nur ein paar Straßen weiter zu fahren, um in eine andere Welt einzutauchen.

„Die meisten Urlauber kommen für einen Tag und meinen, jetzt kennen sie den Ort. Aber das hier ist das wahre Ubud“, sagt Agung Rai morgens früh um sechs in Taman, einem winzigen Dorf, keine fünf Minuten von dem Kulturort entfernt. Hinter dem Ubuder mit dem verschmitzten Grinsen zieht der Frühnebel noch über wassergetränkte Felder. Knatschgrüne Reispflanzen sprießen der Sonne entgegen. Majestätische Palmenwälder spiegeln sich in den Gewässern wider. Das hektische Hupen der Mopeds in den Straßen Ubuds ist weit weg. In den verwunschenen, mit Moos bedeckten Hindutempeln legen Frauen in farbenprächtigen Sarongs Opfergaben auf Palmenblättern nieder, murmeln Mantras. Eine Ruhe des Friedens.

Rai und die alten Traditionen
Rai ist weit gereister Kunsthändler und Gründer des ARMA-Museums, der größten Privat-Gemäldesammlung Balis.

Doch bei seiner „Golden Hour Tour“ verwandelt sich der 62-Jährige wieder in den Bauernsohn, als der er geboren wurde. „Meine Familie lebt seit vielen Jahrzehnten mit mehreren Generationen unter einem Dach. Wir Kinder lernen alles von unseren Eltern“, erklärt Rai die immer noch große Bedeutung des Familienbundes auf Bali.Bali, Ubud, Tanz, Traditionen, Tempel Während unseres Spaziergangs durch Taman redet er ununterbrochen. Von Tradition, Familie, Tempelfesten, Gesellschaftsschichten. Unterschiede sind schnell festzustellen: Der Wohlstand einer balinesischen Familie zeigt sich in ihrem Haustempel, in den mit Sarongs behangenen, vergoldeten Pagoden, in der Reichhaltigkeit ihrer Opfergaben. Die Dorftempel sind alle ähnlich, weniger üppig gestaltet. Dann machen wir mit Rai plötzlich an einem Versammlungsplatz des Dorfrates Halt, die Ruhe ist vorbei. Überall sitzen Frauen in weißen Spitzenblusen und dunkelroten Sarongs, schwatzen miteinander, sind arg beschäftigt.Bali, Ubud, Tanz, Traditionen, Tempel

Sie stellen hunderte von Mabanten, kleinen Opfergaben, her: Kegel aus Reis – die den Vulkanen Balis ähneln, verziert mit Blüten und Früchten in kunstvoll zusammengesteckten Palmenblättern. „Alle Generationen nehmen an den Vorbereitungen teil“, weiß Rai. Stundenlang, tagelang. Die Arbeitswelt steht still, wenn ein Fest ansteht.

Doch nur die Älteren bearbeiten die geflochtenen Opfertürme, schon als Kinder erlernen die Frauen die komplizierten Flecht-, Steck- und Backtechniken. An den Türmen werden meist Bananen, Reiskuchen, Hibiscus- und Amaryllisblüten befestigt. Auch im mit gelben und roten Schirmen geschmückten Dorftempel herrscht reges Tun, der süße Duft von Räucherstäbchen zieht um die lavagrauen Götterstatuen: Ein Wildschwein wird über offenem Feuer gebraten.

Alles kommt auf die Opfertürme – und wird den Bhataras, gottgewordenen Ahnen, bei der Zeremonie später angeboten. An diesem Tag steht das Pomunka-Fest an: „Es geht um Revitalisierung, neue Energie für den Tempel – und ist den Geistern der Unterwelt gewidmet“, erklärt mir Rai, während auch er ein Schälchen mit Reiskörnern und Blüten hinlegt.

Die Balinesen leben nur für ihren Glauben. Und der Tanz ist ein wichtiger Bestandteil dessen. „Bei den Zeremonien huldigen die Mädchen mit ihren Tänzen den Göttern, egal wie talentiert sie sind“, sagt Direktor Sudirawan. Wer noch mehr zu Asien bei uns lesen möchte, hier eine China-Geschichte von Dörte.

Anreise:  Mit Etihad ab Düsseldorf mit zwei Zwischenstopps nach Bali.

Übernachten:  Im romantisch-verwunschenen Arma Bali mit kleinen balinesischen Bungalows mitten in den Reisfeldern von Ubud.

Einfach toll, schön ruhig und außergewöhnlich.

Tanz: Legong-Vorstellungen gibt es im ARMA-Museum, im Ubud-Palast, natürlich in einigen Tempeln, aber auch Hotels von Ubud.

Tipp für längere Touren: Nehmt lieber einen Wagen mit Fahrer für Tagestouren oder den Hotelwechsel in einen anderen Ort – als selbst zu fahren. Die Fahrweise der Balinesen ist gewöhnungsbedürftig. Mietwagen mit Fahrer werden fast an jeder Ecke angeboten oder direkt auch im Hotel.

2 Kommentare

  1. I Nyoman Sandhi sagt

    Ende März -April sind auf Bali wieder sonders ceremonie ( neue Jahr und Galungan )
    Ogoh ogoh an neue Jahr und Penjor , geschmücktes Bambu mit Palm Blätter und bunte Blumen am Eingang gestellt werden
    ( Sandhi )

    • Oh danke Sandhi! Muss dringend bald mal wieder kommen. Dann melden wir uns wieder bei dir! Danke noch einmal. Du bist ein super guide! lg Sandra

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