Heute ist der Welttag der Ozeane der Vereinten Nationen, kurz auch: Tag des Meeres. Deshalb nehmen wir euch mit zu unseren Lieblingszielen am Meer. Ziel des United Nations World Oceans Day ist, den Meeren und ihren Problemen Aufmerksamkeit zu schenken. Wir finden, da gehören auch die Küstenorte unbedingt dazu. Denn jedes Meer hat etwas ganz Besonderes und prägt die Menschen, die dort leben. Hier sind ein paar unserer Lieblingsmeere und -orte an den Küsten der Welt
Helgoland: Unkaputtbare Hummer-Insel
Jaaanz weit draußen, das ist man in Deutschlands Gewässern nur auf diesem roten Sandsteinfelsen mit kleiner Düneninsel nebendran. Egal, ob Helgoland nun offiziell oder nur im Volksmund die „einzige Hochseeinsel“ des Landes ist – die Luft schmeckt nach Hochsee. Und es sind rund 50 km bis zur Küste im Osten oder Süden. Die Anfahrt dauert… Nur hier, am Felsensockel unter dem Buntsandsteinbrocken, gedeihen Hummer, die hier traditionell als „Knieper“ verspeist werden. Immer umschwärmt sind die Westklippen mit ihren Vogelkolonien. Auf der Düne tummeln sich Seehunde und Kegelrobben. Und dank des Golfstroms ist das Klima auf dem Fels recht milde, hier gedeiht ein Jahrhunderte alter Maulbeerbaum, ebenso Feigen und diverse Palmen, unerwartet. Das größte Wunder ist wahrscheinlich jedoch, dass es Helgoland noch immer gibt: Nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollte ein britischer „Big Bang“ mit fast sieben Kilotonnen Sprengstoff alle Kriegsbefestigungen zerstören, zur Not auch die ganze Insel. Doch der Sandstein war elastischer als gedacht. Kriegsnarben findet man bis heute, aber die Bewohner kamen zurück, die Natur hat überlebt. Helgoland ist hart im Nehmen…
Far out in der Ostsee: Fårö
Gotlands kleine Schwesterinsel Fårö liegt in der Ostsee. Das Meer hat diese karge, wilde Schönheit geprägt, wie aus einer anderen Welt scheinen die vom Wasser erodierten Rauken, verwitterte Säulen aus Kalkstein. Die stehen vor allem im Norden der Insel an den steinigen Stränden und zeugen davon, wie die Ostsee jahrein, jahraus an ihnen genagt hat. Mystisch, kraftvoll ist es hier. Still bis auf das stete Rauschen der Wellen, die sich am Strand brechen. Das Schutzgebiet Langhammars ist berühmt für seine bis zu zehn Meter hohen Rauken. Die Säulen und Figuren sind Überbleibsel eines verwitterten Kalksteinriffs. Man möchte ewig dasitzen und die Landschaft auf sich wirken lassen. Gesichter und Tiere erscheinen in den Steinen und ändern sich, wenn man um sie herumgeht oder die Sonne wandert. Die perfekte Symbiose aus Meer und Steinen.
Bretagne: Wilde Küste im Norden
Die rosa schimmernden, bizarren Felsformationen entlang der Nordküste der Bretagne in Ploumanac’h mit seinen kleinen Steinhäuschen sind immer noch das Aushängeschild der rosafarbenen Granitküste. Eine raue Küste mit der vorgelagerten Insel Ile Tomé und dem Archipel Les Sept Iles. Einfach schön wild und beeindruckend. Den riesigen Hafen besuchen im Sommer Segelboote aus der ganzen Welt, während Surf-Liebhaber am langen Strand von Trestrignel ihrer Leidenschaft nachgehen. Auch Austern sind typisch für die Bretagne: Vor allem vor dem charmanten Fischerdorf Cancale züchtet man die Meeresfrüchte, die flachen „huitres plates“ und die eher ovalen „creuses“ – mit Vinaigrette, gesalzener Butter und Baguette eine wahre Delikatesse! Mehr zu den Austern der Bretagne
Zypern – geteiltes Eiland der Aphrodite
