Shopping, das klingt erstmal nur nach Konsumwahn und Kaufsucht. Aber es gibt diese Geschäfte, die so liebevoll und kreativ eingerichtet sind, die handgemachte Produkte aus der Region anbieten, dass das Stöbern, Anschauen und Probieren zum wahren Genusserlebnis wird. Wir sind auf unseren Reisen einigen dieser Shops begegnet. Und hier gibt es unsere ganze persönliche – natürlich sehr subjektive – Auswahl der schönsten Shops.
Tafona da Herminia: Jüdische Kekse aus Spanien
Wie aus der Zeit gefallen wirkt die Tafona da Herminia im mittelalterlichen Städtchen Ribadivia im spanischen Galicien. Hier zaubert die 80-jährige Bäckerin Herminia Rodríguez in ihrem Holzofen Köstlichkeiten nach alten jüdischen Rezepten. Und deren Ruf macht sie inzwischen weit über die spanischen Grenzen bekannt.
Als wir hereinkommen, strahlt die Ofenwand noch immer kuschelige Restwärme ab. Jeden Morgen um 4 Uhr früh heizt Herminia ihn mit Holz an. Ob sie jemals daran gedacht hat, auf Elektrizität umzusteigen? Entsetzt schaut sie uns an. Das sei wie beim Brot, das wisse man doch: „Wenn man ihm keine Zeit gibt zum Backen, dann schmeckt es einfach nicht!“ Ihre Kekse gehören zu den leckersten, die ich je probiert habe , vom saftigen Mandelgebäck, das auf der Zunge zergeht, bis zu den mit Datteln gefüllten Mamoules. Mehr zu Herminia findet Ihr in diesem Blogartikel über die Tafona.
Schokolade zum Dahinschmelzen aus Leipzig
In einem der schönsten alten Messehöfe, in Specks Hof, versteckt sich ein Kleinod: Bei amélie gibt es super leckere Pralinenkreationen in unzähligen Variationen und wunderschön designte Schokolade aus Leipzig. Wer also keine Lust auf Leipziger Lerchen hat – hier gibt es garantiert das perfekte Mitbringsel, sei es für sich selbst oder die Lieben.
Wolle und Leckeres – Avoca Store in Dublin
In diesem Laden in Irlands Hauptstadt ist es eine Freude, einfach zu stöbern. Vor allem gibt es fröhlich bunte Wollkleidung, Schals, Mützen, Socken und Decken im Avoca Store. Im Keller befindet sich eine Feinkostabteilung mit Bäcker, im 2. OG ein großes, trubeliges und lautes, aber auch echt nettes Café mit Mittagsangeboten und hausgebackenem Kuchen. Meine würzige Linsensuppe war lecker, das hausgebackene Brot dazu sensationell. Ein Laden, der einfach gute Laune macht: Zwischen den bunten Wollsachen kann es einem passieren, dass eine der Verkäuferinnen lauthals den ABBA-Song „Thank you for the Music“ mitsingt, der gerade über Lautsprecher läuft… Schräg gegenüber steht übrigens die Statue von Molly Malone, eine der insgesamt zehn Talking Statues in Dublin. 11-13 Suffolk Street, Laden und Café sind geöffnet.
Beim Schuster in Südtirol
Wer dieses Schuhgeschäft betritt, schaut auch direkt in die Werkstatt, wo Armin Stricker noch das klassische Schusterhandwerk ausübt. „Dolce Gabbana und dieses ganze Markenblödsinnszeug, Plastik, viel zu viel Plastik“, sagt er und schüttelt angewidert den Kopf. Der blonde Mitfünfziger spricht leise und mit Dialekt. Ein echtes Südtiroler Original. Einen längeren Blog-Artikel über ihn und seine Schusterwerkstatt in der beschaulichen Kleinstadt Bruneck gibt es hier.
Alfarería Tito – Keramikladen in Ùbeda
Man tritt ein in die Töpferei und fühlt sich gleich heimisch. Wie in einer gemütlicher Wohnküche: Tontöpfe, Teller, Schüsseln, Vasen, Kannen, Gefäße jeder Art, sie stehen dekorativ in einem Innenhof zwischen Palmen und Farnen. Handgefertigtes, meist in Blau, in Grün, typisch andalusische Keramikfarben. Schön anzuschauen, stilvoll – und traditionsreich: Ùbeda ist ein Renaissance-Städtchen im Nordosten von Andalusien (Weltkulturerbe!) mit langer Tradition im Töpfer-Handwerk.