Rund 70 km südlich der Türkei liegt Zypern im Mittelmeer, die „Insel der Götter“. Hier soll die Liebesgöttin Aphrodite dem Schaum des Meeres entstiegen sein. Hier lässt sich der Olympos umwandern – Namensvetter des Götter-Gebirges in Griechenland – oder erklettern. Im Winter sogar per Ski befahren. Hier ist geographisch schon Asien, geschichtlich und politisch aber Europa. Zumindest der Süden der Insel, der zur EU gehört, während die Türkei seit den 1970ern den Nordteil für sich beansprucht. Der Grund? Im Meer rund um Zypern lagern reiche Rohstoffe – Konfliktstoff en masse. Oben an Land bedeutet das dann, dass auch die Hauptstadt in der Mitte geteilt ist: Im Süden heißt sie Nikosia, im Norden Lefkoşa. Auf beiden Seiten steht altgriechisches Erbe, trubelt das Leben. Und mitten hindurch geht ein neutraler Grenzstreifen, von Blauhelmen geschützt. Mit Ausweis schlendert man einfach hindurch. Und in der Mitte spielen die Katzen…
Schwedische Wetterinseln: Ganz weit draußen im Kattegatt
Hier toben die Elemente gern besonders wild. Die Wetterinseln in Bohuslän sind eine karge Inselgruppe weit draußen in der Nordsee. Nicht ein Baum wächst auf den kargen, ja teilweise fast nackten Inseln, die aus Gneis, nicht aus Granit wie sonst in Bohusläns Archipel bestehen. Oft ist der Stein glattgeschliffen vom früheren Inlandeis, an manchen Stellen erkennt man die Rinnen, durch die sich die Gletscher schoben oder in denen ihr Wasser ablief. In geschützten Nischen klammern sich Blumen und Moose an den Untergrund, selbst höchst empfindliche Flechten leuchten dank unglaublich sauberer Luft auf dem Grau der Felsen. 365 Inseln und kleine Holme sollen es insgesamt sein, sagt man, für jeden Tag im Jahr eine – die Wetterinseln, Väderöarna auf Schwedisch, sind ein ganz eigenes, ja auch eigenwilliges Fleckchen Land. Sie sind Schwedens westlichster Ausläufer und haben ein bemerkenswertes Klima: Dank des nahen Golfstroms ist es hier draußen erstaunlicherweise oft sogar wärmer als auf dem Festland. Wind weht eigentlich immer, selten sanft, oft ruppig. Und die Blautöne des Himmels und des Wassers sind unglaublich vielfältig. Überhaupt, das Wasser: Es ist so klar, dass man sich an manchen Stellen in der Karibik wähnen könnte. Wäre es nur nicht so kalt…
Island – Naturwunder in heiß und kalt
Diese kleine große Insel mitten im Nordmeer, die bei jedem Besuch neue Seiten von sich enthüllt. Bunte Vulkangesteine und „ewige“ Gletscher, schroffe Fjorde und schwarzen Strand. Wo Eier im Geysirwasser und Brote im Vulkanboden garen und Bananen im Gewächshaus gedeihen, dank heißem Erddampf. Wo Jahrhunderte lang arme Bauern und Fischer ein karges Leben fristeten, weit abseits von der „zivilisierten Welt“ – und die als älteste durchgehend bestehende Demokratie heute weit vorn ist auch in Sachen Digitalisierung, Kulturförderung und Naturschutz. Hier ist es nie zu heiß, aber auch nie zu kalt, denn der Golfstrom lässt die Temperaturen auch im Winter nie tief sacken – eigentlich müsste Island „Grünland“ heißen und Grönland „Eisland“… Doch der Klimawandel verschont auch die größte Vulkaninsel der Welt nicht: 2019 beerdigten die Isländer offiziell ihren ersten komplett abgeschmolzenen Gletscher, den Okjökull – er dürfte nicht der letzte bleiben. Und was passiert, wenn der Golfstrom abreißt und nicht mehr hier entlangfließt?
Das tote Meer – Schlamm und Salz und Endlichkeit?
Das Meer, das so salzig ist, dass man Zeitung lesend drin sitzen kann – das Bild kannte meine Oma schon aus der Schulzeit. Klingt lustig. Bis heute reiben sich Besucher zur Wellness mit schwarzem Schlick ein und lassen es dann im Salzmeer abspülen. Aber die Wahrheit ist weniger lustig. Auch wenn der See ohne Abfluss schon bei den Alten Griechen als „Totes Meer“ bekannt war, ist es heute in Gefahr, tatsächlich zu verenden. Immer weniger Frischwasser fließt hinein, unter anderem, weil Israel und Jordanien es vorher als Trinkwasser oder zur Bewässerung abzapfen. Vielleicht hilft ein Kanal, der Salzwasser aus dem Roten Meer einbringen soll, das dürfte aber wieder Folgen für die Umwelt des Roten Meeres haben… Noch ist es da.
ABC-Inseln – Europa in Südamerika
Viel wärmer ist es natürlich in der Karibik. Mit türkisblauem Meer vor hellen Traumstränden, Palmen, Flamingos und Kaktuswüsten, pastellfarbigen Steinhäuschen und reichen Tauchgründen… Aruba, Bonaire und Curaçao gehören zu den „Inseln unter dem Winde“ vor der Küste Venezuelas und genießen ein eher trockenes Klima – hier sind sie dem regenbringenden Nordost-Passat weniger ausgesetzt als ihre nördlichen Schwestern „über dem Winde“. Seit der Kolonialzeit gehören die ABC-Inseln zu den Niederlanden, heute freiwillig, und sind deshalb eine besondere Mischung aus holländischer und karibischer Kultur. Die bittere Geschichte von Sklavenhandel und -ausbeutung wird dabei nicht verschwiegen – auch nicht im bunten karibischen Karneval.
Halifax und Bay of Fundy, an Kanadas Ostkante
Nova Scotia, Neuschottland, heißt die Halbinsel in Kanadas Osten – in punkto wilde Küste und stürmische Wetter kann sie mit dem alten Schottland dicke mithalten. Und auch mit dem rauen Charme der alten Fischerdörfer und ihrer Bewohner. Und genauso sympathisch kommt das Innere der Insel rüber, das von Landwirtschaft geprägt ist und von ursprünglicher Natur. Die quirlige Hauptstadt Halifax mit seinem großen Seehafen liegt mittig an der Küste. Hier landeten die Kabelverleger an, die in Flauten und Stürmen die ersten Transatlantikkabel auf den Meeresgrund zwischen Großbritannien und Nordamerika versenkten – ein tolles Museum berichtet von ihren Dramen. Ebenso wie von der Halifax-Explosion, als munitionsbepackte Kriegsschiffe 1917 „versehentlich“ die halbe Halbinsel verwüsteten. Im Jahr 1912 landeten hier Bergungsschiffe mit den Ertrunkenen der Titanic an, in den Jahrzehnten darauf zahllose Auswanderer aus Europa. Aber genug Historie: Schlendern und genießen ist Trumpf in Halifax. Mit einem Boot hinaus aufs Meer. Von dieser Küste übrigens kommen viele der Hummer, die auf Helgoland serviert werden – man kann ja nicht den Felsensockel leerfischen… Und im Südwesten Nova Scotias wartet die Bay of Fundy, mit unglaublichen 21 Metern Tidenhub zwischen Ebbe und Flut.
Südafrika: Kapstadt und der raue Atlantik
Eine Überfahrt zu einer der berühmtesten ehemaligen Gefängnisinseln – Robben Island (Nelson Mandela musste hier 19 Jahre seines Lebens einsitzen) – vor Südafrikas Tafelberg-Bucht kann manchmal recht stürmisch werden. Mehrere Schiffe liefen in der Vergangenheit kurz vor dem rettenden Kapstadt schon auf Grund. Generell ist das Wasser hier vor dem Kap der guten Hoffnung eher kalt, riesige Wale und Haie tummeln sich an der wilden Küste. Trotzdem wunderschöne Sandstrände, an denen Badefreunde relaxen. Die geografische Lage einer der schönsten Städte der Welt ist ziemlich einzigartig: Zu Füßen des imposanten, Nebel umhängenden Tafelberges und gleichzeitig umspült vom wilden, rauen Atlantik-Ocean. Mehr zu Kapstadts Designthemen könnt ihr hier bei uns lesen – interessant auch das andere Kapstadt, die Townships.
Sydneys Botany Bay – wo einst Cook anlandete
Ein schlichtes Schild namens „Landeplatz“ zeigt auf das Ufer der großen Bucht, Felsen und Wasser, sonst nix Spektakuläres – am Rande von Australiens größter Stadt. Ganz so wird es hier nicht ausgesehen haben vor rund 250 Jahren. alles viel üppiger und artenreicher. James Cook war auf der Endeavour einmal um die halbe Welt gesegelt, hatte in Tahiti den Sternenhimmel und dann die Inseln Neuseelands vermessen, als er im April 1770 erstmals in Australien anlandete. Trinkwasser war knapp, frische Nahrung auch, da entdeckten sie diese große Bucht und blieben für eine Weile zum Vermessen und Erforschen. Weil die beiden Botaniker an Bord, Banks und Solander, von der vielfältigen Flora und Fauna so begeistert waren, hieß die Bucht fortan Botany Bay. Halbwegs artenreich ist es hier noch immer, es gibt viel Natur zu entdecken, denn beide Einfahrtsufer bilden Australiens vielleicht kleinsten Nationalpark. Von einem Gedenkmonument blicken Cook und seine Forscher heute allerdings auf Flughafen, Containerhafen und Sydneys Skyline… Sähe Australien heute anders aus, wenn Cook nicht gelandet wäre?
Danke für das Teilen der 11 Tipps für besondere Ufer. Dank dieses tollen Artikels habe ich Lust zum Reisen bekommen. Ich wünsche „Reisefeder“ weiterhin viel Erfolg!
Danke und hoffentlich findest du deine Lieblingsstelle am Meer!