Geschäftsgründer Juan Martínez Vilacanas, kurz Tito genannt, versteht sich als Bewahrer des alten iberischen Kunsthandwerks. Er hält überlieferte Techniken und Design lebendig, setzt ganz bewusst Akzente mit seiner Töpferkunst in eine Zeit, in der viele Alltagsgegenstände längst aus Kunststoffen bestehen. Seine Alfarería ist Werkstatt, Showroom, Museum und Shop zugleich, und genau diese Mischung gibt dem Laden seine Seele. Stöbern macht hier Spaß, und dabei stößt man auch durchaus auf überraschend Modernes: Eine Art Keramik-Sitzkissen für Smartphones…
Makronen aus Nancy
Wohl keine Süßigkeit ist so französisch wie die Macarons – und besonders berühmt sind die aus Nancy: In der gemütlichen Patisserie Maison des Soeurs Macaron in Nancy, Rue Gambetta 21, entsteht diese Spezialität noch nach dem alten Traditionsrezept. Neben Macarons stellt die Patisserie natürlich auch andere süße Spezialitäten her wie etwa die Mirabellen-Mandel-Pâte oder die Bergamote-Bonbons. Mehr kulinarische Tipps für Nancy hat Sandra in diesem Blogartikel zusammengestellt.
Schokolade feiern in der Steiermark
„Bloß am Anfang nicht zu viel probieren, sonst schafft Ihr die leckeren Schokoladen am Schluss nicht mehr!“ Dieser Ratschlag ist Gold wert, denn bei mehr als hundert Verkostungsstationen muss man sich die „Kräfte“ in der gläsernen Schokoladenmanufaktur gut einteilen. Jeder Besucher bekommt zu Anfang einen eigenen Löffel und kann an den Spendern in der Erlebniswelt Leckereien probieren. Am Anfang stehen die Rohstoffe: Welche Kakaobohne schmeckt mir am besten? Welcher Rohzucker?
Und irgendwann tauchen dann im Shop fertige Schokoladenkreationen wie Johannisbeer-Lavendel oder Passionsfrucht-Thymian und Schokoflocken auf, die langsam auf der Zunge zergehen. Zum Glück kann man hier überall Wasser trinken, sonst wäre trotz der köstlichen Sorten so viel Süße schwer zu verkraften.
Bücherparadies für Nostalgiker in Stockholm
Liebt ihr auch Bücher? Und lest sie wie ich total gern in der Sprache eures Lieblingslandes? Eine verwunschene Buchhandlung habe ich in Stockholms Stadtteil Södermalm in der Götgatan entdeckt. Mit dem Söderbokhandeln aus dem Jahr 1927 betritt man irgendwie eine vergangene Welt: Keine Spur von gewitztem Ladenkonzept oder dem ohnehin immer gleiche Look von Buchhandelsketten. Stattdessen Bücherregale, vollgestopft bis unter die Decke und die notwendigen Leitern gleich daneben. Hier scheint die zeit stehen geblieben zu sein und man konzentriert man sich einfach aufs Wesentliche: Bücher.
Der Hutmacher vom Tegernsee
Martin Wiesner machte die Tradition, die Tracht zu seinem Beruf. Seit 2005 hat er seinen eigenen Laden mit Werkstatt, winzigklein, aber mit Blick auf den Ringberg – ganz in der Nähe des gemütlichen Tegernsees, in Kreuth.
Die Werkstatt ist vollgepackt mit flaschengrünen, samtweichen Trachtenhüten, edlen Strohhüten für die Dame – Unikate nach historischen Vorlagen. Mehr Impressionen vom Hutmacher findet Ihr übrigens in diesem Blogbeitrag.
Alte Keramik-Tradition an der Algarve
Der irische Maler Patrick Swift und sein portugiesischer Kollege Lima de Freitas gründeten Ende der Sechziger die Töpferei Porches Pottery in der Nähe des kleinen gleichnamigen Dorfes im Süden der Algarve.
Die alte Keramikkunst war an der Küste fast ausgestorben. Zusammen mit ein paar alten Töpfern erweckten Patrick und Lima das traditionelle Handwerk wieder zum Leben. Heutzutage führen Patricks Töchter Juliet und Estella ihre Geschäfte weiter.
From Sheep to Shop
Im Ötztaler Schafwollzentrum gibt es nicht nur handgewebte Teppiche, Einlegesohlen, Flaschenwärmer und Wolldecken aus Filz. Hier riecht es auch nach Schaf, wenn man die heiligen Hallen betritt.
Wolle in allen Ausprägungen, ungewaschen und gewaschen, ungekämmt und gekämmt, als Stränge bzw. „Dochtwollschnüre“, gefilzt und ungefilzt, naturweiß, naturbraun und knallbunt liegt in den Hallen – und das alles von heimischen Schafen, deren Wolle direkt hier verarbeitet wird. Noch mehr dazu (und zu einem anderen schönen Shop im spanischen Galicien) findet Ihr hier.
Ein echt interessanter Bericht, vielen Dank dafür ! 🙂
😀 Danke!
Schön, dass es solche Shops noch gibt! Ansonsten ähnelt sich das Angebot in den Innenstädten Europas doch ziemlich, es geht der (landes-) eigene Charakter zunehmend verloren…
Da hast Du Recht, deshalb freut man sich auch so, wenn man solche Shops entdeckt…
Tut mir leid, schöner Bericht aber da war nicht ein Shop für mich dabei… 😂
Lieben Gruß, Ewald
Kann ich mir vorstellen 😂 LG
Iris